Die Zahl der Beschuldigten ist laut Staatsanwaltschaft auf 23 angestiegen. Foto: Eich

Laut Staatsanwalt schweigen die Ex-Vorstände. Ermittlungsbericht hat tausende Seiten.

Villingen-Schwenningen - "Akteneinsicht ist gegeben", das sei das gute Recht der Verteidigung. Die Beschuldigten könnten sich selbstverständlich jederzeit zur Sache äußern, hätten sich aber im Fall von Christoph Hess und Peter Ziegler im Hess-Bilanzskandal schlichtweg bislang nicht geäußert, so der Staatsanwalt Peter Lintz.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim, wo die Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität sitzt, die die Ermittlungen in dem Fall leitet, habe das Interview mit Christoph Hess im Schwarzwälder Boten in der vergangenen Woche aufmerksam gelesen. Darin betonte der geschasste Vorstand, mit ihm habe noch niemand gesprochen, um die Vorgänge aufzuarbeiten und ihm Gelegenheit zu geben, sich zu verteidigen. Für die Staatsanwaltschaft aber stellt sich die Lage anders dar: Beide beschuldigten Ex-Vorstände hätten von Anfang an gesagt, sich nicht zu den Vorwürfen zu äußern, und seien auch dabei geblieben. Außer bei der Haftprüfung im Sommer hätten sie kein einziges Mal gegenüber der Staatsanwaltschaft Stellung genommen.

Denselben Tenor hat die Stellungnahme des Insolvenzverwalters Volker Grub, der sich nach Veröffentlichung des Interviews meldete. "Natürlich habe ich viele Fragen an Christoph Hess gestellt, die von ihm jedoch nicht beantwortet wurden. Ich habe deshalb die Möglichkeiten der Insolvenzordnung in Anspruch genommen. So kann ein ehemaliger Vorstand zu Fragen des Insolvenzverwalters durch den Insolvenzrichter vernommen werden. Zwei Termine waren bereits anberaumt", einer davon am 10. Dezember beim Amtsgericht VS – "Christoph Hess ließ über seine Anwälte mitteilen, dass er nicht vernehmungsfähig sei", so Grub und weiter: "umso überraschender ist es", dass Christoph Hess "beim Schwarzwälder Boten ein ausführliches Presseinterview führen kann und zu den Vorgängen Stellung nimmt".

Tausende von Seiten umfasse der Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft Mannheim und der Kriminalpolizei Freiburg, so Grub. Die Verteidiger der Ex-Vorstände hätten zwischenzeitlich Akteneinsicht gehabt – das bestätigte auch Staatsanwalt Peter Lintz. Dort nimmt der Fall indes weitere Dimensionen an.

Stagnierte die Zahl der Beschuldigten zuletzt monatelang bei 17, sei sie nun auf 24 Beschuldigte angestiegen. Vor allem der Vorwurf der Untreue im Zusammenhang mit privaten Dienstleistungen, die durch die Firma abgerechnet worden sein sollen, habe weitere Verdächtige in den Fokus der Ermittlungen gerückt. Dieser Themenblock werde derzeit als erster im Rahmen der Ermittlungen abgearbeitet, um zu prüfen, ob am Ende ein hinreichender Tatverdacht bestehe. In einem Fall habe sich dieser gegen einen Auftragnehmer – also jemanden, der von der Familie Hess mit einer Dienstleistung beauftragt worden sein soll – nicht erfüllt und sei es daher nun zur ersten Verfahrenseinstellung in der noch jungen Geschichte des Hess-Bilanzskandals gekommen.