Insolvenzverwalter Volker Grub, Geschäftsführer Andreas Budde, Reiner Neumeister von der IG Metall, Rechtsanwalt Martin Mucha und der Betriebsratsvorsitzende Bernd Wenzler arbeiten daran, dass das Licht bei Hess nicht ganz ausgeht. Foto: Spitz

Das Insolvenzverfahren kann beginnen. 17 weitere Mitarbeiter müssen gehen. Aufhebungsverträge.

Villingen-Schwenningen - Selten lagen Freud und Leid in einer Firmengeschichte so nah beieinander. Während sich die einen bei Hess über größte Zuversicht für den Villinger Standort freuen, müssen weitere 17 Mitarbeiter gehen, für drei weitere gab es Aufhebungsverträge.

In Villingen geht es weiter, Löbau muss bangen – so lässt sich das vorläufige Ergebnis im Falle Hess zusammenfassen. Der Insolvenzverwalter Volker Grub hatte am Montag beim Amtsgericht sein Gutachten abgegeben, wonach genügend Masse für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. Mai vorhanden sein sollte. Um das laufende Geschäft zu sichern, seien, so der Sanierer und Geschäftsführer Andreas R. Budde, viele Maßnahmen nötig gewesen.

Beispielsweise die Straffung der Produktpalette: Als er sich in den Chefsessel des gestrauchelten Unternehmens gesetzt hatte, habe er eine ziemlich undurchsichtige Situation vorgefunden. "380 Produktgruppen mit 700 Varianten", jetzt gebe es davon noch 54 Produktgruppen und 1500 Varianten, wobei Budde betonte: Mit zehn davon habe man in der Vergangenheit 70 Prozent des Umsatzes im Inland erzielt. Zurück zu den Wurzeln im Sortiment, "in die Premiumnische als Design-Produktführer", weg von einem überbordenden Overhead (von den Mitarbeitern, die nun gehen müssen, säße keiner in der Produktion), das heißt es nun bei Hess.

Aus ihrem Ärger über die geschassten Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler machten Grub und Budde keinen Hehl – immer wieder stoßen sie auf Bemerkenswertes. Etwa darauf, dass noch im vergangenen Jahr, als klar gewesen sei, dass die Umsätze nicht wie erhofft ausfallen würden, 50 neue Mitarbeiter eingestellt worden seien.

Und auch Reiner Neumeister, Geschäftsführer der IG Metall Villingen-Schwenningen, fand äußerst deutliche Worte: Man dürfe zu Recht eine gehörige Portion Wut haben, meinte er. "Größenwahn und Großmannssucht" hätten dazu geführt, dass eine ganze Reihe von Mitarbeitern ihre Arbeitsplätze verlieren. "Ich hätte große Lust darauf, die Beschuldigten einmal so richtig herzuwatschen", stattdessen müsse er auf die Strafverfolgung und die Gerichte vertrauen. Nun gelte es, das Unternehmen mit tollen Produkten und Mitarbeitern wieder in das rechte Licht zu rücken: "Bei Großkriminellen kauft man ungern Leuchten."

Grub machte deutlich: Um ihre Löhne und Gehälter müsse den verbleibenden Hess-Mitarbeitern nicht bange sein – die beiden Monate vom Auslaufen des Insolvenzgeldes der Arbeitsagentur und dem erhofften Vollzug des Verkaufs könne man aus der laufenden Kasse überbrücken. Weniger rosig sähen die Zahlen der Hess AG aus, die nun abgewickelt werde: "80 Millionen Schulden, mit den Rückstellungen für den Schadensersatz" hätten sich summiert, so Grub. Die allerdings spielten für den Fortbestand "der neuen Hess Licht und Form keine Rolle, betonte Budde.