Grub: "Die Staatsanwältin arbeitet intensiv daran". Leuchtenhersteller baut Vertrieb in Belgien aus.
Villingen-Schwenningen - In die Causa Hess kommt Bewegung. Nachdem monatelang nichts ging, soll es im Aufsehen erregenden Bilanzskandal um den Villinger Leuchtenhersteller nach Informationen unserer Zeitung nun zur Anklage kommen.
"Ich kann Ihnen bestätigen: Die Staatsanwältin Dr. Beckert arbeitet intensiv an der Anklage", lässt auch der Rechtsanwalt Volker Grub im Gespräch mit unserer Zeitung verlauten – belangt werden sollten, so Grub, nicht nur die beiden ehemaligen Hess-Chefs Peter Ziegler und Christoph Hess, sondern auch weitere Schlüsselfiguren im Hess-Skandal, etwa der frühere Seniorchef und spätere Aufsichtsrat Jürgen G. Hess.
Volker Grub war als Insolvenzverwalter über das Vermögen der Hess AG stets eng betraut mit dem Fall, in dessen Verlauf allen voran den ehemaligen Vorständen Peter Ziegler und Christoph Hess Bilanzmanipulationen im großen Stil vorgeworfen werden. Auf rund 70 Millionen Euro beziffert Grub den Schaden, "den die angerichtet haben". "Insofern kann man sich nur wundern, wie lange das dauert", meint Grub und findet: "Es ist verheerend, was da passiert", die Prozesse rund um den Fall würden beim Landgericht in Konstanz "furchtbar verschleppt". Wenn die Anklage, wie beabsichtigt, noch im Oktober an das Landgericht in Mannheim gehe, hätten zunächst Haftfälle Vorrang und könne erst im Herbst 2016 mit einem Verhandlungstermin für einen Strafprozess in Mannheim gerechnet werden, "früher nicht, das wäre ein Wunder", so Grub, der davon ausgeht, dass das Verfahren gegen einen der Hauptakteure getrennt verhandelt würde, da dieser derzeit als "nicht vorladungsfähig" gelte.
Der Stuttgarter Rechtsanwalt, der Unternehmen wie Südmilch, Schiesser oder Bauknecht abwickelte, verfolgt den Verlauf des Hess-Skandals seit jeher und meint: "Dass es zur Anklage kommt, ist aus meiner Sicht sicher." Für die Veröffentlichung der Anklage seien bereits Termine ins Auge gefasst worden, die jedoch wegen personeller Angelegenheiten bei der Staatsanwaltschaft nochmals verschoben worden seien.
Personell neu aufgestellt
Dort äußert man sich noch nicht zum weiteren Verlauf, kündigt aber bereits "zur gegebenen Zeit" eine Pressemitteilung über das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens an. Weder zu internen Angelegenheiten noch zu "Spekulationen" wolle man sich äußern, so der Erste Staatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim mit Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität.
Zweieinhalb Jahre sind seit der Insolvenzeröffnung der Hess AG zwischenzeitlich vergangen. Der Villinger Leuchtenhersteller selbst hat den Mantel der Aktiengesellschaft längst abgestreift, den sich Hess im Oktober 2012 mit einem viel beachteten Börsengang angezogen hatte. Der Bilanzskandal um den Leuchtenhersteller fußt unmittelbar auf dieser kurzen Episode, im Laufe derer der Villinger Mittelständler ein börsennotiertes Unternehmen gewesen ist – denn im Vorfeld dieses Börsengangs sollen die Bilanzen des Unternehmens im großen Stil frisiert worden sein. Seinen – allerdings nur vorläufigen – Höhepunkt erreichte der Fall am 21. Januar 2013, als die Vorstände Peter Ziegler und Christoph Hess mit einem Paukenschlag als Chefs des Leuchtenherstellers gefeuert worden sind, die Aktienwerte in der Folge dessen in den Keller rauschten und die Hess AG zuerst Insolvenz anmeldete und dann – wenn auch unrühmliche – Geschichte war.
Als Hess GmbH Licht und Form hat man sich, wieder gestärkt und personell neu aufgestellt, am Markt positioniert. Seit Oktober 2013 firmiert man als ein Unternehmen der niederländischen Nordeon-Gruppe.
Der europäische Licht-Konzern operiert weiter, auch mit seinem Spezialitätenhersteller Hess in Villingen, und ließ gestern weitere Neuigkeiten verlauten: "Die Hess GmbH Licht + Form hat ihre Vertriebsaktivitäten im belgischen Markt intensiviert", Michelle Lefevre verstärke nun als Außendienstmitarbeiterin die Vertriebsaktivitäten in Belgien.