Die Angaben zu Umsatz und Jahresüberschuss 2011 und 2012 der Hess AG wurden erheblich "geschönt". Foto: Archiv

Angaben zu Umsatz und Jahresüberschuss wurden "geschönt". 15 Millionen Euro Verlust erwartet, 

Villingen-Schwenningen - Die Angaben zu Umsatz und Jahresüberschuss 2011 und 2012 der Hess AG wurden erheblich "geschönt". Zu diesem Ergebnis kommt die interne Sonderuntersuchung, die jetzt abgeschlossen ist. Der Aufsichtsrat hat bei seiner gestrigen Sitzung die Verdachtsmomente und Fakten, die am 21. Januar zur Abberufung des bisherigen Vorstands und zu einer Sonderuntersuchung geführt hatten, ausführlich diskutiert und den Abschlussbericht einstimmig zur Kenntnis genommen.

Der Sonderuntersuchungsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass für das Geschäftsjahr 2011 der Umsatz um rund neun Millionen Euro sowie der Jahresüberschuss um rund sechs Millionen Euro zu hoch ausgewiesen wurden.

Auch im Geschäftsjahr 2012 seien erhebliche Korrekturen vorzunehmen, teilt Unternehmenssprecher Marco Walz mit. Entsprechend dem Bericht ist der Umsatz im Jahr 2012 um rund 15 Millionen Euro sowie der Jahresüberschuss um rund neun Millionen überhöht. Auf Grund dieser Ergebnisse erwartet die Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2012 auf Basis des Jahresüberschusses einen Verlust von mindestens 15 Millionen Euro.

Das Ergebnis der Sonderuntersuchung führe dazu, dass der Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2011 angepasst beziehungsweise neu aufgestellt werden muss. Erst nach Vorlage des Jahresabschlusses 2011 könne mit der Prüfung und der Erstellung des Jahresabschlusses 2012 begonnen werden. Das bedeute, dass die Hess AG nicht in der Lage sein wird, den Jahresabschluss sowie den Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2012 innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist zu erstellen. Auch der Bericht zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2013 werde sich auf unbestimmte Zeit verschieben.

Anzahl der Beschuldigten steigt weiter

Nun werde das bereits begonnene Restrukturierungskonzept angepasst und fertiggestellt. Das "finale Restrukturierungskonzept" wird im Laufe des Aprils erwartet.

Die Anzahl der Beschuldigten im Fall Hess steigt indessen weiter: Peter Lintz, der Erste Staatsanwalt und Pressesprecher der Abteilung Wirtschaftskriminalität in Mannheim, erklärte gestern: "Wir sind jetzt bei 15 Beschuldigten". Es handele sich um Mitarbeiter der Firma und des Unternehmens oder aus dessen Umfeld. Vorgeworfen werde ihnen die Beihilfe zur Bilanzfälschung.

Die geschassten Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler indes machten beide von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Darüber, ob abgesehen von Christoph Hess’ Vater Jürgen G. Hess noch weitere Familienmitglieder der beiden im Fokus der Ermittler stehen, wollte Peter Lintz keine Angabe machen.

Indes laufen die Übernahmegespräche auf Hochtouren. Nach Informationen unserer Zeitung soll am Montag ein strategisches Gespräch zwischen Vertretern von Hess mit der Firma Osram, dem österreichischen Leuchtenhersteller Zumtobel und dem Schwenninger Unternehmen Waldmann stattfinden.