Villingen-Schwenningen - Erst vor wenigen Tagen hat Michael Werner, Gesellschafter des Eishockey-Erstligisten Schwenninger Wild Wings, in einem Interview die Pläne eines Umbaus in der Helios-Arena konkretisiert. Nun soll der Gemeinderat am heutigen Mittwoch eben diese Maßnahmen beschließen.

Seit Jahren wird das Thema immer wieder heiß diskutiert: Ein Ausbau des VIP-Bereichs in der Helios-Arena. Nun soll es mit der Maßnahme wohl relativ flott weitergehen: Ein größerer VIP-Bereich sowie eine bauliche Veränderung in den Rängen – etwa 800 Sitzplätze sollen anstelle von circa 1800 Stehplätzen entstehen – wird, wie es aus gut unterrichteten Kreisen heißt, am heutigen Mittwochabend dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt. In diesem Zusammenhang ist auch zu hören, dass einige Räte auf eine Verlegung des Punktes von dem nicht-öffentlichen in den öffentlichen Teil der Sitzung pochen.

Was genau in der Arena verändert werden soll, hat der geschäftsführende Gesellschafter Michael Werner kürzlich dargelegt. So soll an der Nord-Ost-Ecke der Helios-Arena auf verschiedenen Ebenen ein neuer VIP-Bereich mit einer Kapazität von 230 Plätzen (bislang stehen in der Arena etwa 340 VIP-Plätze zur Verfügung) angelegt werden. Eine Besonderheit sei dabei ein Balkon, von dem aus die Atmosphäre in der Halle "so richtig erlebt" werden könne.

Die Umwandlung von Steh- zu Sitzplätzen ist im Bereich unterhalb dreier Blöcke (K, L und M) auf dem Oberrang angedacht. Die Fankurve soll nicht betroffen sein. Diese Maßnahme im Speziellen begründet Werner vor allem mit der Auswertung von Steh- und Sitzplatzbelegungen. Sitzplatzbereiche seien bereits wesentlich besser besucht, zudem gehe der Trend auch weiter in diese Richtung – im Vergleich zu anderen Hallen, in denen Profi-Eishockey gespielt werde, sei mit dem Verhältnis 2600 Sitz- zu 2600 Stehplätzen noch ein "überproportional großes Angebot an Stehplätzen" gegeben.

Beide Maßnahmen seien über kurz oder lang als Einnahmequellen nötig, um wettbewerbsfähig zu sein. Das bekräftigte Werner noch mal vergangene Woche während der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Geschäftsführers Christoph Sandner. "Attraktives und erfolgreiches Eishockey zu spielen, steht als Ziel über allem", so Werner. Um das umzusetzen, brauche Sportmanager Jürgen Rumrich einen angemessenen finanziellen Rahmen.

Bei der Pressekonferenz äußerte Werner seine Hoffnung, dass das Thema noch vor den Sommerferien in ein städtisches Gremium komme – was nun wohl scheinbar auch der Fall ist. Nur dann könnten die Maßnahmen im Falle eines Beschlusses zur Saison 2020/2021 umgesetzt werden. Dennoch sei noch einiges zu klären gewesen, etwa welche Summen von einem Sponsor, mit dem man wegen des VIP-Bereichs verhandle, und welche von der Stadt getragen werden müssten oder wer bei einer Umbaumaßnahme der Zuschauerränge Bauherr sei.

Event-Experte schätzt ein

Ein bei Umbaumaßnahmen häufig gehörtes Argument der "Hauptnutzer" einer Immobilie sind die Vorteile, die auch andere Nutzer haben. Ein potenzieller anderer Nutzer der Helios-Arena ist etwa Christoph Römmler, Geschäftsführer der KAROevents Konzert- und Eventagentur aus Teningen. Römmler vermittelt, organisiert und setzt Kulturveranstaltungen um – auch in Locations wie der Helios-Arena. In diesem Zusammenhang stehe er auch mit Klaus Hässler, dem Geschäftsführer der Kunsteisbahn Villingen-Schwenningen GmbH, regelmäßig in Kontakt.

"Generell macht es immer Sinn, wenn sich die Möglichkeit ergibt, solch eine modernen Halle auch kulturell zu nutzen. Zum einen rein aus finanziellen Gründen, aber auch, weil so neue Zielgruppen erschlossen werden. Wenn dafür etwas verändert wird, ist das immer erfreulich", sagt Römmler. Zum Hintergrund: Die Eishalle soll sich, so die Vision, als Eventlocation zwischen Stuttgart, Zürich und Freiburg behaupten und Stars und Sternchen nach VS holen. Mindestens vier Großveranstaltungen jährlich sollten durch den Abdeck-Boden, der 2013 angeschafft wurde, möglich werden.

Dieses Vorhaben ist nach einem ersten "Boom" 2014 und 2015 – damals lockten Bülent Ceylan, Nena oder Sido das Publikum – zuletzt aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten. Als Hauptgrund gab Hässler Anfang des Jahres die Sanierung der angrenzenden Kunsteisbahn und Curlinghalle an. Bis diese abgeschlossen sei, sei an Großveranstaltungen über den Sport hinaus nicht zu denken.

Generell sieht Römmler die Entwicklung in VS auf einem guten Weg – es sei bereits einiges getan worden. Dennoch "war es mir bisher noch nicht möglich", die Helios-Arena als Veranstaltungsort zu vermitteln. Im Vergleich zu anderen Hallen und gesehen auf die mögliche Zuschauerzahl habe die Helios-Arena Schwächen bei der Infrastruktur. "Die Um- und Aufbauzeiten sind enorm. Man muss vieles an Equipment – etwa auch die Stühle – mitbringen."

Bei Hallen, die als Multifunktionshallen gebaut würden, seien die Garderobensituation, die Lage der Stromanschlüssse oder der Hängepunkte an der Decke keine Faktoren, um die man sich erst selbst kümmern müsse. Das spare Kosten und Zeit. Für "kleine" Künstler sei die Helios-Arena deshalb zu groß und teuer, für Stars relativ klein mit einem großen Verhältnis von Aufwand und Kosten zur Kapazität.

Kommentar: Muss wohl sein

Von Fabian Riesterer

"Mit sieben Euro in der Südkurve ist das nun mal nicht zu finanzieren", ist ein Zitat aus Uli Hoeneß’ Wutrede, als Bayern-Mitglieder 2007 einen zu großen Fokus auf Logen anprangerten. Die Wild-Wings-Verantwortlichen argumentieren hinsichtlich des Umbaus in der Helios-Arena ähnlich: Logen bringen Geld, Geld bringt sportlichen Erfolg. Aus Profi-Eishockey-Sicht wäre ein Beschluss des Gemeinderats ein Beitrag für sportlichen Erfolg. Die Helios-Arena als Mehrzweckhalle aufzubauen, wurde entschieden. Dafür wurde zudem bereits Geld in die Hand genommen. Auch um dieses Projekt erfolgreich anzutreiben, sind die Maßnahmen ein Argument. Die Kritik, dass die Helios-Arena oder VS doch nicht so ideal als Großveranstaltungsort sind wie gedacht, werden die Verantwortlichen wohl so lange hören, bis sie endgültig das Gegenteil beweisen. Wenn sie nicht scheitern.