Verein zur Hagelabwehr kritisiert Zurückhaltung der Landkreise / Saison 2012 ist finanziell noch nicht ganz gedeckt

Von Birgit Heinig

Villingen-Schwenningen. Der Hagelflieger, eine "Partenavia", stand am Samstag zwei Stunden lang auf dem Schwenninger Flugplatz im Mittelpunkt des Interesses. Und mit ihm die Piloten Rainer Schopf, Julia Färber und Oliver Joos sowie das Vorstandsteam des Vereins zur Hagelabwehr.

Streng wissenschaftlich ist die Wirksamkeit von ausgedampfter Acetonlösung mit sechsprozentigem Silberiodid-Anteil zwar noch nicht bewiesen, aber die inzwischen 2350 Vereinsmitglieder, darunter die beiden Städte Villingen-Schwenningen und Tuttlingen sowie die Gemeinden Dauchingen, Deißlingen, Talheim, Durchhausen, Tuningen und Aldingen sind dennoch überzeugt.

Vereinsvorsitzender Heinz Messner weiß, warum: seit über 40 Jahren werden in Amerika und Kanada Feldversuche unternommen, die einen Rückgang des Ernteausfalles durch Hagel zum Beispiel bei Getreide von 75 Prozent belegen. Nach den beiden hiesigen Hagelkatastrophen 2002 und 2006 wurde der Verein 2010 ins Leben gerufen, und seither mühe man sich ehrenamtlich, die Kosten von monatlich 20 000 Euro über Spenden und Mitgliedsbeiträge zu beschaffen, sagt Kassierer Karl-Heinz Heinzelmann, der am Samstag neue Mitglieder gewinnen konnte.

Dennoch: Die Saison 2012 ist bisher lediglich bis Ende August gedeckt, für September fehlen noch rund 10 000 Euro. Besonders ärgerlich sei, sagt der zweite Vorsitzende Gernot Hengstler, dass sich die Landkreise Schwarzwald-Baar und Tuttlingen nach wie vor aus der Finanzierung heraushalten und etliche Gemeinden "zwar profitieren, aber die Last nicht mittragen".

Das zweite Hagelprojekt, das Rainer Schopf mit seinem Team im Rems-Murr-Kreis betreut, werde dort im Gegensatz von der Kreisverwaltung koordiniert.

Am Samstag konnte man sich über den Einsatz des Hagelfliegers eingehend informieren. Die fünf Piloten des Flugbetriebes von Rainer Schopf aus Gerlingen, teilen sich an ihrem Standort, dem Flugplatz Donaueschingen, die Bereitschaftstage, an denen Gewitter zu befürchten sind. "Auf vier bis fünf kritische Tage kommt ein Einsatz", sagt Schopf. Wird dieser über den Wetterradar Karlsruhe empfohlen, "können wir sofort starten", weiß der Fluglehrer um den Vorteil eines kleinen Standortes gegenüber zum Beispiel dem Stuttgarter Flughafen.

Geflogen werde direkt unter den sich aufbauenden Kumuluswolken, die den aus zwei 20-Liter-Tanks an den Flugzeugflügeln ausgestoßenen Silberiodid-Dampf regelrecht "einsaugen". 15 Stunden ist der Hagelflieger 2011 unterwegs gewesen. Dass er dies in den Kreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen nur aufgrund des unermüdlichen Einsatzes ehrenamtlicher Kräfte rund um Heinz Messner tun kann, findet Schopf so bemerkenswert, dass er seinen Hagelflieger "Heinz" genannt hat.

Weitere Informationen: Beitrittserklärungen zum Verein zur Hagelabwehr e. V. gibt es unter www.Hagelabwehr-Suedwest.de. Sponsoren wenden sich an Hagelabwehr-Schwarzwald-Baar-Tuttlingen@gmx.de, Spendenkonto: Sparkasse Schwarzwald-Baar (BLZ 694 500 65), Konto: 151666660.