Für die einen ein Vergegenwärtigen der eigenen Geschichte, für die anderen in der Tat ein Stolperstein. Foto: Archiv

Emotional aufgeladenes Thema im Gemeinderat. Dekan Wolfgang Rüter-Ebel: "Die Steine sind ein aussagekräftiger Weg."

Villingen-Schwenningen - Wären die Namen Schwab oder Rothschild auf Messingplatten ein Problem? Während sich FW und CDU vor der heutigen Gemeinderatssitzung schwer mit den Stolpersteinen tun, ist mancher Hausbesitzer offener für das Thema.

Es sind so einige Adressen im Villinger Stadtgebiet und vereinzelte auch auf Gemarkung Schwenningen, an denen Stolpersteine angebracht werden könnten, sollte die von kirchlicher Seite aus angestoßene Initiative heute im Gemeinderat eine Mehrheit finden. Auch manche Hauseigentümer, in deren Gebäude einst jüdische Bürger lebten, beantworten im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten die Frage nach den Stolpersteinen mit einem deutlichen Ja. Allen voran Ulrich und Sebastian Merkle, Sohn und Enkelsohn des verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt, Ewald Merkle. "Wir stehen zu 100 Prozent hinter dieser Initiative", so Merkle auf Anfrage.

Im Haus der Familie lebte einst die Familie Schwab, von der die Merkles das Haus abkauften, da die jüdische Familie in die USA emigrierte. Befremdet reagierte Sebastian Merkle, Geschäftsführer der Familienheim, auf diverse Anrufe: Ob die Merkles etwa zu den Familien gehören, die etwas gegen die Stolpersteine hätten? Für seinen Onkel Ulrich Merkle war damit eine rote Linie überschritten. Er suchte den Kontakt zu Oberbürgermeister Rupert Kubon, um klarzustellen, "dass wir es begrüßen, wenn die Steine eingelassen werden".

Ähnlich sieht die Reaktion auch an der Adresse Mönchweiler Straße 4 aus, die eine Dienststelle der evangelischen Kirchengemeinde beherbergt. Dekan Wolfgang Rüter-Ebel war einer der Mitinitiatoren der Aktion Stolpersteine: "Die Steine sind ein aussagekräftiger Weg."

Nächster Halt ist das Haus in der Waldstraße 11, seit vielen Jahren im Besitz der Familie Schrobenhauser. Geschäftsführer Herbert Schrobenhauer möchte sich zwar noch genauer informieren, kann "sich aber ein solches Vorhaben gut vorstellen". Auch der Villinger Anwalt Norbert Strehl, hier geht es um ein Haus in der Gerberstraße, findet: "Ein solches Zeichen zu setzen, ist nicht verfehlt." Jedoch mit der Einschränkung: "Man sollte das niemanden vorschreiben."