Gern gesehener Gast und zunehmende Plage? Der Fuchs bewegt nicht nur im Forstamt die Gemüter. Foto: Roessler

Tier wird in Verbindung mit Verschwinden gebracht. Forstamt ist so gut wie machtlos.

VS-Schwenningen - Der Fuchs in der Stadt: Das ist auch in VS schon lange kein Einzelphänomen mehr. Jetzt soll Meister Reinecke rund um eine Schwenninger Seniorenwohnanlage zwei Katzen gerissen haben – und bringt damit das Thema wieder neu auf den Plan.

Die ältere Dame kann den Schmerz über den Verlust ihrer beiden Katzen, die im Abstand von vier Tagen verschwunden sind, nicht verbergen. "Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll", sagt sie verzweifelt. Sie habe mitbekommen, wie ein Fuchs abends ins Wohngebiet zwischen Altem Friedhof und ehemaligem Krankenhaus gekommen ist und sich zweimal an ihren kleinen Katzen zu schaffen gemacht habe. Sie habe nicht nur ein Schreien ihrer freilaufenden Jungtiere gehört, sondern auch die Pfote des Fuchses gesehen. "Wie wird das erst im Herbst?", fragt sich die Seniorin mit Blick auf ihre beiden weiteren Katzen, um die ihre Angst durch die jüngsten Ereignisse groß geworden ist.

wbg will Problem vor Ort klären

Erst vor kurzem sei sie in die Seniorenwohnanlage gezogen – und möchte jetzt so schnell wie möglich wieder hinaus. Nicht nur mit dem Forstamt, auch mit der Wohnungsbaugesellschaft VS (wbg), die Eigentümer der Anlage ist, habe sie Kontakt aufgenommen. Dies bestätigt auch deren Geschäftsführer Rainer Müldner. Er betont jedoch auch, dass die wbg der Dame, die wegen Eigenbedarfs aus ihrer alten Wohnung hinaus musste, die neue in der Anlage kurzfristig mit viel Aufwand und Härtefallregelung ermöglicht habe. Nächste Woche werde er versuchen, das Problem mit ihr vor Ort zu klären. Denn eine weitere Wohnung könne er ihr derzeit nicht anbieten.

Und was sagt das Forstamt zum angeblichen Katzen-Riss? Er könne den Seelenschmerz verstehen, kommentiert der stellvertretende Amtsleiter Roland Brauner. "Ich tue mir aber wahnsinnig schwer mit dieser Behauptung", meint er. Ihm sei es neu, dass ein Fuchs eine ganze Katze auffressen könne, das sei allein aufgrund der Proportionen kaum vorstellbar.

Doch er spricht das grundsätzliche Fuchs-Problem in Städten an: "Das Thema ist insgesamt sehr diffus – und das Problem von den Menschen hausgemacht." Denn dass Füchse in den vergangenen Jahren vermehrt in Städten zuhause sind, sei bekanntlich auf das Nahrungsangebot, das sich vermehrt an Mülleimern rund um Häuser und Parks situiert, zurückzuführen. "Wir sprechen bei diesen Füchsen mittlerweile nicht mehr von einer Wild-, sondern von Stadttierpopulation", erklärt Brauner. Und diese werde nicht weniger, im Gegenteil: Werden Junge geboren, würden diese irgendwann flügge, nabelten sich ab und zögen durch die Siedlungsgebiete. "Die Revierdichte sei in der Stadt mittlerweile zwanzigmal so groß wie im Wald", weiß der stellvertretende Forstamtsleiter.

Wer abends in den Wohngebieten der Doppelstadt unterwegs ist, der kann auch im Sommer regelmäßig Meister Reinecke durch die Straßen ziehen oder auf der Wiese herumtollen sehen. Die Menschen reagierten ambivalent – die einen hätten Angst vor dem Übertragen von Krankheiten, wie dem Fuchsbandwurm viele jedoch erfreuten sich am Anblick der Füchse – und stellten ihnen Nahrung hin – trotz des bestehenden Fütterungsverbots.

Die Grundstücke und Gebäude entsprechend zu sichern, dafür sei also jeder Eigentümer selber verantwortlich. Und genau da fange das Dilemma der Zuständigkeit an: Es sei verständlich, dass sich die betroffene Seniorin an das Forstamt wende, entsprechend reagieren könne dieses jedoch nicht, meint Brauner. In sogenannten befriedeten Bezirken, mitunter Wohnsiedlungen oder Gärten, dürfe das Forstamt nicht schießen. "Eigentlich ist dann die Polizei oder das Ordnungsamt dafür zuständig. Aber was ist dann mit der Wahl der Mittel?", macht Brauner deutlich.

Und was ist mit dem Aufstellen von Fallen? Dafür fehle zum einen das Personal, zum anderen seien es wahrscheinlich die Katzen, die als Erstes hineintappten. Der stellvertretende Forstamtsleiter weiß, dass die derzeitige Situation für Betroffene wie die Senioren aus der Schramberger Straße nicht zufriedenstellend ist: "Es sind Abstimmungsgespräche zwischen Forst- und Bürgeramt, Polizei sowie Landkreis geplant."

Ansprechpartner für Wildtiere im städtischen Siedlungsbereich sind:

 Städtisches Forstamt Villingen-Schwenningen, Telefon 07721/82 15 01

 Bürgeramt Villingen-Schwenningen, Telefon 07721/82 14 33

 Kreisjagdamt, Telefon 07721/9 13 52 00

 Kreisveterinäramt, Telefon 07721/9 13 50 50