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Porträt / Martin Ballof ist neuer Kreishandwerksmeister / Meisterpflicht ein großes Anliegen Ausgleich findet er beim Tanzen

Martin Ballof ist der neue Kreishandwerksmeister. Im Ehrenamt vertritt er die Interessen von rund 400 Betrieben in zwölf Innungen. Das ist neben den Geschäften seines eigenen Kleinunternehmens ein enormes Engagement. "Das Handwerk liegt mir halt am Herzen", sagt der 56-Jährige.

VS-Villingen. Im Mai folgte Martin Ballof als bisheriger Stellvertreter von Bernd John diesem ins Amt des Kreishandwerksmeisters. Seit 2009 war der Straßenbaumeister da schon Obermeister der Bauinnung mit 34 Betrieben und einer, "der den Mund aufmacht".

Auf Spuren des Vaters

Eigentlich habe er sich nie so sehr engagieren wollen wie sein verstorbener Vater Gerhard, der im Fachverband Straßenbau mitwirkte und außerdem jahrelang Gemeinde- und Kreisrat war. Doch schließlich ließen sich die Gene nicht mehr im Zaum halten.

Und im Handwerk gebe es vieles, für was einzustehen sich lohne, findet Martin Ballof. Da wäre vor allem der gravierende Arbeitskräftemangel. Martin Ballof bildet aus. Sechs junge Menschen wurden bei ihm schon zum Straßenbauer – für einen kleinen Betrieb wie seinen eine enorme Herausforderung, die schon beim Anwerben beginnt. Maßgeblich wirkte er an der Ausbildungskampagne der Bauinnung "Bau dein Ding" mit, die unter anderem bei der alljährlich stattfindenden Berufsmesse "Jobs for Future" positive Reaktionen hervorrief.

Ausbildung ist ihm wichtig

"Es ist mir wichtig, unser Gewerbe von unten her aufzubauen", sagt er. Das tut er mit Leidenschaft und dem Argument, dass mit eigenen Händen Erschaffenes, das man "riechen, schmecken, fühlen und sehen kann", auch Jahrzehnte später noch dastehen und bewundert werden kann. Arbeitgeber zu Ausbildern zu machen, auch dafür kämpft er. Den Nachwuchs heranzuziehen koste viel Geld und die Jungen sind tageweise in der Berufschule und stehen dem Betrieb nicht zur Verfügung. Ihre Ausbildung sei aber dennoch "der einzige Weg aus dem Dilemma".

Momentan beschäftigt Martin Ballof zwei angelernte Flüchtlinge aus Eritrea und Afghanistan. Deren Arbeitskraft für das deutsche Handwerk zu erhalten, ist ihm, wie derzeit weiteren 50 Arbeitgebern im Kreis, die Flüchtlinge beschäftigen, ebenso ein Anliegen.

Die restriktiven Asylgesetzte möchte er für Integrationswillige – auch wenn sie nicht aus anerkannten Kriegsländern kommen, wie zuletzt ein äußerst fähiger Mitarbeiter aus Gambia – gelockert sehen. Die Situation sei derzeit nämlich die gleiche wie in den 1960er-Jahren, als man Italiener und Spanier nach Deutschland holte, findet er.

Über die vollen Auftragsbücher in seiner Branche freut sich auch Martin Ballof, der neben dem Straßenbau ein Faible für Garten- und Landschaftsbau hat. Nach einem Tag auf der Baustelle warten daher immer noch weitere Bürostunden auf ihn. Besonders das Ausarbeiten von Angeboten braucht Zeit. Hierbei steht ihm seine Mutter seit mehr als 40 Jahren zur Seite.

Ein Anliegen ist dem neuen Kreishandwerksmeister des Weiteren die Meisterpflicht, die nach der stellenweisen Abschaffung zur Ankurbelung der Konjunktur in einigen Gewerken aufgrund nachlassender Qualität inzwischen wieder eingeführt wurde. Das findet Martin Ballof richtig und er wünscht sich die Meisterpflicht als Voraussetzung für eine Betriebsgründung wieder flächendeckend, obgleich ein Meistertitel viel Zeit und Geld kostet.

Bedenklich findet er das wachsende Problem der Unternehmen, für Bauaushub freie Deponien zu finden. Vom wachsenden Aufwand, diesen zertifizieren und klassifizieren zu lassen, ganz zu schweigen. Der Aushub von "Stuttgart 21" werde momentan bis nach Rottweil transportiert.

Martin Ballof ist aber nicht nur auf seinen Baustellen und im Büro anzutreffen. Einen Ausgleich zur körperlichen Belastung und dem Schreibtischjob findet er beim Tanzen. Der Jazztanzpädagoge hat mit Gleichgesinnten – alles Mitwirkende bei den Triberger Schwarzwaldmusicals – den Verein "TanzZeitlos" gegründet, nachdem sie auf einer Freisprechungsfeier für Gesellen ein Baustellen-Mini-Musical aufgeführt hatten, das nicht nur in der Branche für Begeisterung sorgte.

Vielfach gebucht

Für viele Firmenevents wurde das Ensemble seither gebucht und war auch beim Chorprojekt "Kiss me, Kate" des Zähringerchörles im Theater am Ring mit auf der Bühne. Martin Ballof ist Mitglied und Vorsitzender der Truppe, die wöchentlich ein zweistündiges Training absolviert – ein weiteres Ehrenamt, das er mit Leidenschaft ausfüllt.