Foto: Stiegler

SWR dreht neue Folge von Kappel vs. Mester auf der Schwenninger Curlingbahn.

VS-Schwenningen - Die kleinwüchsigen Sportler Niko Kappel und Mathias Mester treten in einer fünfteiligen Serie des SWR in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Auf der Schwenninger Curlingbahn drehen sie die dritte Folge und schenken sich nichts.

Mathias Mester ist angeschlagen. Eine kleine Erkältung plagt ihn. Um 4.45 Uhr ist er in Münstler losgefahren, um rechtzeitig in Schwenningen zu sein. Jetzt sitzt er in der Ankerradstube des Curling Clubs, vor ihm liegt eine Packung Taschentücher. Später geht es weiter nach Stuttgart, zum Training im Olympiastützpunkt.

Sommer-Serie bereits sehr erfolgreich

Der SWR dreht derzeit fünf neue Folgen von "Die Halbstarken – Kappel vs. Mester", in der Mester und sein Kontrahent Niko Kappel in unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander antreten. Sie werden ab dem 12. Januar ausgestrahlt. Eine Sommer-Serie lief bereits sehr erfolgreich, in deren Verlauf sich die beiden Leichtathleten unter anderem in BMX-, Hochsprung- und Golf-Challenges einen Wettkampf lieferten. Im kommenden Januar starten fünf neue Folgen, eine Winter-Serie, mit den Disziplinen Turnen, Go-Kart, Biathlon, Eishockey und Curling. Das Kräftemessen in letztgenannter Disziplin soll nun also in Schwenningen ausgetragen werden.

Das vierköpfige Filmteam vom SWR hat inzwischen seine Technik am Rande der Kunsteisbahn aufgebaut und kleine Action-Cams an den Banden installiert. Der Produzent Alf Spatscheck händigt den Kontrahenten ihre Trikots aus: rot für Mester, blau für Kappel. Spatscheck erzählt, er sei der Erfinder des Formats. Er habe bereits die Sendung "Steiner gegen alle" produziert, bei der jeweils ganze Gemeinden den Gewichtheber Matthias Steiner herausfordern konnten. "Ich habe da Erfahrung." Zudem sei er 18 Jahre lang Redaktionsleiter bei "Sport im Dritten" gewesen.

Challenge ist der Banden-Check

Die Filmcrew setzt sich mit Kappel und Mester zusammen und geht letzte Details für den anstehenden Dreh durch. Erst jetzt erfahren die beiden Sportler, worin die Challenges eigentlich genau bestehen. Sebastian Schweizer, stellvertretender Vorsitzender des Curling Clubs Schwenningen, ist Gastgeber des Wettkampfs und stellt die drei Aufgaben und seine Sportart vor.

Erste Challenge ist der Banden-Check. Wer seinen Curlingstein am nächsten an die Bande spielt, ohne diese zu berühren, gewinnt. Zweite Aufgabe: die Steine-Challenge. Hierbei stehen drei der 20 Kilogramm schweren Granitsteine als Dreieck in den Zielkreisen. In drei Versuchen müssen die Jungs möglichst viele Steine treffen. Die dritte Herausforderung ist die Curling-Challenge, bei der jeder Spieler abwechselnd einen Stein spielt und möglichst viele Steine möglichst zentral in den Zielkreisen platzieren muss.

Sticheleien sind nur für die Kameras

Nach dieser Erklärung blickt der erkältete Mester auf die vor sich liegenden Taschentücher und schiebt sie seinem Kontrahenten Kappel zu. "Niko, die brauchst du nach dem Spiel", sagt er und grinst breit. "Dich feg’ ich später von der Fläche", kontert Kappel.

Bei ihren Wettkämpfen schenken sich beide Sportler nichts, doch die Sticheleien sind nur für die Kameras. Tatsächlich sind sie beste Freunde. "Wir hängen fast jeden Tag aufeinander rum", erzählt Mester. Er kann gar nicht mehr genau sagen, wie lange sie sich schon kennen. Doch er vermutet: "Niko kennt mich schon länger als ich ihn." Denn Mester, der rund zehn Jahre älter ist als Kappel, trat bereits im Jahr 2008 bei den Paralympischen Spielen in Peking an und holte Silber im Kugelstoßen. Kappel saß damals vor dem Fernseher und hat zugeschaut. "Er war mein Vorbild", sagt Kappel heute über seinen Freund. "Er ist ein Urgestein", fügt er dann noch hinzu, was allerdings schon wieder ein wenig nach Neckerei klingt.

2006, 2009 und 2013 gewann Mester unter anderem die Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Behinderten im Speerwurf. "Ich wusste als Jugendlicher nicht, dass es paralympischen Sport gibt. Dass ich mich auf Augenhöhe messen kann." Beide Männer haben zuerst mit Fußball und Leichtathletik in gemischten Gruppen angefangen. "Für mich war es was ganz Besonderes ein Tor in einem Turnier gegen Nicht-Behinderte zu schießen", schwärmt Mester. "Ihr habt mich alle unterschätzt und ich hab’s euch gezeigt." Kappel erinnert sich, dass er beim Fußball nie einen Unterschied zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten gespürt habe. "Wenn ich schlecht war, musste ich vom Platz, so wie jeder andere auch."

Doch gegen "seinesgleichen" anzutreten, sei etwas "Besonderes", sagen beide Männer. Dann kämpfen sie in ihrer Disziplin gegen andere kleinwüchsige Sportler. Es sei etwas anderes, unter gleichen der Beste zu sein. "Man ist dann der beste Kleinwüchsige der Welt", so Mester. Sein Traum sei es gewesen, der beste kleinwüchsige Kugelstoßer der Welt zu werden. Mester zeigt gespielt verärgert auf Kappel: "Und dann kommt der und gewinnt Gold." Kappel gewann 2016 bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro die Goldmedaille im Kugelstoßen.

Bei der Sommer-Serie des SWR hingegen, in der die Sportler in fachfremden Disziplinen antraten, gewann Mester. Das will Kappel diesmal ändern. Sebastian Schweizer führt die Männer aufs Eis, wo sie einige Probedurchgänge absolvieren. Kappel tut sich anfangs leichter, Mester landet bisweilen auf dem Hintern. Sehr zur hämischen Freude des Gegners.

Schließlich übernimmt Produzent Spatscheck die Regie. Es wird ernst. Die Jungs bekommen Mikrofone angeheftet und die zwei Kameramänner richten ihre Objektive aus. Als erster wird das Opening gedreht. In einer langen Einstellung, ohne Schnitt. Sebastian Schweizer nimmt Anlauf, gleitet über die Eisfläche, schiebt den Stein an, der mit seiner steinernen Fläche über die gefrorenen Wassertropfen flitzt. Die Kamera folgt dem Stein, dann fahren Kappel und Mester ins Bild, ausgestattet mit je einem der Curling-Besen. Sie wischen die Eisfläche vor dem Stein, der von Schweizer gekonnt in der Mitte der Zielkreise platziert wird. Kappel und Mester kommen zum Stehen, Schweizer schlittert auf beide zu und begrüßt sie mit Handschlag.

"Matze feg’ ich heute von der Fläche", kündigt Kappel an. "Niko wird nichts zu lachen haben. Der schwitzt ja jetzt schon", erwidern Mester. Und Schnitt. Kurzer Blick in die Runde. "Von mir aus gekauft", ruft Produzent Spatscheck. Soll heißen: Die Szene ist im Kasten. Und weiter zur nächsten. "Luft holen! Klappe, die Zweite. Ihr lauft? Und Action!"