Manuela Hartlieb steht am Grab ihres Bruders. Foto: Hartlieb

400 Black Rider gaben Bernd Hartlieb das letzte Geleit. Schwester des Biker-Chefs schreibt Buch.

VS-Villingen - Zwischen den Zeilen steht vor allem eines: die tiefe Liebe einer Schwester zu ihrem Bruder. Manuela Hartlieb, die Autorin des Buchs "Mein Bruder – Rocker bis in den Tod", widmete ihrem im März 2014 ganz plötzlich aus dem Leben gerissenen Bruder 81 Seiten und ganz viel Herz.

"Ich hoffe, Bernd hat sich in den Himmel geschmuggelt und dass es ihm jetzt gut geht", so schließt Manuela Hartlieb das Buch mit der gleichzeitigen Gewissheit, ihr Bruder habe tiefe Spuren hinterlassen und werde niemals vergessen werden. In Villingen-Schwenningen hat der Biker-Chef Rockergeschichte geschrieben: Bernd Hartlieb war Mitbegründer des Motorrad-Clubs Black Rider Villingen und 28 Jahre lang deren Präsident.

Seiner Beerdigung auf dem Villinger Friedhof wohnten über 400 Rocker aus ganz Süddeutschland in ihren Kutten und teilweise auch mit ihren schweren Maschinen bei, sogar die berüchtigten Hells Angels waren vertreten. Vorher hatten Hackys Jungs es oft aus anderem Grund in die Schlagzeilen geschafft: Rockerfehden in der Doppelstadt und der damalige Polizeichef Roland Wössner, der ein hartes Vorgehen gegen die harten Jungs angekündigt hatte, ehe Bernd Hartlieb aus eigenem Antrieb von seinem Amt zurückgetreten ist. Er wollte, so hieß es damals, nicht für möglicherweise geschehende Straftaten zwischen Rockergruppen die Verantwortung tragen müssen.

Nun bringt seine Schwester in ihrem liebevoll geschriebenen Werk vor allem seinen weichen Kern zur Geltung. Sie zeichnet den Biker-Chef, als eines von vier Geschwistern aufgewachsen unter einem für den Leser manchmal erschreckend strengen Vater, als einen, auf den Verlass war, der Halt gab und auch selbst verletzlich war.

Die Familiengründung, die ihm nie so recht gelingen wollte, aber auch der so enge Bezug des Rockerchefs zu seinem Patenkind, dem katholischen Priester Marc, der auch als Pfarrer der so persönlich gestalteten Beerdigung zu ihm gestanden hat – "Mein Bruder – Rocker bis in den Tod" zeigt persönliche Seiten des ehemaligen Black-Rider-Präsidenten, die der Öffentlichkeit bislang verborgen geblieben waren, den Menschen hinter der Kutte. Und auch "Hackys Kumpels" kommen zu Wort, sie erzählen Anekdoten aus dem Wirken des Bikers und lassen immer wieder tiefere Blicke in die Szene zu.

Eigenwilliges Szenario: Mit dem Jacky-Cola in der Hand am Grab

Aber Manuela Hartlieb, selbst tief gläubig, verschweigt nicht die Meilensteine im Rockerleben – eine Verurteilung wegen Waffenbesitzes zu zwei Jahren Bewährung, die schon mal eskalierende Stimmung bei Partys oder wie Hacky einem Mordversuch nur knapp lebend entkommen ist. Er war eben "Rocker bis in den Tod" – und darüber hinaus, denn jedes Jahr am Todestag des Rockerchefs soll sich auf dem Villinger Friedhof ein eigenwilliges Szenario abspielen: Motorradrocker am Grab, auf einen Schluck Jacky-Cola (sein Lieblingsgetränk) auf ihren unvergessenen Freund.

Weitere Informationen: Die Autorin ist am Samstag, 7. November, in der Buchhaltestelle in Villingen zur Lesung zu Gast.