Zu einer ausdrucksstarken Präsentation entwickeln die Akteure den tollen Menschen von Friedrich Nietzsche, der im Missverhältnis zwischen Gottesvorstellung und menschlicher Präsenz wandelt. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Klassenstufen elf und zwölf zeigen Aufführung / Verantwortlicher Lehrer Ungelenk ist voll des Lobes

VS-Schwenningen. Ein Meisterwerk einer lyrisch-musischen Aufführung boten die Musikkurse der elften und zwölften Oberstufenklassen im Neubau des Gymnasiums am Deutenberg (GaD). In 60 Minuten boten die Akteure ihren Gästen ein auserwähltes Feuerwerk audiovisueller Dichtkunst der vergangenen Jahrhunderte.

18 aneinandergereihte Beiträge waren scharf, prägnant und eindrücklich in Szene gesetzt, so dass sich die Zuschauer kaum trauten, den Blick vom Aufführungsort abzuwenden. Dieser war im Hinblick auf die Qualität des Programms bescheiden gewählt und wäre auch für jede Kleinkunstbühne in der Region ein Gewinn gewesen.

Regisseur der gesamten Aktion war Deutsch- und Musiklehrer Alexander Ungelenk, der seine pädagogischen Fähigkeiten in der Komposition des Programms einmal mehr vereinte. "Hinsichtlich Gedichtauswahl und Konzeption habe ich den Schülern eine Auswahl vorgegeben. Was sie daraus machten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden." Ungelenk lobte das Engagement jedes Einzelnen der knapp 30 Akteure und deren Helfer im Hintergrund. Sechs Wochen vor den Weihnachtsferien begannen in den regulären Schulstunden des Musikunterrichts die Vorbereitungen. Danach gab es kein Halten mehr, die Ideen für den Programmablauf quillten über.

Einen prominenten Part während der Einstudierung der musikalischen Begleitung übernahm Moritz Goschkowski, der mit mehreren Eigenkompositionen und einer Schulband den lyrischen Programmablauf zusätzlich bereicherte. Inhaltlich unterteilte sich der Abend in vielfacher Weise. Der erste Teil stand ganz im Zeichen der romantischen Epik, die in der Sturm-und-Drang-Zeit einen ihrer Höhepunkte erreichte. Prominente Vertreter dieser Zeit sind Johann Wolfgang von Goethe, Franz Schubert oder auch Joseph von Eichendorff, die viele Punkte des Programms prägten. Unverblümt hallte gegen Mitte des Abends auch der Stoßseufzer "Genug mit der Romantik" durch den Raum, den die Aufführenden subito als Aufforderung zur Weiterfahrt ins Zeitalter des lyrischen Expressionismus und des Symbolismus verstanden.

Zu Gedichten von Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche oder Magnus Enzensberger nahmen die Szenen an fulminanter Dramatik und Tempo zu. Für den Lyrikabend setzten die Schüler auf den Wandel der Epochen mit besonderem Blick auf die Natur. Die Unterteilung in die Oberbegriffe Rosen, Monde und Gegenwelten symbolisierte auch den Charakter der jeweiligen Epochen. So kam es gegen Ende des Parts, der sich mit der Sturm-und-Drang-Zeit beschäftigte zu einem wahren Stilbruch, der Goethes Heidenröslein zwischen schmachtvoll und süß und das andere Mal mit lautstark vorgetragenen Gitarrenriffs erblühen ließ.

Doch auch die Prosa von Friedrich Nietzsche eröffnet neue Räume zur Interpretation, die sich im tollen Mensch mit der Frage auseinandersetzte, weshalb Gott sterblich ist. Große Qualität am GaD machte Appetit auf mehr und so bleibt nur zu hoffen, dass eine derartige Veranstaltung erneut stattfindet.