Christopher Hermann (links) und Klaus Hermann beim Pressegespräch. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Krankasse: AOK-Vorsitzender zu Prävention und Rabattierung

"Sehr gute Stimmung" registrierte Christopher Hermann bei seinem Besuch in der AOK Villingen. Der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg plauderte anschließend angeregt über Rabattierungsverträge bei Arzneimitteln, Gesundheitspolitik und die Vorzüge, die die AOK ihren Kunden biete.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Herrmann, der zum Jahresende in den Ruhestand tritt, sprach von einem guten Jahr für die AOK Baden-Württemberg. 200 Millionen Überschuss seien für 2018 erzielt worden. "Wir haben den Beitrag um 0,1 Prozent abgesenkt", erklärte Hermann. Er persönlich ist Vorreiter bei den "Rabattierungsverträgen" mit Pharmaunternehmen im Generikabereich gewesen, was die Kosten für alle gesetzlichen Krankenkassen deutlich gesenkt habe, die zuvor dem Preisdiktat der Pharmaunternehmen unterworfen waren.

Auch im Bereich Prävention sei die AOK Vorreiter unter den gesetzlichen Krankenkassen. "Wir geben neun Euro pro Patient für Prävention aus, da sind wir Krösus und 3000 Euro pro Patient", scherzte Hermann, der selbst durchblicken ließ, der Präventionsbeitrag könne angesichts der Kosten höher sein. Gesetzliche Vorgaben verhinderten jedoch eine andere Struktur. Für Prävention und Gesundheit veranstalte die AOK Seminare zur Entspannung und Stressbewältigung, erklärte Klaus Hermann, Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Schwarzwald-Baar-Heuberg. Auch im Internet sei sie mit Webinalen unterwegs. Ansonsten halte die Digitalisierung allmählich Einzug. Was verändert sich? "Die Arbeitsplätze sind vielleicht weg, aber nicht die Kollegen", schilderte Hermann das Szenario der Zukunft. Wenig hält er von der elektronischen Versicherten-Card. "Die können Sie den Hasen geben." Statt dessen müsse man auf Apps setzen.

Vorreiter ist die AOK Baden-Württemberg auch bei der Finanzierung einer "Cyberknife"-Behandlung für ihre Patienten, die zunächst aufgrund der Kosten nicht von allen gesetzlichen Kassen bezahlt wurde.

Das Cyberknife findet Anwendung bei der Operation von Tumoren, beispielsweise im Kopfbereich. Auch das Schwarzwald-Baar-Klinikum, dessen zukunftsweisende Struktur Herrmann lobte, verfügt über den teuren Operationsroboter. Eine solche Behandlung könne schon mal 20 000 Euro kosten, erklärte Hermann. "Wir prüfen jeden Einzelfall", ergänzte Klaus Hermann.

Auch die sehr kostenintensive Schwer-Ionen-Therapie, eine hochpräzise und sehr teure Behandlung gegen Krebs, beispielsweise im Prostata-Bereich, werde von der AOK geprüft, erklärte Christopher Hermann. "Wenn wir so viel Geld ausgeben, wollen wir wissen, ob es die richtige Behandlung ist."

Für ältere Menschen habe die AOK Programme, beispielsweise zur Sturzprävention, aufgelegt. Dem Einsatz von Pflegerobotern, Smartphones und Smartwatches zur Überwachung von Vitalfunktionen und beispielsweise zum Messen von Puls und Blutdruck in der Pflege stünden Vorgaben im Katalog der Pflegeversicherung im Wege, obwohl dieser sinnvoll sein könne. Mit Gesundheitsminister Jens Spahn und seiner Politik ist Christoph Hermann überhaupt nicht einverstandne. Dieser sei nicht der erste Gesundheitsminister, der nur seine eigenen Interessen verfolge.