Ja oder Nein zu Solarparks? (Symbolfotos) Foto: Pixabay/Schmidt

Eine "Frage der Abwägung". Landtagsabgeordnete befürwortet nach reiflicher Abwägung Vorhaben in Pfaffenweiler.

Villingen-Schwenningen - Mit ihrem Vorhaben Solarpark hat sich das Unternehmen BayWa doch nicht die Finger verbrannt. Nach anfangs hitzigen Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern gab der Ortschaftsrat das erste grüne Licht. Die letzte Diskussion um Freiflächenanlagen wird es nicht sein.

Ja oder Nein zu Solarparks oder nicht: Dies sei letztendlich auch eine "Frage der Abwägung". In welchem Dilemma die Grünen teilweise bei diesem urgrünen Thema stecken, dies stellt Martina Braun dar, Landtagsabgeordnete, Kreisrätin für den Schwarzwald-Baar-Kreis und Landwirtin aus Passion. Braun befürwortet zwar nach reiflicher Abwägung der Pros und Cons den geplanten Solarpark in dem kleinen VS-Stadtbezirk Pfaffenweiler. Doch Braun spricht auch deutlich aus, dass es "einen Zielkonflikt" gebe: "Bauen wir Lebensmittel an oder produzieren wir Strom?" Eigentlich, so Braun im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten "brauchen wir beides", vor allem aus Sicht der Landwirtschaft müsse man eben von Fall zu Fall entscheiden. Dennoch gilt für Braun wie auch für den Grünen-Fraktionssprecher Hans-Joachim von Mirbach: "Die Energiewende läuft zu langsam, es braucht viel mehr Schub."

Erfolgreiche Entwicklung

Die genaue Abwägung ist das eine, das direkte Gespräch mit Bürgern das andere. "Wir sind einige Stunden zusammen gesessen", betont der Pfaffenweiler Ortsvorsteher Martin Straßacker. Die Firma BayWa habe die Bedenken mancher Bürger ernst genommen und mit Landwirten gesprochen, die dem Vorhaben gegenüber kritisch eingestellt seien. Mit dem Ergebnis, dass wohl viele Zweifel ausgeräumt werden konnten: Am kommenden Montag steht der Aufstellungsbeschluss für den Pfaffenweiler Solarpark auf der Tagesordnung des Ortschaftsrates. Und damit verläuft das Unternehmen Solarpark in Pfaffenweiler deutlich erfolgreicher als in Obereschach. Mit neun zu einer Stimme wurde vor fast einem Jahr die Errichtung einer Freiflächenanlage in einer Größe von zehn bis 15 Hektar in unmittelbarer Nähe des Umspannwerkes zwischen Villingen und Obereschach abgelehnt. Ortsvorsteher Klaus Martin damals: Grundsätzlich stehe er Photovoltaikanlagen positiv gegenüber. Wünschenswert wäre es aber, mehr Dachflächen für diesen Zweck zu erschließen. Auch hier war das Hauptargument gegen das Großprojekt der Geländeverbrauch: Durch den Bau einer solchen Anlage werde eine große Fläche guten Ackerbodens entzogen. Auch für Martina Braun ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen sei. Wichtig sei es, dass Landwirte, die durch Solarparks ihre Pachtfläche verlieren, eine "Ausweichfläche erhalten". Markus Wanckel von der BayWa fügt hinzu: "Die Landwirte sind bei dieser Frage Teil der Lösung." Grundsätzlich, ergänzte er, wolle man die Biodiversität unter den auf den Anlagen erhöhen, und falls möglich darunter auch Schafe weiden lassen.

Wie könnte eine Lösung und die Zukunft im Sinne erneuerbarer Energieerzeugung aussehen? Beispielsweise mit einem Konzept für VS. In diese Richtung argumentierte nicht nur der Obereschacher Ortsvorsteher Klaus Martin vor einem Jahr, wie auch Martin Straßacker unisono. BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart kann sich für diese Forderung durchaus erwärmen: Grundsätzlich sollte nun geprüft werden, auf welchen Dächern künftige Photovoltaikanlagen installiert werden könnten. Zudem sollte untersucht werden, welche landwirtschaftlichen Flächen für Solarparks in Frage kämen.

Regeln für Regenerative

Für die Grünen sind solche Forderungen nichts Neues. Schon länger machen sie sich für ein Kataster stark, das das Potential möglicher Photovoltaikanlagen darstellt: "Man würde staunen", ist sich von Mirbach sicher, "wie viel Luft da noch drin ist." Die Kommunen müssten "dabei in die Pflicht genommen werden" und auch mit gutem Beispiel vorangehen. Wie sieht es aus mit den Chancen auf ein Gesamtkonzept zum Ausbau regenerativer Energien in VS? Konkrete Überlegungen gebe es derzeit nicht, erklärt die städtische Pressesprecherin Oxana Brunner. Im Rahmen des Energiemanagementprozesses European Energy Award (EEA), wie vom Gemeinderat kürzlich beschlossen, sei das Erarbeiten eines solchen Konzeptes möglich, zeigt sie Perspektiven auf. In einem Maßnahmenkatalog zu EEA geht es unter anderem um Analyse und Bewertung der energie-- und klimapolitischen Arbeit der Kommunen.

Bleibt noch ein anderer Stachel in der Solarsache, den auch Landwirtschaftsvertreter Bolkart ins Spiel bringt: Durch mehr Freiflächen und damit weniger Terrain für die landwirtschaftliche Nutzung wachse der Druck, im Klartext, die Pachtpreise dürften steigen. Eigentlich richtig, so der Tenor. Joachim von Mirbach relativiert jedoch die Befürchtungen und verweist auf eine Landesvorgabe, die die Errichtung von Freiflächen regle: Baden-Württemberg erlaubt große Solarpark auf Acker- und Grünlandflächen in "benachteiligten" Gebieten. Damit keine Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Nutzung entstehe, gelte eine Begrenzung auf insgesamt 100 Megawatt pro Jahr.