Interessiert begutachten die Besucher am Samstag die Werke des Leipziger Künstlers Heinz Zander in der Städtischen Galerie. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Mehr als 100 Besucher bei Eröffnung in Galerie

VS-Schwenningen. Über 100 Besucher waren am Samstag bei der Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten des Leipziger Künstlers Heinz Zander in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen. Das in der Ferienzeit und bei bestem Wetter, bei dem man nicht unbedingt einer Vernissage beiwohnt. Das ist doch schon einmal ein gelungener Auftakt.

Ein guter Start zu einer losen Reihe von Ausstellungen zur Kunst der ehemaligen DDR, die bisher im süddeutschen Raum nur begrenzt Beachtung gefunden hat. Kurzer Ortswechsel zum Düsseldorfer Museum Kunstpalast, wo ab 5. September ebenfalls eine Schau mit Arbeiten von renommierten DDR-Künstlern gezeigt wird. Einem jüngerem Publikum vor allem im Westen sei diese Kunst völlig unbekannt, so der dortige Kurator. Idealerweise solle die Ausstellung nur der Anfang einer noch umfassenderen Beschäftigung sein.

Ähnlich sieht das auch Galerieleiterin Vanessa Charlotte Heitland. Sie wolle mit vielen Klischees und Vorurteilen aufräumen, die Kunst in der sozialistischen DDR betreffend. "Das ist nicht alles von der SED-gesteuerter sozialistischer Realismus, der damals entstanden ist", so Heitland. Es gibt zwar nur wenige Arbeiten, die der 1939 geborene Heinz Zander vor dem Mauerfall geschaffen hat, in der Ausstellung zu sehen, aber die starken Zeichnungen und Malereien aus den 1980er-Jahren lassen sicherlich nicht auf eine Stütze des SED-Regimes schließen.

Zanders Werke, auch die neuen, sind vielmehr ein opulent inszeniertes Bildtheater, das der künstlerischen Tradition der Leipziger Schule gerecht wird. Komplex, vieldeutig, beängstigend, irritierend und vor allem meisterhaft erscheinen seine reitenden "Walküren" und geheimnisvollen Gestalten, die vom "Langustenfang" oder vom "Nächtlichen Blumenraub" heimkehren. Seine Bilder handeln von der "Melancholie für Gartenarchitekten", spielen sich "Auf den glücklichen Inseln" ab oder sie stellen wie das Plakatmotiv ein "Schwangeres Sommerengelchen in einem duftigen Sommerkleidchen mit einem oft gebrauchten Sommersonnenschirm" dar.

Heinz Zander, der in vielen Bildern, nicht nur in seinen Selbstbildnissen mit "Hörrohr" oder mit "malerisch gebogener Brille", mehr oder weniger erkennbar immer auch Protagonist der bizarren Szenarien ist, gibt seinen Arbeiten immer sehr ausführliche und vermeintlich beschreibende Titel. Aber Bezeichnungen wie "Jagdgesellschaft mit Falknerin", "Der Hund des armen Poeten" oder "Heitere Belustigung im Hochgebirge" können nur Anlass sein, in die Bildwelten des sehr produktiven im altmeisterlichen Stil der aufwendigen Lasurtechnik arbeitenden Künstlers einzutauchen. Man begegnet dort neben weiblichen Schönheiten oft auch Zwitterwesen aus Tier und Mensch, fratzenhaften Greisen, übergewichtigen Männlein mit überlangen Gliedmaßen. "Kreaturen, die in ihrem Erscheinungsbild an eben jenes Personal gemahnen, das auch die Bildvisionen eines Hieronymus Bosch bevölkert", sagt die Galerieleiterin. Sie seien abstoßend und anziehend zugleich.

Wie recht sie hat. Es gilt also hinzugehen, Zanders Bildwelten zu entdecken, die zwar immer Referenzen an die Kunstgeschichte von Cranach, Bosch bis Caravaggio zulassen, aber letztlich in ihrer Gesamtheit immer die unverwechselbare Handschrift eines Ausnahmekünstlers tragen.

Die Ausstellung "Heinz Zander – Schönheiten&Ungeheuer" in der Städtischen Galerie bis 17. November immer Dienstag, Mittwoch und Freitag von 13 bis 17 Uhr zu sehen sowie Donnerstag 13 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr.