Die Moosmulle der Schwenninger Narrenzunft machen Stimmung auf dem Muslenplatz. Foto: Kienzler

Mehr als 50 Gruppen ziehen durch Schwenningen. OB Jürgen Roth im Visier der Hästräger. Mit Video

VS-Schwenningen - Nicht nur das Wetter hielt am Sonntag, was es versprochen hatte. Auch der große Umzug der Schwenninger Narrenzunft wurde wieder seinem Ruf gerecht: Er war der unbestrittene Höhepunkt der Schwenninger Fasnet.

Nein, mit Wetterkapriolen wie in den Vorjahren hatten die mehr als 50 teilnehmenden Fasnetsgruppen nicht zu kämpfen, im Gegenteil: Immer wieder lugte am Nachmittag die Sonne heraus und setzte das i-Tüpfelchen auf das fröhlich-bunte Spektakel.

Rund 4000 Hästräger sowie zahlreiche Musikgruppen zogen entlang der leicht veränderten Umzugsstrecke von Bildacker-, Sturmbühl- und Kirch- zur Alleenstraße und sorgten bei Jung und Alt für ausgelassene Stimmung. Auch wenn auf die Ehrentribüne auf dem Muslenplatz nur wenige Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik gekommen waren, ging es dort ebenfalls heiter zu.

Dies mag vor allem am Outfit von Oberbürgermeister Jürgen Roth gelegen haben: Das Narrengericht hatte ihn am Freitag dazu verdonnert, das Kostüm mit riesigem Hut in Form eines Not-aus-Knopfes mitsamt Warnweste, Sicherheitsbrille und Gehörschutz – in Anlehnung an die vermeintlich überzogenen Sicherheitsvorschriften von Bürgeramtsleiter Ralf Glück – zu tragen. Freilich sorgte dies für allerhand Gelächter bei den Narren, die den einen oder anderen zynischen Spruch auf den Lippen hatten.

Überhaupt bekam das Bürgeramt immer wieder sein Fett weg und zierte diverse Motto-Wagen, unter anderem den der Schwenninger Ziegel-Buben ("Brauchtum ver-un-glückt: kein Säbel, keine Pendel, keine Pferde").

Neben den zahlreichen Fasnetsgruppen aus Schwenningen und Umgebung hatten auch Zünfte aus dem ferneren Baden-Württemberg den Weg in die Narrenhochburg gefunden. Zum ersten Mal mit dabei war die Narrenzunft Haigerloch, deren Ursprünge ins Jahr 1457 zurückgehen, wie Umzugssprecher Volker Müller erklärte. Von Bischöfle über Rottweiler bis hin zu Fledermäusen: Die Haigerlocher Fasnetsfiguren beeindruckten das Publikum.

Auch unbekanntere Zünfte, so die Narrenfreunde Erzinger Pflommsack – in Anlehnung an Pflaumensäcke –, die Haiberger Bättlblätz oder die Narrenzunft Feuerbach waren mit dabei.

Natürlich gab es noch vielmehr zu sehen und zu erleben: Tierisch ging es bei der Urviecherzunft Bad Dürrheim oder der Meckergilde Villingen zu, während die zahlreichen Hexen mit Pyramiden und schaurig-schönen Showeinlagen für Aufsehen sorgten.

Ebenso konnten sich die Häser der unterschiedlichen Narrenfiguren sehen lassen: Es wimmelte nur so von Glocken in jeglicher Größe, kunterbunten Stofffetzen oder Saublasen, mit denen die Narren ihr Unwesen trieben.

Für noch mehr Flair sorgten indes die Spielmannszüge, Guggenmusiken und Musikvereine auf Trommel, Posaune oder Klarinette. Und an dieses Flair knüpfte schließlich die Schwenninger Narrenzunft mit ihren Hästrägern, allen voran dem Hansel, in bewährter Manier selber an: "Das ist, was jedem Schwenninger eiskalt den Rücken hinunterläuft", beschrieb Volker Müller treffend.