Der in Schwenningen geborene Professor der Politikwissenschaft Wolf-Dieter Narr ist mit 82 Jahren gestorben. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Ehrenvorsitzender der Museumsgesellschaft im Alter von 82 Jahren gestorben

VS-Schwenningen (mz). Die Museumsgesellschaft trauert um ihren Ehrenvorsitzenden und Leiter der Sektion Politik, Wolf-Dieter Narr, die Stadt um einen ihrer großen Söhne, die Republik um einen ihrer streitbarsten kritischen Intellektuellen.

Der radikaldemokratische Menschenrechtler und Universalgelehrte Wolf-Dieter Narr, der zu den wichtigsten Politologen zählte, ist am Samstag, 12. Oktober, nach langer schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren verstorben. An seiner Heimat Schwenningen hing der am 13. März 1937 Geborene. Zu zahlreichen Vorträgen kehrte er von Berlin immer wieder an den Neckarursprung zurück, solange die Gesundheit es zuließ.

Geschärft wurde der Sinn des Vertreters der Kritischen Theorie für die Unteilbarkeit der Menschenrechte in Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, den er als Kind im unmittelbaren Umfeld erlebte.

Nicht um postume Verurteilung der Personen und verharmlosende Individualisierung des Verurteilenswerten ging es ihm, nicht um eine schroffe Abwehrhaltung; die Einfühlung in den von dieser Ideologie Begeisterten, dessen Mitlaufen, ja Mitmachen, ist vonnöten, "und kann gegenwärtig und zukünftig nur dann vermieden werden, wenn daraus im Sinne dauernd bestehender Gefahren rechtzeitig und in dauernd denkender handelnder Übung gelernt wird".

Seine Grundüberzeugungen aber zeigten sich auch außerhalb der Universität, die er nicht mit einem Elfenbeinturm verwechselte, in politischen Aktionen – nicht nur bei Demonstrations- und Prozessbeobachtungen. Der Feind aller den Menschen knechtenden, brechenden, entwürdigenden Herrschaft lebte sie mit aller Konsequenz – nicht zuletzt als Mitbegründer und Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie.