"Batterie – Feuer!" Möglichst wie ein Schuss soll die Salve des Historischen Grenadiercorps ­Villingen auf dem Hubenloch klingen. Das bringt den größtmöglichen Effekt. Foto: Kommert

Rund 200 Bürger lassen sich Spektakel auf Villinger Hubenloch nicht entgehen.

Villingen-Schwenningen - Trüb und feuchtkalt war es, als die Grenadiere des Historischen Grenadiercorps von 1810 am 1. Januar ihre drei Kanonen und den kleinen Mörser auf dem Hubenloch im Rosengarten in Villingen aufbauten. Hier wurde der Brauch aus dem 17. Jahrhundert erneut zelebriert.

Der Ablauf der Zeremonie war wie immer militärisch straff geordnet und stellte am Neujahrstag für viele Villinger Bürger beinahe eine Pflichtaufgabe auf dem vorderen Hubenloch dar. Rund 200 Neugierige erwarteten die zwölf Salutschüsse, jeweils für einen (altgermanischen) Monat im Jahr, verbunden mit einem Gruß aus der Urkunde an bestimmte Personen der Stadt.

Mit dem Neujahrsschießen gedenken die Grenadiere der Tatsache, dass 1633 die Bürger Villingens tapfer die Winterbelagerung durch Schweden und Württemberger überstanden. Diesem Sieg geschuldet, wurden am 1. Januar, dem Beginn des germanischen Hartung, "um die achte Stunde zwölf Salutschüsse abgefeuert". Der Franziskanerpater Ungelehrt hielt in seiner Chronik fest, "dass die Statt an ihr selbst nit groß ist. Ringsweis herum 2585 Schritt, ist ganz in die Ovalfigur gebauen, dass man vom Marktbronnen wegen der Grede der Gassen zu allen vier Thoren aussehen kann. Liegt ansonsten in einem Lande, da außer Thannenzapfen, Schlehen und Hagenbutzen wenig Obst wächst, aber ein gutes Korn."

Schlag acht Uhr begann am Rosengarten die sich seit Jahrzehnten wiederholende Zeremonie. Hauptmann Wolfgang Kunle vom Historischen Grenadiercorps 1810 ließ die Urkunde verlesen, auf deren Inhalt der Brauch fußt. "Das Historische Grenadiercorps nimmt den Brauch des Neujahrsschießens wieder auf, den vormals die ledigen Bürgerssöhne pflegten." Und damit alle Villinger "etwas davon haben", wurden von den Grenadieren in ihren schmucken grünen Uniformen vier Geschütze in verschiedene Himmelsrichtungen ausgerichtet, und es wurde Salventakt geschossen im Abstand von einer Minute.

Vor jeder Salve ließ der Hauptmann den Monatsnamen, verbunden mit dem Gruß an diejenigen, denen der Salut galt, verlesen: Im Hartung (Januar) gilt der Salut der Schutzpatronin der Stadt "Unserer lieben Frau", im Hornung (Februar) wird den Schutzpatronen des Corps gedacht, der heiligen Barbara und St. Sebastian. Auch des Oberbürgermeisters Rupert Kubon der wie immer der Zeremonie beiwohnte, wird mit einer Salve gedacht, ebenso dem Bürgermeister, dem Stadtrat, den Ehrenbürgern und den Bürgern.

Obwohl 1967 wieder ins Leben gerufen, gilt ein Gruß dem Lande Baden, ein weiterer dem Haus Fürstenberg. Mit dem zwölften Salut zum "Julmond" bedenkt das Corps das Große Grenadierbanner und die Corpsangehörigen selbst.

Trotz der sehr frühen Stunde an diesem Neujahrstag nach einer kurzen Nacht und feuchter Kälte besuchten rund 200 Zuschauer das beeindruckende Spektakel – und es waren beileibe nicht nur Bewohner der Zähringerstadt. Im Anschluss luden die Grenadiere ein zur Krawazisuppe in den Matthäus-Hummel-Saal, wo die Mitglieder des Corps anschließend dem Neujahrspaschen frönten.