Die Geschehnisse des 29. Januar 2016 haben sich in das Gedächtnis der Bürger eingebrannt. Denn an diesem Tag flog nachts eine Handgranate auf das Gelände der Flüchtlingsunterkunft in der Dattenbergstraße. Foto: Marc Eich

Nach dem Anschlag auf die Sicherheitskräfte der Flüchtlingsunterkunft, beginnt nun der Prozess.

Villingen-Schwenningen - Die Geschehnisse des 29. Januar 2016 haben sich in das Gedächtnis der Bürger eingebrannt. Denn an diesem Tag flog nachts eine Handgranate auf das Gelände der Flüchtlingsunterkunft in der Dattenbergstraße. Eine Tat, die bundesweit und sogar international für Aufsehen sorgte. Morgen, acht Monate nach dem Anschlag, beginnt der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.

Die Tat

Es ist 1.15 Uhr, als die – nach Auffassung der Staatsanwaltschaft "scharfe" und mit TNT gefüllte – Granate vor dem Security-Container landete, Sicherheitskräfte entdeckten sie wenig später. Die Granate wurde vier Stunden später von Bombenspezialisten des Landeskriminalamts kontrolliert gesprengt. Nachdem am frühen Morgen bekannt wurde, dass es sich um einen Anschlag handelte, war der Schock groß. Politiker aller Parteien verurteilten die Tat, zogen teilweise Schlüsse auf rechtsextreme Gewalt. Was zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten ahnen: Nicht die Flüchtlinge, sondern die Sicherheitskräfte waren das Ziel.

Die Täter

Nicht mal zwei Wochen nach der Tat konnte die 75-köpfige Sonderkommissionen einen ersten Erfolg vermelden: Vier Verdächtige wurden festgenommen. Insgesamt seien sechs Männer aus VS, Waldshut-Tiengen und Rottweil für die Tat verantwortlich. Dabei sollen laut Staatsanwaltschaft zwei der Angeklagten (27 und 38 Jahre alt), die ein Überwachungsunternehmen in Villingen betrieben, als Auftraggeber fungiert haben. Der Grund: Sie wollten wohl einen, verloren gegangenen Bewachungsauftrag zurück erlangen. Der Anschlag sollte offenbar als Einschüchterung dienen und zeigen, dass die Securitys der Aufgabe nicht gewachsen sind. Einer der Angeklagten (24) soll laut Staatsanwaltschaft zu diesem Zweck eine Handgranate besorgt haben. Zwei der Angeklagten (beide 23 Jahre alt) hätten dann den Auftrag gegen Zahlung von 4000 Euro durch die beiden Auftraggeber ausgeführt. Der sechste Angeklagte soll ebenfalls zu einem Anschlag bereit gewesen sein, habe dann aber einen Rückzieher gemacht.

Die Folgen

Das Regierungspräsidium (RP) hat nach dem Vorfall aus Gründen der Sicherheit umfangreiche Konsequenzen gezogen, unter anderem die Kündigung der damals tätigen Sicherheitsfirma. "Wir haben zudem für die Sicherheitsleistungen in allen unseren Einrichtungen weitere Regelungen zur Überprüfung und Kontrollen erstellt und in die Sicherheitsdienstleistungsverträge aufgenommen", erklärt RP-Sprecher Markus Adler.

Dazu zählt laut Adler zum Beispiel das Vorlegen der Bewachungserlaubnis, Gewerbeanmeldungen sowie die Handelsregisterauszüge der tätigen Dienstleister und Sub-Unternehmen. Doch nicht nur das: "Es muss für jeden Beschäftigten die Bestätigung der zuständigen Gewerbebehörde über die Zuverlässigkeit der betreffenden Beschäftigten vorliegen sowie die Bescheinigung über eine erfolgreiche IHK-Personalschulung." Darüber hinaus wurden an allen drei Zugängen der Unterkunft Kameras zur Videoüberwachung installiert. Seitens des RP habe man zudem die aktuellen Sicherheitsdienstleistungen europaweit ausgeschrieben und mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Adler: "Wir haben dabei wertvolle Unterstützung der unabhängigen Sicherheitsberater des Landes erhalten."

Der Prozess

Morgen beginnt um 8 Uhr am Landgericht Konstanz der Prozess, angesetzt sind vier Verhandlungstage. Der Vorwurf gegen die sechs Erwachsenen lautet versuchter Mord. Insgesamt sollen 15 Zeugen befragt werden, zudem sind zwei Sachverständige geladen.