Modehaus-Chef gewährt "verbotenen" Ständen an Heiligabend Asyl
Von Cornelia Spitz
Villingen-Schwenningen. Es ist die kleine – aber wohlduftende – Revolution im Zuge des Villinger Kuhreihen an Heiligabend: Obwohl die Stadt den Aufbau der Glühweinstände untersagt hat, macht nun ein Villinger Geschäftsmann den Weg für den Glühweinverkauf frei.
Markus Vogel vom Modehaus K&L Ruppert hat der Aids-Hilfe Schwarzwald-Baar-Heuberg schon in den vergangenen Jahren Asyl unter "seinem" Vordach gewährt. So konnte diese den Erlös des Glühweinverkaufs in voller Höhe ihrer wohltätigen Arbeit zuführen, anstatt einen Teil dessen an die Stadt abführen zu müssen, wie es der Fall gewesen wäre, wenn der Stand auf städtischem Grund und Boden gestanden hätte.
2013 sollte es – zum ersten Mal seit zehn Jahren – nun keine Glühweinstände im Umfeld des Villinger Kuhreihen mehr geben. Die Stadt hatte nicht nur dem Jugendhaus keine Genehmigung mehr erteilt, sondern auch beim Storemanager des Villinger Modehauses K&L Ruppert darauf hingewirkt, dass dieses der Aids-Hilfe keinen entsprechenden Platz mehr zuweist. Doch dieser sieht das Thema ganz anders. So wie viele Besucher, die das Glühweinangebot an Heiligabend gerne wahrnahmen und mit ihrer dampfenden Tasse in der Hand dem Blasen des Kuhreihens lauschten und die feierliche Atmosphäre des Weihnachtsabends für einen kleinen Plausch mit Freunden und Bekannten nutzten: "Ich verstehe das nicht, was soll so schlimm daran sein, wenn sich die Leute während einer besinnlichen Feier an einer warmen Tasse Glühwein festhalten?", so Vogel – er stellt deshalb der Aids-Hilfe auch dieses Jahr den Platz zur Verfügung und begrüßt sogar deren Plan, auch das Villinger Jugendhaus gegebenenfalls dort mit seinem Glühweinstand aufzunehmen. "Wenn man das Kaufmännische mit dem Menschlichen verbinden kann, dann ist das gerade an einem solchen Abend sinnvoll." Sollte der Jugendhausleiter Lars Fraunheim mit seinem erneuten Antrag bei der Stadt – die Anfrage lautet diesmal auf Verkauf alkoholfreier Getränke wie Kinderpunsch, Kaffee und Tee – scheitern, wäre dem Jugendhaus also trotzdem ein Platz für seinen Stand sicher. "In meinen Augen macht das nur Sinn", so Vogel, auch wenn ihm klar sei, dass er sich damit nicht nur Freunde mache.
Die Besucher dürften sich freuen: Für viele waren die Glühweinstände – wie auch viele Kommentare zu unserer Berichterstattung zeigten – stets eine Bereicherung der liebgewonnenen Tradition des Kuhreihen-Blasens, die der Förderverein der Stadt- und Bürgerwehrmusik dankenswerterweise pflegt. Für Markus Vogel kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die Tradition des Kuhreihens begründe sich seit 1765 schließlich darauf, eine Seuche von der Stadt fernzuhalten – und genau das mache die Aids-Hilfe mit Blick auf HIV ja auch.
Der Vorsitzende des Fördervereins der Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen, Rolf Greitmann, hatte seinem Missmut über die Glühweinstände Luft gemacht, weil darunter die ruhige, besinnliche Stimmung beim Kuhreihen an Heiligabend leide. Er hatte die Genehmigungsbehörden gebeten, das zu respektieren und keine Sondergenehmigungen für die Glühweinstände mehr zu erteilen.
Die Stadt Villingen-Schwenningen war dieser Empfehlung gefolgt und hatte dem Villinger Jugendhaus keine Genehmigung für den Glühweinstand vor der Sparkasse mehr erteilt und wollte auch darauf einwirken, dass der Aids-Hilfe Schwarzwald-Baar-Heuberg auf der anderen Straßenseite im Bereich des Modehauses K&L Ruppert ein solcher Stand verwehrt bleibt.