Sie freuen sich darüber, dass eine Glocke der ehemaligen Bickenkapelle wieder in Villingen zurück ist (von links): Konrad Flöß, ­Hermann Schuhbauer, Kurt Müller, Hasko Froese, Helmut Metzger und Werner Echle. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Kirchengeläut am Samstagabend nach der Messe im Benediktiner zu sehen

Von Wilfried Strohmeier

Eine Grüninger-Glocke kehrte gestern wieder in ihre Heimat zurück: Seit gestern ist eine Glocke aus der ehemaligen Bickenkapelle in der Benediktinerkirche ausgestellt.

VS-Villingen. "Festgemauert in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden, frisch, Gesellen, seid zur Hand!" So manch Schüler quälte sich schon mit Schillers Glocke. Der Poet hatte wahrscheinlich um 1787 die Idee zu dem Gedicht und besuchte anschließend eine Glockengießerei, 1799 veröffentlichte er es. Wäre Schiller in diesen Jahren zu Besuch in Villingengewesen, hätte er vielleicht miterleben können, wie Benjamin Grüninger 1791 die Glocke für die Bickenkapelle goss.

Die Kapelle stand außerhalb der Stadtmauer am Bickentor, bei der Schneckenbrücke, das Steinkreuz erinnert an sie. 1945 bei einem Fliegerangriff zerstört, baute man sie nicht wieder auf, dort wurde die Glocke aus den Trümmern gezogen. Doch war sie – wie viele andere – zu dem Zeitpunkt dafür bestimmt, eingeschmolzen und Teil einer Kanone zu werden. Sie wurde zum Hamburger Glockenfriedhof gebracht.

Welchen Weg sie danach genau nahm, bis sie beim Vater von Helmut Metzger in Lager kam, ist nicht bekannt. Dieser war Prokurist bei der Glockengießerei Grüninger und hat schon von Berufswegen einige solcher Stücke zu Hause gesammelt. Sein Sohn Helmut hat sie in all den Jahren, seit er diese Glocke erbte, bei jedem Umzug mitgenommen. Der in Tübingen wohnende hat sie nun der Münsterpfarrei geschenkt, weil er sie zurück in der Heimat an einem schönen Platz wissen wollte.

Werner Echle, der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, berichtet, dass sie zunächst dem Verein angeboten wurde, doch in dessen Museum passte sie nicht. Im Franziskanermuseum hätte man zwar Platz gehabt, dort wäre sie jedoch im Depot verschwunden – das wollte man nicht, und so kam man auf den Gedanken, sie in der Benediktinerkirche auszustellen. Vor allem, dass sie gesehen wird. Dort steht sie in einer hellen Ecke unter dem Tafelbild des Hochaltars aus dem ehemaligen Franziskanerkloster auf einem Sockel aus rotem Sandstein – gut verankert.

Dekan Kurt Müller erzählt ein wenig aus der Geschichte der Kirche. Bei der Säkularisierung sei sie komplett geplündert worden. Nach der Sanierung in seiner Zeit als Münsterpfarrer suchte er verschiedene Stücke aus nicht mehr existenten Villinger Kirchen, Kapellen sowie Klöstern und schmückte damit die Kirche. So passt die rund 50 Kilogramm schwere Glocke bestens in das Gotteshaus.

Nach Plänen von Konrad Flöß gefertigt

Der rote Sandsteinsockel, auf dem sie steht, kommt aus dem Schwarzwald und wurde bei Freiburg nach den Plänen von Konrad Flöß vom dortigen Steinmetz gefertigt. Dieser sieht aus wie der Sockel einer benachbarten Säule und passt sich somit der Architektur in Form und Material an. Insgesamt hat das Projekt rund 4500 Euro gekostet, was der Geschichts- und Heimatverein finanziert. Am kommenden Samstag kann die historische Glocke, die vor allem viel ideellen Wert hat, bewundert werden.

Der Sonntagsgottesdienst am Samstagabend ist nicht wie sonst im Münsterzentrum, sondern beginnt um 18.30 Uhr in der Benediktinerkirche. An diesem Tag ist Namenstag des Heiligen Georgs, dem die Kirche gewidmet ist.