Eine gespenstische Friedhofszene bietet der Begegnung von Christine (Deborah Sasson) und dem Phantom (Uwe Kröger) einen mystischen Hintergrund. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Das Phantom der Oper gerät in der Neuen Tonhalle zum echten Erfolg

Das Webber-Stilgoe-Musical "The Phantom of the Opera" wurde eindrucksvoll in der Neuen Tonhalle in deutscher Sprache aufgeführt.

VS-Villingen. Das Publikum war total begeistert von der Inszenierung des Dauerbrenners durch Deborah Sasson und Jochen Sautter.

Das Musiktheater wurde zum Gleichnis von Liebe, Treue und Hass und ließ einen Blick hinter die Kulissen des Opernbetriebes mit Zickenkampf, Direktoren, die das Geschehen überrollt oder jungen, nach Anerkennung suchenden, Balletteleven zu.

Rockig, poppig, modern war Webbers Musik und staunen musste man über alte Bekannte, wie Puccinis "O mio babbino caro", Gounods Faust, Marseillaise, Walzeresprit des Johann Strauß (Sohn) oder Aida-Klängen von Giuseppe Verdi, dessen "Trinklied" zum prickelnden Erlebnis wurde und durch den sicheren, strahlenden Tenor Marcin Drzazdzynski gewann.

Theaterdampf, Blitze, höhnisches Gelächter

Die Handlung dürfte allseits bekannt sein und wurde durch Lichteffekte und gekonnte visuelle, imaginär verblüffende Einblendungen hoch gestylt. Man wurde geradezu an und in das Pariser Opernhaus vom Dach bis zu den Katakomben herangeführt, das man teils wie von einem Lift aus erlebte. Theaterdampf, Blitze, höhnisches Gelächter oder ein niedersausender Kronleuchter verfehlten die Wirkung nicht. Stark waren die Szenen mit Orgel mit Bachs berühmter D-Moll-Toccata, die großen Ballauftritte oder das zerfallende Ossarium.

Viel Mühe versprachen Kostüme und Ausstattung und nicht zu vernachlässigen ist das kleine, aber effektive Orchester unter dem engagiert dirigierenden Sebastian Peter Zippel. Solo-Geige, Cello-Passagen oder die Klang- und Rhythmusreize der Percussionisten ragten heraus. Beherrscht wurde die ganze Gefühlsskala und die Rollen waren treffend besetzt, wie mit Uwe Kröger, der mit groß entwickelter Stimme und Dramatik das Phantom charakterisierte.

Opernhafte Lieblichkeit und Ausstrahlung brachte mit tremolierendem Sopran die gefeierte Deborah Sasson auf die Bühne. Ihr Carmen-Auftritt (Habanera) mit langem Halteton dürfte unvergessen bleiben. Als einfühlsamer Liebhaber mit gerundetem Bariton war Jochen Sautter als Raoul zu erleben und mit passendem Dialekt behafteter Aussprache gab Kimberly Trees der Madame Sorelli als gute Seele Gestalt. Ann Jennings mimte buffonesk die dominierende Diva Carlotta und garnierte bei opernhaftem Flair ihre Koloraturen mit Methangas-Ausstoß. Mit angenehmem, kräftigem Bariton überzeugte Guido Weber als Perser, und daneben agierten gekonnt Sebastian Ciminski-Knille und Michael Fernbach als widerstreitende Direktoren, die mit "20000 Franc" und "Auf geht’s" im Marschtempo dem Phantom auf der Spur waren. Ferner waren Flics und Ballettdamen unterwegs, um dem Publikum zu gefallen, das stehend applaudierte.