Ralph Wurster (von links), Gerrick von Hoyningen-Huene und Rolf Böning., Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Südwestmetall-Geschäftsführer Rolf Böning gestern Abend feierlich in den Ruhestand verabschiedet / Lob sogar von der IG Metall

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie haben ihn alle gern: Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverteter bedauerten gestern Abend, dass Rolf Böning nun in seine norddeutsche Heimat zurückkehrt. "Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Fairness" attestierte Michael Ruhkopf, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall, dem Arbeitgebervertreter.

Der scheidende Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau leitete die Ansprache zu seiner Verabschiedung in der Neuen Tonhalle gar mit "Liebe Genossen und und Genossinnen" ein und stellte klar, dass er seine Antrittsrede als Berater der IG Metall eigentlich erst nächste Woche halten wolle. Humor attestierten dem Bremer, der nach dem Erreichen des 65. Lebensjahres und nach 13 Jahren als Geschäftsführer in seine Heimat zurückkehrt, viele Redner.

Von sieben Böning-Witzen bei der letzten Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes sprach Joachim Schulz, Vorsitzender der Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau: "Wir wussten gar nicht, wie wir ihn stoppen sollten." Schulz berichtete ebenfalls von einem konstruktiv kritischen Dialog mit der Arbeitnehmerseite unter Bönings Ära. Als "Erfolgsrezept" Bönings beim Verhandeln beschrieb Schulz "einen Gesichtausdruck, als käme er von einem anderen Stern".

Einen Böningschen Witz erzählte Felix Thiemann als Vertreter der Anwälte in einem Grußwort nach: "Woran erkennt man, dass ein Anwalt lügt? Wenn er die Lippen bewegt." Norbert Johnen aus Mannheim, ebenfalls Südwestmetall-Geschäftsführer, trug einen weiteren Böning- Witz vor: "Treffen sich zwei Jäger. Beide sind tot."

Mit der Frage, was Gerechtigkeit ist, hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung Gerrick Freiherr von Hoyningen-Huene im 14. Villinger Rechtsgespräch, eine von Rolf Böning initiierte Tradition, befasst. Außerdem sprach er über die gerechte Organisation (Corporate Governance, Compliance.) "Gerechtigkeit ist der ideale Zustand des sozialen Miteinanders, in dem es einen angemessenen und unparteilichen Ausgleich der Interessen und der Verteilung von Gütern zwischen den beteiligten Personen und Gruppen gibt", so seine Definition.

"Gerecht war er", sagte Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick, der Böning und seine Frau schon im Bremer Hanseatenhaus besucht hat, dort ausgezeichnet speiste und viele Weinflaschen sah: "Ich habe mich gefragt, wann trinkt der denn das alles, der wirkt doch immer nüchtern?". Edler Rebensaft ist ein Hobby des ehrenamtlichen Richters, der auch gerne Golf und Tennis spielt. Zirka 500 Weinflaschen half ihm sein Nachfolger Ralph Wurster beim Umzug innerhalb von Villingen zu transportieren. "Jetzt frage ich mich, wer bringt Flaschen nach Bremen?"

Zum "Fan-Club" von Böning gehört auch Oberbürgermeister Rupert Kubon: "Ich habe Sie außerordentlich schätzen und wertschätzen gelernt." Hans-Georg Müller, Präsident des Arbeitsgerichtes VS, sprach von großer Objektivität Bönings bei seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter. Michael Ruhkopf lobte die pragmatischen Fährigkeiten Bönings bei der Lösung von Problemen und betonte: "Wir heißen Bönings Nachfolger Ralph Wurster herzlich willkommen."

Böning hatte anstatt von Geschenken um Spenden für die Taubenblindenarbeit der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn und für die Gesallschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gebeten. Dennoch gab es während der Versammlung einige Geschenke auf einem Tisch an der Seite. In einem unbemerkten Moment stellte ein IG-Metall-Vertreter dort ein großes Foto mit Rolf Böning unter dem IG-Metall-Enblem auf. Doch auch die Arbeitgeberseite wird möglicherweise noch das ein oder andere für den verdienten Geschäftsführer zu tun haben. Zu den Villinger Rechtsgesprächen, auch zu der Südwestmetall-Mitgliederversammlung wird Rolf Böning gelegentlich in den Schwarzwald zurückkehren. Aber das Wichtigste ist für ihn die Familie, die in der ersten Reihe saß. "Bei meiner Familie werde ich emotional", gestand der Jurist in einem Schlusswort.