Am Tachimeter konnten die Mädchen sehen, wie ein Haus richtig vermessen wird. Christian Heine (links) erklärte den Schülerinnen die Technik dahinter. Foto: Stadtverwaltung VS Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Aktionstag eröffnet Einblick in Berufsbilder

Villingen-Schwenningen. Wenn Mädchen in typische Männerberufe und Jungs in typische Frauenberufe hineinschnuppern, dann ist mal wieder der Girls’- und Boys’Day angesagt.

An diesem bundesweiten Aktionstag sollen die jungen Schülerinnen und Schüler neugierig gemacht werden, vor allem darauf auch mal in die Berufswelt einzutauchen, die sonst eher dem anderen Geschlecht zugeordnet wird. Und so haben auch 22 junge Menschen aus der Umgebung für einen Tag in die Berufswelt hineingeschnuppert. Etwa bei der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen: Dort wartete auf die 13 Mädchen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren ein spannender Tag bei den Technischen Diensten VS. Dabei wurden den Schülern unterschiedlichste Berufsbilder aus dem technischen Bereich vorgestellt. Dazu gehörten die Berufe Forstwirt, Vermessungstechniker, Bauzeichner, Straßenwärter, Landschaftsgärtner und Mechatroniker für Land- und Baumaschinen. Mittendrin statt nur dabei waren die Mädels beim Besuch im Wald von Villingen-Schwenningen und durften dort aus sicherer Entfernung bei einer Baumfällung zusehen.

Theresa Stern von den St. Ursula Schulen war begeistert: "Ich interessiere mich sehr für den Beruf der Forstwirtin und deshalb war das für mich eine gute Erfahrung." Im Bereich der Vermessungstechnik durften die Mädels auch mal selbst mit Hand anlegen – mit Tachimeter und GPS-Gerät ausgerüstet ging es auf Gummibären-Suche, was für viel Freude gesorgt hat. Voll auf ihre Kosten kam Fabienne Binkowski von der Karl-Brachat-Realschule beim Berufsfeld des Landschaftsgärtners: "Diesen Beruf könnte ich mir schon sehr gut vorstellen. Ich mag es lieber draußen zu sein, als im Büro zu sitzen." Christian Heine vom Vermessungsamt sieht solche praktischen Angebote wie beim Girls’Day als optimal, um für technische Berufe zu werben.

Bei der Firma Garten Halter in Rietheim waren ebenfalls sechs Schülerinnen im Alter von elf bis 13 Jahren zu gange, um den Beruf der Landschaftsgärtnerin kennenzulernen. Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführung ging es tatkräftig ans Werk. Die Mädchen durften mit viel Spaß eine Holzscheitwand aus Cortenstahl befüllen. Diese dient in einem Garten als dekorativer Sichtschutz. Nach einer kleinen Stärkung ging es kreativ weiter. Aus Draht und Moos wurden Moostaschen gebastelt, welche anschließend mit Boden befüllt und mit Efeu, Lavendel, Fingerkraut und Grasnelke bepflanzt wurden. Nach dem Mittagessen stand eine Rundfahrt zu Baustellen und Gartenanlagen an. Die Mädchen genossen den Tag und waren stolz auf ihre Werke. Begleitet wurden sie von der Auszubildenden Mareike Müller.

Im Rahmen des Boys’ Day tauchten neun junge Herren bei der Stadtverwaltung in die Welt der Kinder ein und packten in den städtischen Kindertagesstätten Am Schwalbenhaag, Johanna Schwer, Oberlin, Am Ziegelbach und dem Kindergarten Obereschach kräftig mit an. Denn so ein Tag in einer Kindertagesstätte bedarf vor allem einer guten Ausbildung, Geduld und nicht zuletzt auch einer ordentlichen Portion Fröhlichkeit.

Diese Erfahrung können auch David Durau und Johannes und Ron Bödker bestätigen, die an diesem Tag in der Kindertagesstätte Johanna Schwer dabei sein dürfen. "Da sieht man mal, was alles zu so einem Beruf dazu gehört", weiß David Durau aus Mönchweiler erst jetzt so richtig zu schätzen. Aufgefallen ist den drei Schülern, dass sich die Kinder sehr darüber gefreut haben, dass größere Jungs in der Kita vorbeischauen. "Ich würde mir wünschen, dass mehr Männer sich für den Beruf des Erziehers entscheiden, denn Männer sind bei den Kindern sehr gefragt. Sie setzen einfach andere Akzente und gerade Jungs freuen sich sehr, wenn es beim Fußballspielen im Garten mal richtig zur Sache geht", berichtet Diana Fiesel, Leiterin der Einrichtung. Um den Beruf attraktiver zu machen, müsste aus Sicht Fiesels mehr dazu informiert werden, denn der Verdienst sei lange nicht so schlecht wie viele glaubten.

Die Stadt Villingen-Schwenningen ist seit Beginn an diesem Aktionstag beteiligt, der stets von den Auszubildenden der Stadt Villingen-Schwenningen organisiert wird.