Die Vorratsgesellschaft bei Hess nährt Gerüchte. Foto: Zieglwalner

Verschwörungstheorien über eine feindliche Übernahme in der Licht-Branche. Vorwürfe gegen Insolvenzverwalter Grub.

Villingen-Schwenningen - Dem unbedarften Beobachter kommt das unweigerlich verdächtig vor: Die "Blitz S13-107 GmbH" mit welcher der Insolvenzverwalter Volker Grub die Firma Hess nach der Insolvenz der AG wieder als GmbH auferstehen ließ, soll schon am 9. Januar gegründet worden sein.

Und damit deutlich vor dem Rauswurf der damaligen Hess-Vorstände Peter Ziegler und Christoph Hess, nach dem der Bilanzskandal seinen Lauf nahm.

Ging da etwas nicht mit rechten Dingen zu? Handelt es sich beim Verkauf des Leuchtenherstellers doch um eine feindliche Übernahme in der Licht-Branche? Der nach seinen Angaben zufällig entstandene "Zeitplan" von der Gründung der Blitz S13-107 GmbH verleihe abenteuerlichen Verschwörungstheorien in der Tat leicht Nahrung, gibt Unternehmenssprecher Marco Walz zu.

Aber gleich darauf beschwichtigt er: "Es ist langsam lächerlich, was da für Verschwörungstheorien rumgeistern", denn im weltweiten Datennetz wird über die angebliche feindliche Übernahme von verschiedenen Seiten ganz offen und wild spekuliert. War anfangs die Rede von einer "feindlichen Übernahme durch die Heuschrecken" – gemeint war damals der holländische Anteilseigner HPE dessen Chef Tim van Delden, der Aufsichtsratsvorsitzende der Hess AG, war –, sind es nun vor allem Theorien, in welchen der Insolvenzverwalter Volker Grub beschuldigt wird und sich das Licht-Unternehmen Philips durchs Hintertürchen Nordeon der Villinger Konkurrenz bemächtigt haben soll.

Ein Werkzeug für diese angebliche, feindliche Übernahme sehen Kritiker in der Blitz S13-107 GmbH, die als rechtlicher Mantel für die "Neuausrichtung" und das Aufrechterhalten des Unternehmens Hess diente. "Völlig abwegig" ist das in den Augen von Unternehmenssprecher Marco Walz. Bei dieser GmbH handele es sich um eine so genannte "Vorratsgesellschaft". Eine solche könne in einer Situation wie der Insolvenz der Hess AG beispielsweise von einem Unternehmen gekauft werden, um einen unvorbelasteten Neuanfang zu stemmen. Und in der Tat: Im Internet finden sich zahlreiche Firmen, die solche Vorratsgesellschaften feilbieten. "Sofort-Gesellschaften!" oder "Mit einer Vorratsgesellschaft erhalten Sie eine sofortige Handlungsfreiheit ohne Haftungsrisiken" ist da beispielsweise zu lesen. Und auch die Blitzstart Holding AG in München, auf welche die "Blitz S13-107 GmbH" zurück geht, wirbt auf ihrer Website mit der sofortigen Verfügbarkeit ihrer Vorratsgesellschaften, die "risikolos ein sofortiges geschäftliches Handeln" ermöglichen sollen. "Keine Gesellschaft war bisher geschäftlich aktiv oder weist Verbindlichkeiten oder Verpflichtungen auf."

"Man muss dann nicht durch das ganze Gründungsprozedere", meint Walz und fasst die Vorzüge dieser Vorgehensweise aus seiner Sicht zusammen: "brutal schnell, kein Aufwand, kein Risiko und man ist gleich handlungsfähig." Zwar hätte man sich auch des "alten" Hess-GmbH-Mantels bedienen können, da diese GmbH aber von den geschassten Vorständen Hess und Ziegler gegründet worden sei, habe man darauf bewusst verzichtet und sich stattdessen des neuen GmbH-Mantels "Blitz S13-170 GmbH" bedient, "um jegliches Risiko zu vermeiden" und altlastenfrei neu durchzustarten – quasi mit weißer Weste. Diese hat für den Unternehmenssprecher übrigens auch Insolvenzverwalter Volker Grub: "So ein Insolvenzverwalter wird ja vom Gericht bestellt. Er wusste doch vor Februar gar nicht, dass er Insolvenzverwalter bei Hess wird."