Diese Fläche im Kurgebiet soll nach den Plänen der Stadtverwaltung überbaut werden. Foto: Eich

Kurgebiet an Oberförster-Ganter-Straße soll überbaut werden. Unruhe bei Anwohnern.

Villingen-Schwenningen - "Wie kommt man bitte auf die Idee, mitten in einem der teuersten Wohngebiete von VS Sozialwohnungen bauen zu wollen?" Die Bebauungs-Pläne für das Kurgebiet polemisieren nicht nur in den sozialen Netzwerken. Auch im exklusiven Wohngebiet selbst breitet sich Unruhe aus.

 

So facettenreich wie die Bebauungspläne für das städtische Grundstück an der Oberförster-Ganter-Straße sind, so unterschiedlich fallen die Reaktionen darauf aus. Während die einen die Pläne verreißen, haben andere für den Ansatz der Stadt Verständnis und begrüßen ihn ausdrücklich: Eine Bebauung dort oben, so ein weiterer Befürworter der Pläne, werde angestrebt, "vielleicht gerade deswegen, weil VS sehr teuer ist was Mieten betrifft" und kein anderer Bauplatz verfügbar sei?

Nicht nur einzelne Facebook-Nutzer unterstützen das Vorhaben, sondern auch der Mieterbund VS, der unter dem Anreißer "Noch mehr gute Nachrichten" darauf hinweist, dass auch Sozialwohnungen im Kurgebiet geplant seien. Am 28. November soll es eine Bürgerinformation geben.

Grünfläche muss weichen

In Villingens exklusivstem Wohngebiet, dem Kurgebiet, soll an der Oberförster-Ganter-Straße der Kurpark zwischen der Parkresidenz am Germanswald und dem Hotel am Kurpark überbaut werden. Vorgesehen ist auf dem 43 000 Quadratmeter großen Gelände ein allgemeines Wohngebiet mit Sozialmietwohnungen, Mietwohnungen und Einfamilienhäusern. Im Zuge der Bebauung werde ein Großteil der bestehenden Grünflächen versiegelt und zahlreiche Gehölze werden gerodet, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung an den Technischen Ausschuss, der am 5. November, tagt.

Realisiert werden sollen neben Einfamilien- und Doppelhäusern im Südwesten des Gebietes auch Mehrgeschosswohnungen zur Miete inklusive Tiefgaragen. Und: Die Stadt möchte dort sozialgeförderten Wohnraum haben. Geplant sind, entsprechend der Förderrichtlinien, 30 Prozent der dort angedachten Wohnungen als Sozialwohnungen auszuweisen. Um wie viele es sich letztendlich handelt, steht allerdings noch nicht fest. Zur Begründung heißt es von Seiten der Stadt: Der Wohnungsmarkt in VS sei derzeit sehr angespannt. Dies führe zu Wohnungsknappheit, steigenden Mieten und Immobilienpreisen. Für VS wurde ein gesamtstädtischer Wohnungsneubedarf bis zum Jahr 2020 von rund 4300 Wohneinheiten und bis zum Jahr 2030 von rund 2300 Wohneinheiten geschätzt.

In den sozialen Netzwerken sind die Ansichten geteilt. Doch wie reagiert das Umfeld auf die Ideen für das eher beschauliche Gebiet am Rande des Schwarzwalds? "Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass nur Einfamilienhäuser geplant sind." Und nicht nur ein Anwohner ist sich sicher, dass "sich die direkten Anlieger in spe eine solche massive Bebauung nicht gefallen lassen und sicherlich eine Initiative gründen werden".

Ex-Hotel heißes Eisen

Denn für einige Hausbesitzer dürften die mehrgeschossigen Bauten zu einer Verschattung ihrer Gärten führen und damit zu einem Wertverlust. Zwar habe man grundsätzlich nichts gegen eine Bebauung in diesem Bereich, "aber muss es denn gleich mehrgeschossig sein: das passt doch gar nicht hier her", beschwert sich ein weiterer Kurgebiet-Bewohner im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein weiterer Betroffener ist ebenso überrascht von den Plänen, und hofft, dass der Charakter des Kurgebietes erhalten bleibe und nicht zu massiv bebaut werde.

Das Kurgebiet war bereits vor Monaten ein heißes Thema. Katja-Ise Hebi, ehemalige Besitzerin des Hotel Garland, ist nach wie vor in Alarmstimmung, weil sie sich vom neuen Eigentümer getäuscht sieht: Statt dem Versprechen nachzukommen, komfortable Eigentumswohnungen zu bauen, habe dieser die einstige "Hotel-Perle" zu einem Boardinghouse" für Monteure umgewidmet.

Die Entwicklung im Westen der Stadt erweckte zudem das Interesse der Stadt: Diese kündigte im Sommer Kontrollen an. Mitarbeiter des Baurechtsamt wollen herausfinden, ob und in welchem Umfang Bauarbeiten stattgefunden haben oder stattfinden. Einen genauen Blick will die Stadt auch auf die entstandenen Unterkünfte und auf die Herkunft der Mieter werfen. Um auf die noch offenen Fragen der Stadt zu antworten, habe der neue Besitzer, der Geschäftsführer einer Bauunternehmung aus dem Landkreis Rottweil, um Fristverlängerung gebeten. Dieser versicherte, dass "wir natürlich Eigentumswohnungen erstellen werden".