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Doppelstädter wagt Verkauf von CBD-Cannabis. Bereits mehr als 70 Kunden. Neuartiges Geschäftsmodell.

Villingen-Schwenningen - Noch bewegen sich Käufer oftmals im Graubereich, wenn sie CBD-Produkte kaufen. Neben dem nicht psychoaktiven Cannabinoid ist nämlich oft auch die berüchtigte Substanz THC enthalten. Ein Geschäftsmann aus Villingen verspricht Abhilfe.

Der Hype um den Stoff Cannabidiol (CBD) ist längst in der Doppelstadt angekommen. Das behauptet zumindest Marc Gass, ein 25-jähriger Geschäftsmann aus Villingen. An mehr als 70 Menschen aus VS und Umgebung habe er bereits seine Schweizer CBD-Blüten verkauft. 150 registrierte Interessenten führt er darüber hinaus in seiner digitalen Kundenkartei.

Ein Geschäft, mit dem sich offenbar Geld verdienen lässt. 100.000 Euro habe der 25-Jährige bereits umgesetzt und das in nur weniger als vier Monaten. Viel Geld für eine Pflanze. Und das ist wortwörtlich zu nehmen. 1100 Euro kostet derzeit die Beteiligung, um an die begehrten Blüten zu kommen.

Crowdfunding-Konzept

Es ist ein besonderes Geschäftsmodell, auf das der junge Villinger setzt. Kunden kaufen im Internet ihr gewünschtes CBD-Kraut. Soweit, so typisch.

Der Unterschied bei den Kunden des Villingers CBD-Händlers ist, das diese bei ihrem Kauf gleich eine ganze Cannabispflanze erwerben. Ein Crowdfunding-Konzept macht dies möglich. Die Kunden erwerben ihren Anteil an einer Schweizer Hanf-Plantage. Auf diese Weise gehört ihnen dann dort ein sogenannter eigener "Stellplatz".

45 bis 75 Gramm Blütenertrag locken, in einem Abstand von jeweils zehn Wochen. Lohnt sich das? Darf man das? Und überhaupt, welchen Nutzen stiftet das umworbene CBD?

Wie der 25-Jährige Villinger mitteilt, gebe es Personen aus seinem näheren Umfeld, die bereits von der "natürlichen Wunderwaffe" profitiert hätten.

CBD-Artikel sind Naturprodukte

Morgens "nicht mehr verpeilt aufzuwachen", etwa wie beim Gebrauch von chemischen Schlafmitteln, sei ein beispielhafter Vorteil des CBD. Gass berichtet von einem Bekannten, der seine Schlafstörungen so natürlich unter Kontrolle gebracht habe. Zudem verschaffe der Naturstoff bei verschiedensten anderen Krankheiten Linderung.

Trotzdem ist eine ganz andere Frage, die für viele Konsumenten im Mittelpunkt steht: Bin ich damit legal und sicher unterwegs? Apotheken, Drogerien und spezielle Shops im Internet – überall dort lasse sich das Hanf-Trend-Produkt bereits beziehen. Wie der Villinger CBD-Verkäufer versichert, sei die Substanz in Deutschland legal. Das wiederum ändere aber nichts an der Tatsache, dass sich Konsumenten oftmals in einem "Graubereich" bewegen, wie Gass erklärt.

Blüten und andere CBD-Artikel seien Naturprodukte. Dies bedinge, dass neben dem gewünschten CBD auch andere Substanzen enthalten seien. THC sei ein prominenter Vertreter darunter. Wer also auf diesem relativ neuen, unregulierten Markt bestellt, riskiert THC-Werte über der erlaubten Grenze von 0,2 Prozent.

Es tue sich derzeit Großes auf dem CBD-Markt. Noch würden sich viele kleine Produzenten auf dem Markt tummeln, "Schweizer Bauern", wie Gass diese nennt. Intensives Qualitätsmanagement würde für diese oft eine geringe Rolle spielen. THC-Werte von rund einem Prozent gehörten so zum durchaus üblichen Standard – auch auf dem CBD-Markt.

CBD-Blüten mit Gehalt von weniger als 0,2 Prozent

Vieles deute darauf hin, dass sich der Markt im Umbruch befinde, schildert der Villinger Verkäufer. So sei Cannerald, das Schweizer Unternehmen mit dem Gass zusammenarbeitet, gerade dabei, eine Good Manufacturing Practice (GMP) Lizenz zu erwerben. Diese ist der Nachweis für wohl definierte Qualitätsstandards. So stünde dem Unternehmen dann auch der Weg frei, künftig an die pharmazeutische Industrie zu liefern.

Von der Lizensierung abgesehen, erfülle Gass’ Kraut allerdings bereits jetzt die Qualitätsnorm in Bezug auf das THC. Wer bei Gass kauft, erwirbt CBD-Blüten mit einem Gehalt von weniger als 0,2 Prozent der psychoaktiven Substanz. Sichergestellt werde dies durch ein spezielles Auswaschungsverfahren.

Zurück zum Geschäft: Wer sich beim Villinger CBD- Händler einkauft, erwirbt eine Life-Time-Option. Theoretisch bedeutet dies also Cannabis-Erträge bis ans Ende der Tage oder zumindest solange das Unternehmen Bestand hat. So erklärt sich auch der satte Preis für eine Beteiligung.

Erwähnenswert ist allerdings auch, dass jeweils nur die Hälfe des Blütenertrags für die Anteilseigner zur Verfügung steht. Den anderen Teil behält das Unternehmen, um die laufenden Kosten der Plantage zu decken.

Die Marktpreise für CBD-Blüten beim Endverbraucher lägen derzeit bei circa acht bis zehn Euro pro Gramm, wie Gass schätzt. Dadurch ergibt sich ein hoher Anreiz für den Eigenkonsum. Wenn man die Ernte nämlich über das Unternehmen vermarkten lässt – eine weitere Option – zahlt dieses nur rund zwei Euro. Damit steht und fällt die Aussicht auf ein lohnendes Investment mit der persönlichen Präferenz für die Blüten.