Kommunales: Nur knapp zwei Drittel des Gremiums stimmt dafür / Dobmeier: "Ich sehe mit dem aktuellen Modell schwarz"

Villingen-Schwenningen. Die Leitungsstelle der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen wird neu besetzt. Das beschloss der Gemeinderat mit einer knappen Zwei-Drittel-Mehrheit am Mittwochabend in seiner Sitzung. Die schon länger feststehenden Kandidaten, die die Nachfolge von Vanessa Heitland antreten könnten, werden sich im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses am Mittwoch, 7. Oktober, vorstellen. Dann könnte das Gremium aus den drei Bewerbern die neue Leitung bestimmen.

Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier mehrfach betont, wie wichtig eine Nachbesetzung der vakanten Stelle für die Gesamtentwicklung ist. Und auch am Mittwoch stellte er erneut klar: "In der Interimszeit verwalte ich die Galerie nach meinen Möglichkeiten mit einem Kuratoren-Modell. Aber ich sehe mit diesem Modell für die Zukunft schwarz!"

Das sahen allerdings längst nicht alle Stadträte so und selbst innerhalb der Fraktionen gab es unterschiedliche Meinungen über die Notwendigkeit der "umgehenden" Stellenbesetzung. Allen voran Klaus Martin (CDU) konnte nicht verstehen, weshalb die in einer Klausurtagung am 24. Juli gefasste Entscheidung, das Bewerberverfahren "zu stoppen", nun revidiert werden sollte. Nicht nur mit Blick auf den finanziell angeschlagenen Haushalt der Stadt Villingen-Schwenningen kritisierte er, nun doch diese Stelle besetzen zu wollen. Auch die Zukunftspläne, wonach die Galerie-Leitung in Bezug auf das gewünschte Museumsquartier Bürk-Areal weitere Aufgaben übernehmen solle, ließen ihn hadern.

In einem "Dilemma" sahen sich Frank Bonath und seine FDP. "Ich frage mich, warum Sie dieses Thema nun bringen, obwohl wir vor den Sommerferien das eigentlich entschieden hatten", richtete sich Bonath an den Oberbürgermeister. Und auch Martin Rothweiler (AfD) sah für die Wiederbesetzung "keinen Handlungsdruck", wie er betonte. Er rechne damit, dass Corona-bedingt der Galeriebetrieb ohnehin eingeschränkt bis gar nicht stattfinden dürfte, weshalb die Stelle nicht zwingend besetzt werden müsste.

Allerdings gibt es auch Befürworter im Gremium. So machte Joachim von Mirbach (Grüne) deutlich, dass er die Bewerber in der kommenden VA-Sitzung sehr gerne vorgestellt bekomme. "Denn die Stelle ist notwendig, um die Bestände in der Galerie zu pflegen." Bertold Ummenhofer (Freie Wähler) war ebenfalls dafür: "Unsere Fraktion spricht sich einstimmig für die Besetzung der Stelle aus, wohlwissend der finanziellen Probleme der Stadt." Allerdings sehe er die Notwendigkeit vor allem darin, dass in den kommenden Jahren Personalwechsel im Kulturbereich anstünden – sowohl Museumsleiter Michael Hütt, als auch Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier werden mittelfristig in Altersteilzeit oder Ruhestand gehen. "Es geht hier auch um die Möglichkeit der Einarbeitung vor dem anstehenden Wechsel."

Deutliche Zustimmung gab es auch aus den Reihen der SPD. Sowohl Frank Banse, als auch Edgar Schurr plädierten für die umgehende Besetzung der Galerie-Leitung. "Hier geht’s nicht nur um das Verwalten und Pflegen von Bestand, hier geht es um Konzepte und Ausstellungen. Dafür brauchen wir einen Profi", appellierte Banse. Schurr stellte zudem klar: "Wir diskutieren doch nicht über eine neu zu schaffende Stelle, sondern um eine vorhandene. Und Stellen, die bereits da sind, sollten auch besetzt werden."

Klaus Martin stellt Eignung der Bewerber infrage

Die Bedenken, die jetzigen Bewerber könnten möglicherweise den anstehenden Aufgaben mit Blick auf das Bürk-Areal nicht gewachsen sein, die vor allem von Klaus Martin kamen, entkräfteten sowohl Dobmeier, als auch Haupt- und Personalamtsleiter Joachim Wöhrle.

Während der Kulturamtsleiter den drei ausgewählten Bewerbern diese Qualifikation zusprach, erklärte Wöhrle: "Durch die Formulierung ›Mitwirkung der Entwicklung Bürk-Areal...‹, wie es in der Stellenbeschreibung explizit steht, sind die zukünftigen Aufgaben beschrieben." Hinzu komme, dass die Galerie-Leitung gleichzeitig auch stellvertretender Kulturamtsleiter sei und somit auch den strategischen Bereich mit Blick auf ein Museumsquartier abdecke. "Außerdem bekommt die Galerie-Leitung nicht zusätzlich die Leitung der Museen und noch wissenschaftliche Aufgaben zugeteilt", ergänzt Dobmeier. Dieses Bild sei falsch, denn dafür gebe es natürlich auch in Zukunft entsprechende Stellen.

Am Ende der Aussprache stimmten immerhin 22 der anwesenden Gemeinderäte für die Neubesetzung der Galerie-Leitung. Bei vier Enthaltungen stimmten zehn Gremiumsmitglieder dagegen. Diese Mehrheit reicht, damit sich die drei Bewerber dem Verwaltungs- und Kulturausschuss in der nicht-öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 7. Oktober, vorstellen dürfen. "Länger könnten wir die Bewerber auch nicht hinhalten", sagte Oberbürgermeister Jürgen Roth mit Blick darauf, dass die Stelle bereits im März ausgeschrieben wurde.