Villingen-Schwenningen - Soll Villingen-Schwenningen einen Jugendgemeinderat bekommen – oder besser eine offene Jugendbeteiligung? Eine Antwort darauf ist auch im Gemeinderat gestern nicht gefallen. Aber: Die Gemeinderäte stimmten mehrheitlich für die Einrichtung einer zusätzlichen halben Stelle beim Amt für Familie, Jugend und Soziales, um die jugendpolitische Beteiligung zu erreichen.

Die Stelle soll auf Ende 2017 befristet sein und dazu dienen, die Vorarbeit für die Gründung eines Jugendgemeinderats zu leisten und diesen dann zu begleiten.

Der Kommunalberater Udo Wenzl sang als Experte für Jugendarbeit ein Loblied auf die Beteiligungswerkstatt im Januar in der Doppelstadt und die Gründung einer Homepage (www.jugendbeteiligung-vs.de) sowie einer dazugehörigen Facebook-Seite. Quer durch alle Fraktionen zeigten sich die Gemeinderäte glücklich und motiviert, einen Jugendgemeinderat für das Oberzentrum zu gründen.

Doch dann kam er: Jan-Christoph Uhl (AfD). Er wolle nicht der Spielverderber sein. Aber: Was in der Vorlage der Stadtverwaltung über die angeblich "rege genutzte" Internetplattform stehe, sei eindeutig falsch. Seine Recherchen zeigten vielmehr: "Die Beiträge sind zu 90 Prozent älter als einen Monat", viele Themen sogar über drei Monate alt. Das gleiche Spiel auf Facebook. Und obendrein würden die Seiten auch noch von politisch motivierten Gruppen als Werbeplattform missbraucht. "So etwas muss politisch neutral sein", forderte Uhl. "Für mich ist das ein absoluter Fehlversuch, mit Jugendlichen in Kontakt zu treten." Es sei nur ein kleiner Teil von ihnen erreicht worden.

Eine Erklärung hatte Wolfram Mack vom Jugendamt: "Jugendliche wollen Ergebnisse sehen", und auch der Experte Udo Wenzl räumte am Ende ein: Zwei von drei gegründeten Jugendgemeinderäten im Land würden wieder aufgelöst – aber sie lösten sich nicht in Wohlgefallen auf, sondern mündeten einfach in eine andere Form der Jugendbeteiligung.

Kommentar: Verpufft

Von Cornelia Spitz

Man kann eine Initiative wie die zur Jugendbeteiligung an der Kommunalpolitik auch zerreden. Fakt ist: So erreicht man das Gegenteil. Die Jugendlichen, die hochmotiviert ihre Ideen in die Beteiligungswerkstatt einbrachten, dürften längst auf dem Boden der Tatsachen gelandet sein. Sie regten so vieles an. Und es wurde wohlwollend nickend zur Kenntnis genommen. Und dann? Nichts! Anregungen und Hinweise – selbst die auf kurzfristig lösbare Probleme – verhallten. Auf der hochgelobten Facebook-Seite zur eigens eingerichteten Website bleibt die Jugend unter sich. Die Folge: Themen dümpeln monatelang unberührt vor sich hin. Aber was, bitteschön, bringt Jugendbeteiligung, wenn sich die Kommunalpolitiker nicht nachhaltig mit den jungen Leuten auseinandersetzen? Beteiligung heißt mitwirken. Die Jugendlichen aber durften bislang nur reden. Und was sie sagten, verpuffte.