Michael Hütte erläutert zahlreichen Besuchern das Innere des Luftschutzbunkers unter der Uhrenfabrik Bürk in Schwenningen. Foto: (sb)

Ausstellungseröffnung und Buchvorstellung im Franziskaner. Zeitzeuge erzählt von den Angriffen 1945

Villingen-Schwenningen - Es herrschte ein großer Andrang von Besuchern, die sich am Sonntag, am Tag des Internationalen Museums, für "Das Geheimnis der Keltenfürstin" und damit dem Prunkgrab von der Heuneburg auf dem Vorplatz der Volksbank in Villingen interessierten.

Während der Eröffnungsveranstaltung im Franziskanermuseum wurde das frisch gedruckte Buch "Das Geheimnis der Keltenfürstin" von Verlegerin Regine Gamm vorgestellt und anschließend an Dirk Krausse, Landesarchäologe von Baden-Württemberg, und Nicole Ebinger-Rist, Leiterin der Archäologischen Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege, überreicht.

In einem Pressegespräch erklärte Museumsleiterin Anita Auer, sie freue sich, dass es hier so etwas Besonderes wie das Prunkgrab der Keltenfürstin zu sehen gibt. Das Grab habe man 2010 zu Füßen der Heuneburg in der Donauebene neben einem Bach durch Zufall entdeckt, erklärte Dirk Krausse. Es habe sich um das Grab einer Adeligen gehandelt, das zum Glück nicht verraubt worden war, fuhr er fort. Auch ein kleines Mädchen und ein Frau, wahrscheinlich von ärmerer Herkunft, habe man in dem Grab gefunden, so Krausse.

Fünf Jahre später sei die Grabkammer, die 80 Tonnen wog, im Block ausgehoben und nach Ludwigsburg transportiert worden, fuhr er fort.

Als diese ungewöhnliche Dame 583 vor Christus in der Donauebene bestattet worden war, war der Keltenfürst vom Magdalenenberg schon etwa 35 Jahre vorher bestattet worden, erklärte Krausse und meinte: Hier in Villingen treffe nun die Kurfürstin auf den Keltenfürsten, eine ganz außergewöhnliche Geschichte.

Bei der Freilegung habe man entdeckt, dass die Keltenfürstin von Kopf bis Fuß geschmückt war, mit Ringen an den Füßen, goldener Fibel, goldenem Taillenschmuck. Der renommierte Experimentalarchäologe Markus Binggeli hatte den Schmuck originalgetreu hergestellt. Natürlich sind die Originalstücke nicht in der Ausstellung zu sehen.

Die heutige CT-Durchleuchtung der Fundstücke haben es möglich gemacht, dass viel mehr zu sehen war, als bei herkömmlichen Untersuchungen. Diese 3D-Bilder hätten ihm geholfen, diese hervorragenden Replicas herzustellen, betonte er. Auch der Stirnpanzer eines Pferdes, der als Statussymbol galt, konnte so erkannt werden, da durch die spezielle Durchleuchtung auch noch Reste einer eisernen Trense zu sehen waren.

Bei der Eröffnungsfeier im Franziskanermuseum erklärte Oberbürgermeister Rupert Kubon, dass das Museum seit 2011 mit 44 keltischen Fundorten vernetzt sei. Mit dieser Ausstellung im Außenbereich und der Platzierung auf einem Verkehrsknotenpunkt vor der Volksbank gehe man erstmals ungewohnte Wege, so Kubon.

Nicole Ebinger-Rist erläuterte detaillierte Bilder, die den Aushub der Grabkammer bis zur Freilegung der Funde die akribische Arbeit widerspiegelten. Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, meinte, es handele sich eigentlich um eine Doppelveranstaltung, nämlich der Ausstellungseröffnung und der Präsentation des Buches. "Sie sind sich ihrer keltischen Vergangenheit bewusst, wandte er sich an die 100 Besucher der Eröffnungsfeier. Es sei für ihn wichtig, dass die Bewohner von Baden-Württemberg diese Funde auch da anschauen können, wo sie gefunden wurden, betonte er. "Diese Ausgrabung war das eigentliche Restaurierungslabor. Es war ein Glücksfall, dass wir das Grab einer Frau gefunden haben", schloss er.

Verlegerin Regine Gamm erläuterte das Buch über das Geheimnis der Keltenfürstin, das die gesamten Arbeiten in außergewöhnlichen Bildern widerspiegelt. Sie überreichte die ersten Exemplare an Nicole Ebinger-Rist und Dirk Krausse, ohne die das Buch nie möglich gewesen wäre.

Im Uhrenindustriemuseum

Im Uhrenindustriemuseum in Schwenningen hatte Michael Hütt erstaunlich viele Besucher um sich versammelt, die sich für eine erste Führung durch den Luftschutzkeller interessierten. Ihm zur Seite erläuterte Josefine Naciej vom Amt für Altlasten die Grundwasser-Reinigungsanlage, die von 1995 bis 2000 im Bürk-Bunker installiert war.

Ab 1933 wurde der Bunker geplant, da man wusste, dass es Krieg geben werde, so Hütt. Die Württembergische Uhrenfabrik hatte den Luftschutzkeller für ihre Arbeiter gebaut, denn in der Fabrik wurden wichtige Zünder für Bomben gebaut. 270 Menschen arbeiteten in der Fabrik, die in einem unterirdischen Gang in den Bunker gelangen konnten. Es habe Luftbilder mit den wichtigsten Firmen bei den Alliierten gegeben, die anscheinend die Bärenbrauerei für Bürk gehalten hatten, so dass Bürk verschont wurde.

Im Bunker sind noch die Original Türen zu sehen. Zwischen zwei Türen ist die Gasschleuse gewesen. Es gab Sand, Chor und Kalkbehälter, einen Befehlsraum einen Liegeraum, einen Sanitäts- und Behandlungsraum mit Notausstieg und sogar einen Duschraum.

Ein alter Herr verblüffte Hütt, als er erklärte, er habe 1945 mit seiner Familie und der gesamten Nachbarschaft immer wieder Schutz im Bunker gefunden. "Wir hatten im Zaun ein großes Durchgangsloch geschnitten und rannten alle bei Alarm in den Bunker", erinnerte er sich. Zwei bis drei Stunden habe man immer im Bunker gesessen und wenn man es pfeifen hörte, seien die Bomber vorbeigeflogen, meinte er lakonisch.