Soren Hanusa Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

"Wie ausgemacht, zur selben Uhrzeit", heißt es im Song "Tage wie

"Wie ausgemacht, zur selben Uhrzeit", heißt es im Song "Tage wie diese" der Toten Hosen. Die regionale Rockband Lucille coverte ihn neulich am Ende ihres Konzerts in der Scheuer in Villingen kurz vor der mit dem Veranstalter Rock-Club ausgemachten Uhrzeit 22 Uhr. "Durch das Gedränge der Menschenmenge bahnen wir uns den altbekannten Weg", sang Leadsänger Sören Hanusa (Foto) weiter den passenden Text von Campino (immerhin waren rund 100 Gäste gekommen) und: "Über die Brücke bis hin zu der Musik, wo alles laut ist, wo alle drauf sind, um durchzudrehen." Das Durchdrehen kommt bei Veranstaltern und Gästen in der Scheuer aktuell weniger von der Lautstärke als vielmehr von der erzwungenen Stille ab 22 Uhr. Lucille hielt sich pünktlichst an das vereinbarte Ende, damit einzelne verärgerte Anwohner aus der in Villingen seit Jahrzehnten qualitativ und eigentlich auch quantitativ in der Lautstärke etablierten Einrichtung ab Zehn keinen Ton mehr hören. Und doch war knapp vor 22 Uhr noch Platz für den vom Publikum begeistert mitgesungenen Refrain, dessen Inhalt leider nur Wunsch bleiben musste: "An Tagen wie diese wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diese haben wir noch ewig Zeit, wünsch’ ich mir Unendlichkeit. Das hier ist ewig, ewig für heute. Wir stehen nicht still für eine ganze Nacht." Zwar hat Sören Hanusa Verständnis für den Anwohnerwunsch nach nächtlicher Ruhe, der Musiklehrer macht gegenüber dem Schwarzwälder Boten jedoch klar, dass Konzerte, in denen das Publikum wie im Rock-Club richtig mitgeht, nicht beliebig zeitlich nach vorne verschiebbar sind und bedauert die städtisch verordnete enge zeitliche Begrenzung. Verständnis hat er für die Entscheidung des Folk-Clubs, den Konzertbetrieb zum Ende dieses Jahres einzustellen (wir berichteten). Zu hören sein wird die seit zwei Jahren bestehende Band Lucille wieder am 26. Mai in Villingen bei der großen Stadtteilparty "Steppachfest" auf dem ehemaligen Sportplatz des Sportvereins Steppach zwischen Schilterhäusle und Sonnhalde. Die dortigen Einnahmen gehen an das Jugendförderungswerks Villingen-Schwenningen.                                   (wt)

Ernst Reiser, Stadtrat der Freien Wähler, hat seine großzügige Seite entdeckt. Auf der Suche nach Kandidaten für die Kommunalwahlen 2019 tun sich die Freien Wähler nämlich offenbar vergleichsweise leicht. Fraktionen, in welchen kaum Gemeinderäte sitzen, die aufhören wollen, finden nur schwer neue potenzielle Kandidaten, weil die Neulinge im Wettstreit mit alteingesessenen Gemeinderäten in der Regel geringere Chancen auf einen Sitz im Gremium haben. Ein Liedchen davon kann Klaus Martin von der CDU singen. "Wir suchen 150 Kandidaten und brauchen 40", sagte er mit Blick auf die zahlreichen Listen aller Fraktionen, die es bis zur Wahl zu füllen gilt. Reiser rang das nur ein müdes Lächeln ab und im Zwiegespräch mit Fraktionskollegin Ulrike Heggen beschloss er: "Wenn wir welche übrig haben, bieten wir sie der CDU an!" (cos)

Der VS-Archivar Heinrich Maulhardt geht in Kürze in Ruhestand. Und kurz vor knapp fühlen auch die Gemeinderäte der Doppelstadt mit und plagt sie das schlechte Gewissen: "Wir möchten uns dafür entschuldigen, dass Sie fast ihre gesamte Dienstzeit unter diesen Bedingungen arbeiten mussten in der Hoffnung, dass sich daran etwas ändert", hieß eines von mehreren Statements im Verwaltungsausschuss am Mittwoch. Seit Jahren kämpfte Maulhardt für einen Archiv-Neubau. Sogar wiederholte Wasser-Einbrüche bedrohten das "Gedächntis der Stadt", wie Pfarrer Frank Banse es nannte. Erst jetzt, kurz vor seinem Ruhestand, wurden die Pläne für einen Archiv-Neubau auf dem Mangin-Areal gefasst. Auch Ernst Reiser merkte an, man sei mit dem wertvollen Gut "eigentlich fahrlässig umgegangen. Gott sei Dank ist alles gut gegangen". Doch der Archivar Maulhardt war um keinen Konter verlegen. Auf der Suche nach möglichen Strafen für die Stadträte wegen der jahrzehntelangen Vernachlässigungen kramte er, typisch Archivar, ganz tief im Archiv und erinnerte sogar an drakonische Strafen aus mittelalterlichen Zeiten. (cos)