Kultur: Trossinger begeistern trotz krankheitsbedingtem Ausfall

VS-Schwenningen. Rein akustisch hätten sich die vielen Besucher am Freitagabend beim ersten Event dieses Jahres in Härings Kulturcafé auch in einem New Yorker Jazzclub befinden können. Was Anika Neipp (vormals Köse), Thomas Förster und Matthias Anton ihrem Publikum zwei Stunden lang boten, spielte musikalisch in einer sehr hohen Liga.

Kurzfristige Wechsel werfen die Musiker nicht aus der Bahn

Dabei stand das FunJAZZtic-Trio in seiner ursprünglich angekündigten Konstellation aufgrund einer Erkrankung von Saxophonist Uli Stier (wir berichteten) nicht auf der kleinen Bühne. Die Professionalität der Künstler zeigte sich nicht zuletzt hier: Keinerlei Manko war in der musikalischen Qualität durch den kurzfristigen Wechsel zu bemerken. Alle verstanden es hervorragend, den Groove des Jazz in Schwenningen aufleben zu lassen – vom Pianisten Thomas Förster, Dozent für Jazz-Theorie, Gehörbildung, Arrangement und Jazzpiano an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen, über den für Uli Stier eingesprungenen Matthias Anton, Honorarprofessor für klassisches Saxophon, Schulmusik sowie Jazz und Pop, ebenfalls an der Hochschule für Musik, bis hin zu Sängerin Anika Neipp, ihrerseits Lehrbeauftragte im Fach Jazzgesang an der gleichen Hochschule sowie der Musikhochschule Stuttgart. Dies taten sie zum einen mit Klassikern des Genres wie "Funny Valentine" oder "What a difference a day made" und zum anderen aber auch mit Eigenkompositionen wie "Far away" von Thomas Förster. Hervorragend verstanden es die drei, die dem Jazz eigene Mischung aus virtuoser Umsetzung der musikalischen Vorlage und jeweiliger Einbindung eigener Improvisation zu zeigen. Standards in gesanglicher Richtung setzt dabei Anika Neipp. Mit großer Dynamik und Emotionalität wie auch sympathischem Kontakt zum Publikum schafft sie es beinahe spielerisch mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, die jeweiligen Liedinhalte zu präsentieren.

Eindringliche Beispiele hierfür waren "Get here" von Oleta Adams, "Just the two of us" von Bill Withers oder ganz besonders der letzte Song des Programms, "What a wonderful world" von Louis Armstrong. Gleichermaßen hervorragend gelang der musikalische Ausdruck Matthias Anton am Saxophon. Die Perfektion seines Spiels lässt das Instrument fast einer Stimme gleich modulierbar erscheinen. So etwa im bekannten "Crossing" von Eric Marienthal, einem der weltweit bekanntesten Saxophonisten.

Mal ganz romantisch und dann wieder packt sie die dreckige Röhre aus

Anton wunderte sich, weshalb Marienthal ihn einst zu einer CD-Kooperation einlud – das Publikum tat dies angesichts der musikalischen Qualität seines Spiels nicht. Am Flügel optisch etwas abseits, musikalisch jedoch auf gleicher Höhe, wirkte Thomas Förster. Auch er versteht es hervorragend, Emotionen einen perfekten musikalischen Ausdruck zu verleihen. Egal ob im gemeinsamen Spiel oder improvisierten Solo, egal ob mit romantisch zurückhaltender Stimme oder bewusst "dreckiger Röhre" – das Trossinger Trio hinterließ in Schwenningen einen großen bleibenden Eindruck.