Wirtschaft: Die eigene Hochzeit wird für ein Villinger Ehepaar die Geburtsstunde eines eigenen Unternehmens
Eigentlich wollten Jennifer und Stefan nur Ja zueinander sagen. Doch seit sie den Bund fürs Leben miteinander geschlossen haben, sind sie auch mit einem Unternehmen verheiratet: ihrem Deko-Verleih, der mit der eigenen Hochzeit plötzlich geboren war.
VS-Villingen. Jennifer König strahlt, als sie in ihrem gemütlichen Wohnzimmer sitzt und an ihre eigene Hochzeit im Jahr 2017 zurückdenkt. In der Planung des schönsten Tages in ihrem Leben ging die heute 24-Jährige voll und ganz auf. Als gelernte Hotelfachfrau geht ihr auch die Dekoration einer festlichen Tafel leicht von der Hand – anstatt damit einen Profi zu beauftragen, war von vornherein klar: Selbst ist die Braut.
Doch dann fingen die Probleme an. Es mangelte an Möglichkeiten, das gewünschte Material auszuleihen. Freunde empfohlen dem Paar eine Ausleihe per Versand aus Freiburg oder Stuttgart, doch das künftige Ehepaar König vermisste die für sie notwendige Flexibilität bei der Rückgabe. Da hatte Jennifer König eine Idee: Warum nicht einfach alles für die eigene Hochzeit kaufen und eine offenkundige Lücke schließen und einen Deko-Verleih anbieten? Andere Paare könnten ihr Deko-Material doch nach der Hochzeit ausleihen.
So groß die Liebe ihres Zukünftigen auch war, Stefan König hielt die Idee für wenig zukunftsfähig. Doch er ließ sich breitschlagen: "Also gut, versuchen wir’s", willigte er ein, und die Idee zum "Königsverleih" in Villingen war geboren. Eine allzu große Affinität zu Vasen, Kerzen und blumigen Arrangements konnte Stefan König zwar nicht einbringen, dafür aber jede Menge Erfahrung in der Organisation von Events und mit der Licht- und Tontechnik. Gemeinsam mit anderen jungen Christen stellt er regelmäßig den Nightfever im Villinger Münster auf die Beine, bei dem das Gotteshaus buchstäblich in neuem Licht erstrahlt und hunderte Besucher lockt. Musicals und andere Projekte hat er bereits mit abgewickelt. Erfahrung, die ihm nun auch im Nebengewerbe der Familie König zupass kommen sollte, denn auch Licht- und Tontechnik gehört hier dazu.
Dass der Deko-Verleih tatsächlich florieren könnte, daran glaubte Stefan König trotzdem nicht so ganz. Doch seine Auserwählte war Feuer und Flamme für die Geschäftsidee und prophezeite: "Ich ziehe das durch." Sie sollte Recht behalten. Die eigene Hochzeitsdeko mit modernen Basics war der Prototyp. Nach und nach wuchs das Sortiment der Königs um weitere Stilrichtungen und Trends – am Vintagethema etwa führte im vergangenen Jahr kein Weg vorbei, weiß Jennifer König. Jutebänder und Holzkisten vom Winzer waren ein Muss. Aktuell sei eine Mischung aus Schiefer, Holz und Glas gefragt, schildert die 24-Jährige und lächelt. Ja, manchmal ertappe sie sich angesichts besonders schöner Hochzeitsdekorationen schon bei dem Gedanken, dass sie das gerne auch bei ihrer Hochzeit gehabt hätte, gesteht sie lachend.
Seit rund einem Jahr verdienen die Königs nun zusätzlich zu ihren Gehältern als Fertigungsplaner beziehungsweise Hotelfachfrau im Nebengewerbe Geld mit ihrem Dekorationsverleih. Von der Hochzeit bis zur Familien- oder Firmenfeier durften sie seither rund 40 Events mit Tisch- und Raumdeko, Stuhlhussen oder -schleifen sowie Licht- und Tontechnik bereichern, schätzen die Königs. Ein eigener Showroom ist in Planung und soll im Februar eröffnet werden, dass Auftraggeber künftig an Ort und Stelle Dekorationen in Augenschein nehmen und verschiedene Möglichkeiten austesten können, und auch eine Popcornmaschine oder Fotoboxen sind dem Anspruch an ihr Nebengewerbe geschuldet. Ob dieses einmal die Haupteinnahmequelle der Königs werden soll? "Ich glaube, so viele Termine kann man gar nicht annehmen, dass das geht", bleibt Jennifer König realistisch – aber ihre große Leidenschaft, die bleibt es, Hochzeitspaaren den schönsten Tag im Leben noch ein wenig schöner zu machen.
