Musik: Discomusik und Vivaldi bei "Jazzin‘ the Black Forest"
Der zweite Tag des Festivals "Jazzin‘ the Black Forest 3" im Garten des MPS-Studios an der Richthofenstraße in Villingen gab den Zuschauern einen Einblick in die fantastische Welt der kreativen Freigeister, mit filmreifen Posaunenklängen und elektrisch geladenen Rock-Balladen.
VS-Villingen. Für manch einen ist es nie zu spät, um noch ins Rampenlicht zu treten. So auch nicht für den 77-jährigen Posaunisten Conny Bauer des Trios "Bauer Bauer Narvesen". Altersschwäche ist bei ihm Fehlanzeige. "Sie werden das Posaunenspiel hören, wie sie es wahrscheinlich noch nie gehört haben", begrüßt Friedhelm Schulz das Trio. "Es gibt in Europa wohl kaum einen Posaunisten, der ihm das Wasser reichen kann".
Das Trio, bestehend aus Conny Bauer an der Posaune, Mathias Bauer am Kontrabass und Dag Magnus Narvesen am Schlagzeug, stellte eine Show auf die Beine, für die andere ein gesamtes Orchester benötigen würden. Ein paar Schlagworte, welche ihre Musik beschreiben: agil, lebendig, wild, expressiv, frei und geistreich. Ihre Musik klingt, als ob man Vivaldi und Free-Jazz gemeinsam in einen Raum sperrt, sie unter Drogen setzt und dann den Raum anzündet. Dies resultiert in einer Brutalität an Resonanzen, kombiniert mit einer gesunden Menge an Skurrilität und Schock.
Und in der Tat, Conny Bauer beherrscht das Posaunenspiel wie niemand sonst, er ist in jeder nur denkbaren Disziplin ein Meister. Seien es Überblastechniken oder Mehrstimmigkeit, Bauer ließ sein Instrument klingen wie ein gesamtes Meisterensemble.
Bei der ganzen Aufregung ist Corona schon fast vergessen, nur wer einen Blick hinter die Kulissen wirft, findet die ein oder andere Schutzmaske. Es ist nur wieder zu erwähnen, dass das MPS-Team trotz der schwierigen Situation hier etwas ganz Einzigartiges auf die Beine gestellt hat. "Wir haben versucht das Optimum herauszuholen. Wir haben zwar eine stark reduzierte Besucherzahl, dafür schaffen wir aber Erlebnisse die bleiben", äußert sich Friedhelm Schulz, einer der Hauptorganisatoren.
Nach der klug eingefädelten 15-minütigen "technischen Umbauphase", ging es mit dem rockig-expressiven Trio "Velvet Revolution" weiter. Das Trio aus Daniel Erdmann am Saxophon, Théo Ceccaldi an der Geige und Jim Hart am Vibraphon brachte frischen Wind in das Geschehen. Schon einmal gesehen, dass jemand eine Geige wie eine E-Gitarre spielt? Théo Ceccaldi machts möglich. Hier macht die Varietät der drei Künstler kein Halt, wie Jim Hart am Vibraphon bewies und es kurzerhand zu einem Schlagzeug umfunktionierte, denn auch dieses beherrscht er meisterlich. Gemeinsam mit dem Herz des Trios, Daniel Erdmann, schafften die Drei eine erschlagend dramatische Show. Wie ein Maschinengewehr schlug Hart auf sein Vibraphon ein, dazu gab es einige Powerchords auf der Geige, wie sie sonst nur im Rock zu hören sind.
Velvet Revolution betrachtet Musik aus einem neuen und vielleicht auch revolutionären Blickwinkel, möglicherweise stammt daher auch der Name. Das Trio war auf jeden Fall einer der Höhepunkte des Festivals "Jazzin‘ the Black Forest 3", das am Sonntag mit den Auftritten von Joan Jordi Oliver Arcos, Schnellertollermeier und Of Cabbages And Kings, und erneut bei besten Wetterbedingungen, zu Ende ging.