OB Jürgen Roth, Mayor for Peace in VS (rechts), und Helmut Lohrer, Arzt und Mitglied bei IPPNW und ICAN aus Pfaffenweiler, halten ein Plakat zum wichtigen Tag. Foto: Stadt VS Foto: Schwarzwälder Bote

Vertrag: Wichtiger Tag auf dem Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen / Stimmen aus VS und Umgebung

Der 22. Januar ist ein besonderer Tag für das regionale Friedensbündnis um Christa und Gustav Lörcher, Helmut Lohrer und viele weitere aus VS und Umgebung. Auch OB Jürgen Roth und weitere Bürger äußern sich.

Villingen-Schwenningen. Der 22. Januar 2021 sei ein Tag der Freude und des Feierns, hebt das regionale Friedensbündnis hervor und erläutert die Hintergründe. In vielen Ländern und Städten weltweit und auch in der Region finden Kundgebungen und Feste statt – an diesem Tag tritt der Vertrag der Vereinten Nationen zum Verbot von Atomwaffen in Kraft.

Was bedeutet das? "Der Vertrag ist jetzt internationales Recht, er verbietet Atomwaffen zu entwickeln, zu produzieren oder zu testen, zu erwerben, zu lagern, zu transportieren, damit zu drohen oder sie einzusetzen. Neun Staaten besitzen zusammen über 13 000 Atomwaffen, etwa 2000 davon in ständiger Alarmbereitschaft. Die Logik der Abschreckung besagt: Wenn eine Seite mit Atomwaffen angegriffen wird, antwortet sie mit einem Gegenschlag noch bevor die eigenen Waffen zerstört werden können", so das regionale Friedensbündnis.

Mehrfach sei es schon zu Fehlalarmen mit der unmittelbaren Gefahr eines dadurch versehentlich ausgelösten Atomkriegs gekommen. Bereits der 1970 in Kraft getretene Atomwaffensperrvertrag verpflichtete zur vollständigen Abrüstung der Atomwaffen.

Enttäuscht darüber, dass die Atommächte diese Verpflichtung seit Jahrzehnten ignoriert haben und damit den Vertrag verletzten, entstand 2005 die Initiative für einen neuen Vertrag, zeigt das Bündnis weiter auf. Aktivisten der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen (ICAN) setzten sich für die Ächtung von Atomwaffen ein. Am 7. Juli 2017 stimmten bei den Vereinten Nationen in New York 122 von 193 Ländern für diesen Vertrag – 86 Staaten haben bisher unterzeichnet, 51 haben ihn ratifiziert, jetzt am 22. Januar dieses Jahres tritt er in Kraft. Der Kampagne ICAN wurde für ihren Einsatz Ende 2017 der Friedensnobelpreis verliehen.

"Wichtiger Meilenstein"

Oberbürgermeister Jürgen Roth erklärt dazu: "Am 22. Januar 2021 tritt der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft. Damit ist ein wichtiger Meilenstein genommen, um das gemeinsame Ziel einer atomwaffenfreien Welt zu erreichen: 86 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet, 51 Staaten haben ihn bereits ratifiziert. Ich hoffe sehr, dass sich diesem positiven Vorbild in Zukunft weitere Staaten anschließen. Die Stadt Villingen-Schwenningen unterstützt als Mitgliedskommune der Mayors for Peace die Forderung nach einer konsequenten Abschaffung aller Atomwaffen. In einer Welt ohne Atomwaffen vertrauen wir darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger und damit auch unsere Kinder sicher und ohne Angst leben können. Lassen Sie uns heute gemeinsam ein Zeichen für den Frieden in dieser Welt setzen."

Wolfgang und Ursula Steuer aus Trossingen erklären: "Hiroshima und Nagasaki haben die furchtbaren Zerstörungen durch Atomwaffen erleiden müssen mit Auswirkungen bis heute. Wir wollen endlich das Ende der atomaren Bedrohung erreichen und fordern unsere Regierung auf, für den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland zu sorgen, dem Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen beizutreten und sich für die völlige atomare Abrüstung einzusetzen."

"Endlich", sagt Isabell Kuchta-Papp aus Mühlhausen, "bedanken müssen wir uns bei all denen, die sich nicht haben entmutigen lassen, jahrelang für diesen Vertrag zu kämpfen. Vor allem junge Menschen haben sich dafür in unzähligen Initiativen organisiert. Das macht Mut und gibt Hoffnung."

"Welch ein Widerspruch: Die Bundesregierung ist für eine ›Welt ohne Atomwaffen‹, aber den Vertrag der UNO, der diese Waffen verbietet, lehnt sie ab", sagt Ekkehard Hausen aus Deißlingen. Dabei sei dieser in unserer Zeit, die von zunehmender Militarisierung und gigantischen Militärausgaben geprägt ist, eine große Hoffnung für die Zukunft. Der so genannte "atomare Schirm" verschlinge unendliche Ressourcen und biete nur einen trügerischen Schutz, er bleibe eine ständige Gefahr und Bedrohung für die gesamte Menschheit. "Deswegen ist dieser Verbotsvertrag so wichtig."

Christa und Gustav Adolf Lörcher aus Villingen erklären: "Krieg kommt nicht von selbst, er wird von Menschen gemacht; auch der Frieden kommt nicht von selbst, er muss von uns Menschen gewollt und verwirklicht werden. Biologische und chemische Waffen sind seit Langem geächtet; jetzt endlich sind auch die Atomwaffen geächtet. Damit sind wir dem Ziel einer atomwaffenfreien Welt ein Stück näher gekommen. Danke dafür."

"Endlich werden die Atomwaffen weltweit geächtet. 75 Jahre nach den verheerenden Einsätzen in Japan mit ihren tödlichen und traumatisierenden Folgen", sagen Christian Keller und Regina Eske-Keller aus Villingen. Viel zu lange habe man auf atomare Abschreckung gesetzt und tue es noch immer, auch in vielen Kirchen. "Da ist der Verbotsvertrag ein wichtiger und entscheidender Impuls auf dem Weg der vollständigen Abschaffung."

Arno Weber aus Bad Dürrheim betont: "Endlich ist es auch völkerrechtlich klar, dass Atomwaffen ein Verbrechen darstellen. Darauf erhebe ich mein Glas. Für uns gilt es nun, die Bundesregierung zum Beitritt bei diesem Abkommen zu bewegen. Nach dem Erfolg kommt daher neues friedenspolitisches Engagement auf uns als Friedensbewegung zu."

"Vertrag mahnt uns alle"

"Nicht große Staatsmänner oder -frauen haben dafür gesorgt, sondern unzählige Friedensbewegte – ihnen ist es zu danken, dass dieser Vertrag Atomwaffen verbietet", hebt Henry Greif aus Villingen hervor. "In Frieden leben – traurig, dass dafür ein Vertrag nötig ist. Letztlich beginnt die Verantwortung für den Frieden in der Welt in unserem nächsten Umfeld – pflegen wir einen wertschätzenden und friedvollen Umgang miteinander. Der Vertrag mahnt und meint uns alle."

Helmut Lohrer aus Pfaffenweiler erklärt: "Atomwaffen sind eine reale Bedrohung für das Überleben der Menschen. Sie sind gleichzeitig die mächtigste Waffe, mit der die wenigen, die sie besitzen, dem Rest der Menschheit ihren Willen aufzwingen und sie damit zu Geiseln ihrer Interessen machen können. Es wird Zeit, dass sich die Welt von dieser tödlichen Bedrohung befreit. Frieden kann nicht auf der Androhung gegenseitiger Vernichtung beruhen, sondern nur auf der Vernunft."