Ehrenamtliche kümmern sich in den Alten- und Pflegeheimen um die Senioren. Unter anderem basteln sie und spielen sie mit den älteren Bewohnern. Foto: Ingo Bartussek – stock.adobe.com

Langjährige, ehrenamtliche Mitarbeiter sprechen von "übler Nachrede" im Heilig-Geist-Spital.

Villingen-Schwenningen - Sieht so ein würdiger Abgang langjähriger Ehrenamtlicher aus? Zwei Betroffene, die das Heilig-Geist-Spital jetzt nicht mehr betreten, sagen: Nein. Eine Frau schaltet "wegen übler Nachrede" sogar einen Anwalt ein. Die Spitalleitung hingegen bestreitet die Vorwürfe vehement.

Die Anspannung steht der älteren aber sehr rüstigen Dame ins Gesicht geschrieben. Es fällt ihr schwer über das mit dem Schwarzwälder Boten zu sprechen, was sie und auch eine andere Ehrenamtliche mit Verantwortlichen im Heilig-Geist-Spital erlebt haben sollen. Mangelnde Anerkennung gerade in letzter Zeit für das langjährige Engagement sei das eine, der "persönliche Gipfel" sei aber die Unterstellung gewesen, "dass ich ein anonymes Schreiben an den Heimbeirat gesendet habe", erzählt sie gleichermaßen betroffen wie verärgert. Es handele sich um einen namenlosen Brief, in dem unter anderem der Weggang einiger Ehrenamtlicher kritisch thematisiert worden sei, ergänzt sie. "Mit dem Schreiben habe ich nichts zu tun", bekräftigt sie.

Sie verlangt zudem schriftliche Entschuldigung

Ihr Ärger über die Einrichtungsleitung ist so groß, dass sie nicht nur von einer "großen Unverschämtheit mir gegenüber" spricht, sondern ab sofort auch ihre Tätigkeit im Heilig-Geist-Spital beendet habe. Sie verlangt zudem eine schriftliche Entschuldigung für den Vorwurf, Verfasserin des Schreibens zu sein, ansonsten werde sie das leitende Team wegen übler Nachrede belangen. Einen Anwalt hat sie bereits eingeschaltet.

Was diese Angelegenheit anbelangt, kann Günter Reichert, Geschäftsführer des Spitalfonds Villingen und damit auch für das Heilig-Geist-Spital verantwortlich, nicht viel sagen: "Das ist noch in der Prüfung."

Doch die Dame ist nicht die einzige, die im Zorn geht. Ähnlich frustriert ist eine andere, die ein paar Jahrzehnte mit Bewohnern im Spital gebastelt hat. Auch für sie war mit dem Jahreswechsel das langjährige Engagement im Haus vorbei. Man habe ihr nahegelegt, ihre Arbeit zu beenden. "Hören Sie doch auf", erinnere nicht nur sie sich an die klare Ansage. Das Angebot würde sich vor allem mit Blick auf den Umzug nicht mehr lohnen. Etwa zehn Heimbewohner fanden sich nach ihren Angaben regelmäßig zum Basteln zusammen. Der Betroffenen fiel die Entscheidung nicht schwer: "Ich war schon seit längerem frustriert darüber, wie man mich behandelt." Für sie um so unverständlicher, habe die Bastelgruppe jedes Jahr doch einiges an Geld hereingeholt: "Rund 1000 Euro waren keine Seltenheit", berichtet sie, eine Summe, die dem Heim zugute kam. Dafür habe sie über eine kleine Aufwandsentschädigung noch das Bastelmaterial finanzieren müssen.

Reichert hält Vorwürfe aus der Luft gegriffen

Günter Reichert hält die Vorwürfe für aus der Luft gegriffen und stellt die Sache völlig anders dar: "Das stimmt hinten und vorne nicht", sagt er. Für beide Angebote, so Reichert, habe es einfach keine Nachfrage mehr gegeben, so habe er dies gehört.

Für die Leiterin der Singgruppe ist diese Aussage nicht nachvollziehbar: "Es waren an die 20 Personen oder mehr, die kamen." Gegensätzliche Darstellungen prallen auch in anderer Hinsicht aufeinander: Sie habe im Altenheim nicht einmal ihre Liedtexte mehr kopieren dürfen, schildert sie. Als es um die Aufwandsentschädigungen geht, die man ihr angeblich bezahlt habe, platzt es aus ihr heraus: "Keinen Cent habe ich bekommen!"

Streit hin, gegensätzliche Aussagen her. Günter Reichert versteht eines nicht: "Wenn es Probleme gab, warum sind die Betroffenen nicht zu mir gekommen? Man kann doch mit mir reden."

Für die Betroffenen ist das jedoch bisher kein Thema gewesen: "Unsere Ansprechpartner waren stets die Heimverantwortlichen."