Felix Ani in seiner Berufskleidung im Januar an der Einsatzstelle. Verletzte will er nicht fotografiert haben. (Archiv) Foto: Eich

Beweislage gegen Felix Ani ist laut Gericht unzureichend. Zeugen widersprechen sich.

Villingen-Schwenningen - Es schien durchaus fraglich ob Felix Ani, der im Januar dieses Jahres bei einem tragischen Unfall auf der Kreisstraße bei Marbach Fotos von einem Schwerverletzten gemacht haben soll, straffrei davon kommt. Doch Richter Sklar sprach den 59-Jährigen am Amtsgericht Villingen-Schwenningen nun frei. Die Beweislage sei unzureichend gewesen.

Gegen den 59-jährigen Mitarbeiter eines Entsorgungsunternehmens lag ein Strafbefehl wegen der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches vor. Ani bestritt den Vorwurf allerdings vehement, weigerte sich die 1800 Euro Strafe zu zahlen und legte Widerspruch gegen den Strafbefehl ein. Deshalb wurde die Sache nun vor dem Amtsgericht verhandelt. Dort trat Ani in einem Kafkan und mit Krone auf und verteidigte sich selbst. Dass das öffentliche Interesse an dem Verfahren besonders groß war, zeigte sich auch anhand der zahlreichen Schaulustigen, die ebenfalls die Verhandlung mitverfolgen wollten. Allerdings wurden diese aufgrund der durch Corona bedingten beschränkten Platzwahl – es standen lediglich drei Zuschauerplätze zur Verfügung – nach draußen verwiesen wurden.

Es konnten keine Fotos gefunden werden, die den Vorwurf belegen

Eine unzureichende Beweislage sei dafür ausschlaggebend gewesen, dass der in Villingen-Schwenningen bekannte Müllmann freigesprochen wurde. Die Zeugenaussagen seien widersprüchlich gewesen, erklärt Sklar. Während ein Zeuge berichtete, dass er nicht gesehen habe, wie der Angeklagte Fotos von dem Unfallopfer gemacht hatte, behauptete ein Feuerwehrangehöriger das Gegenteil. "Es war nicht klar, wie nah er bei dem Verunfallten war und ob die Qualität der Bilder ausreichend gewesen wäre, um von einer Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches auszugehen", teilt Sklar auf Anfrage unserer Zeitung mit. Letztendlich konnte man auch keine Fotos finden, die den Vorwurf hätten beweisen können.

Felix Ani meldete sich laut Sklar vor Gericht sehr "üppig" zu Wort und machte auch von seinem Recht auf das letzte Wort Gebrauch. Er habe viel von seinem Herkunftsland Nigeria erzählt und betont, dass er ein Fan von Deutschland sei und sich bisher noch nie etwas zu Schulden kommen lassen habe.

Teil der Beweisaufnahme sei auch ein Foto gewesen, das ein Reporter unserer Zeitung gemacht hatte. Darauf ist der 59-Jährige unmittelbar neben dem Wrack eines der am Unfall beteiligten Fahrzeuge zu sehen, was seine Aussage widerlegte, in der er behauptet hatte, das Unfallgeschehen nur von Weitem beobachtet zu haben. "Allerdings war sehr fraglich, wie weit der Angeklagte dann noch auf das Gelände getreten ist", begründet der Richter den Freispruch weiter. Ob Ani tatsächlich in der Nähe des Unfallopfers gewesen ist, habe ihm das Gericht letztendlich nicht nachweisen können – auch wenn Zeugen dies ebenso gegenüber dem Schwarzwälder Boten mehrfach bestätigt hatten.