Im Villinger Rotlichtmilieu sollen Osteuropäerinnen gefangen gewesen sein. Foto: Berg

Vorwurf: Menschenhandel im Rotlichtmilieu. Frauen aus Osteuropa eingeschleust. Durchsuchung in Villinger Bordell.

Villingen-Schwenningen - Schon wieder geht es um den Vorwurf, Frauen aus Osteuropa nach Deutschland eingeschleust und zur Prostitution gezwungen zu haben. Und schon wieder steht auch ein Bordell in Villingen im Fokus solcher Ermittlungen.

Es war vor zwei Tagen, am Mittwochabend, als die Beamten der Polizei in einer groß angelegten Durchsuchungsaktion auch das Freudenhaus in Villingen heimsuchten, bestätigt die Polizei gestern Informationen des Schwarzwälder Boten. Die Adresse in der Doppelstadt ist nicht die einzige, die im Fokus der Ermittler steht. Insgesamt sind es sieben Bordelle, auch in Freiburg sowie im hessischen Hanau, welche die Beamten systematisch durchkämmen. Ihre Mission ist klar: Sie wollen Zuhältern und Schleusern auf die Schliche kommen.

Seit Juli 2015 waren die Kriminalpolizisten des Dezernats 42 in Freiburg sowie die Staatsanwaltschaft damit beschäftigt. Es geht um organisierte Kriminalität, die gleichnamige Abteilung hat den Fall auf dem Tisch, ein Ermittlungsverfahren "wegen Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung".

Es wurde allen möglichen Hinweisen nachgegangen, observiert, intensiv nachgeforscht. Im Fokus standen ein Mann aus dem Freiburger Umland sowie vier Osteueropäer. Ins Rollen gebracht worden sei der Fall, nachdem Hinweise eingegangen seien, wonach mindestens eine Frau aus der Ukraine zur Prostitution gezwungen worden sei, so die Freiburger Polizei.

Im Laufe der Ermittlungen hätte sich der Verdacht erhärtet. Es geht nun nicht mehr "nur" um eine, sondern um mehrere Frauen aus europäischen Drittstaaten, insbesondere aus der Ukraine und teilweise der russischen Förderation. Laut Polizei sollen sie über soziale Netzwerke und Internetplattformen zur Arbeitsvermittlung kontaktiert worden und nach Deutschland geschleust worden sein. Im "gelobten" Land erhofften sie sich ein sicheres Auskommen, doch stattdessen: Endstation Prostitution.

Aufgeflogen sei die Sache deshalb so lange nicht, weil die Frauen tatsächlich Papiere vorweisen konnten, um die Prostitution scheinbar legal auszuüben. Alles nur gefälscht, glaubt man den Ermittlern. Und die Frauen hätten die Männer im Alter von 28, 29, 33, 36 und 53 Jahren fest in der Hand gehabt: Sie hätten deren Papiere einbehalten, heißt es. Bei der Durchsuchung wurde belastendes Material gefunden: Gefälschte Identitätskarten von Prostituierten beziehungsweise deren Originalpässe.

Der waren die Männer schon bekannt, sie seien größtenteils bereits wegen Körperverletzungen, Diebstahls sowie Verstößen gegen das Waffengesetz aufgefallen. Jetzt aber sitzen drei von ihnen in Untersuchungshaft, gegen zwei weitere wurden Haftbefehle erlassen. "Alle werden sich wegen gewerbs- und bandenmäßiger Schleusung sowie des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung verantworten müssen", so die Polizei.