Unter dem Motto "Frauen machen Politik" bieten Renate Breuning (rechts) und Cornelia Kunkis-Becker ein Seminar bei der Volkshochschule an und wollen Frauen Mut machen, sich als Gemeinde- oder Kreisrätinnen einzubringen. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder Bote

Volkshochschule: Gemeinderätinnen bieten Kurs an und möchten neue Kandidatinnen für Wahlen gewinnen

Frauen Mut zu machen, in der Kommunalpolitik mitzumischen, und Lust auf das Engagement als Gemeinde- oder Kreisrätin zu wecken, das haben sich Renate Breuning und Cornelia Kunkis-Becker zum Ziel gesetzt. Unter dem Motto "Frauen machen Politik" bieten sie ein Seminar bei der Volkshochschule Villingen-Schwenningen an.

Villingen Schwenningen. Renate Breuning, CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, und Cornelia Kunkis-Becker, die für die Grünen im Kreistag und im Gemeinderart sitzt, haben sich über die Parteigrenzen hinweg zusammengeschlossen, um Frauen für eine Kandidatur bei den Kommunalwahlen im Mai 2019 zu gewinnen – egal welcher politischer Couleur und welchen Alters. Haben die beiden doch oft feststellen müssen, dass sich viele ein solches Amt nicht zutrauen. Diese Hemmschwelle abzubauen und den Teilnehmerinnen das Selbstbewusstsein zu vermitteln, sehr wohl für eine solche Aufgabe geeignet zu sein, steht im Mittelpunkt des Seminars, das am Dienstag, 23. Oktober, beginnt.

Die Erfahrung, dass sich durch dieses Angebot immer wieder neue Kandidatinnen auf den einzelnen Listen aufstellen lassen, hat Renate Breuning bereits gesammelt. Für sie ist es der vierte Kurs, den sie mit Gemeinderätinnen anderer Parteien leitet. Die frühere VHS-Leiterin Christel Pache hatte sie auf die von der Landeszentrale für politische Bildung gestartete Initiative aufmerksam gemacht, mit solchen Schulungen mehr Frauen in die Kommunalpolitik zu holen. Seither zählt der Kurs im Vorfeld der Kommunalwahlen zum festen Programm der VHS, und manche ehemalige Teilnehmerin zählt inzwischen zu ihren Kolleginnen.

So hoffen Renate Breuning und Cornelia Kunkis-Becker, auch mit der vierten Auflage bei vielen das Interesse an der Politik auf Gemeinde- und Kreisebene zu schüren. Für sie gibt es jedenfalls kein interessanteres Betätigungsfeld, als sich direkt vor Ort einzubringen. "Die Kommunalpolitik ist das Herz der Politik", stellt die CDU-Fraktionsvorsitzende fest, nirgends sonst seien die Auswirkungen so direkt zu sehen und eine solche Nähe zu den Bürgern gegeben. "Viele sehen gar nicht, was der Gemeinderat alles entscheiden kann", nennt auch Cornelia Kunkis-Becker die Gründe für ihren Spaß am Mitgestalten in der Stadt.

Mit dieser Begeisterung möchten sie die Kursteilnehmerinnen anstecken und einen Einblick in ihr alltägliches Geschäft geben, zeigen, dass es kein Hexenwerk ist, aber durchaus Zeit erforderlich ist, zumal die eigene Vorbereitung und der Austausch in den Fraktionen vor den Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen dazu kommen. Eine Analyse der vergangenen Kommunalwahlen mit der Frage, wieviele Frauen auf den Listen stehen und welche letztlich den Sprung in die Gremien schafften, zählt ebenso zu den Inhalten wie das Wahlverfahren, die Gemeindeordnung oder die Zuständigkeitsbereiche von Ortschafts- und Gemeinderat sowie Kreistag. Cornelia Kunkis-Becker geht auf das Ratsinformationssystem samt der Recherchemöglichkeiten und den Bezug der Sitzungsunterlagen auf dem iPad ein. Ganz realistisch bereiten die beiden die Teilnehmerinnen auf den Gemeinderat oder Kreistag vor: Mit den Unterlagen an der Hand heißt es, die Tagesordnung durchzuarbeiten, um dann beim gemeinsamen Besuch einer der Sitzungen zu erleben, wie die Gremien über die Unterlagen diskutieren und Entscheidungen zustande kommen.

Die beiden geben den Frauen auch ganz praktische Tipps an die Hand, wie sie mit ihrer neuen Rolle als Person des öffentlichen Lebens zurecht kommen und lernen können, auch mal Beschwerden wegzustecken, die dieses Amt nun mal mit sich bringe. Als Ansprechpartner für die Bürger und Mittler zwischen ihnen und der Verwaltung bleibe auch Kritik nicht aus.

Und wie sie ihre Meinung als Kommunalpolitikerinnen in den Diskussionen wirkungsvoll präsentieren können, lernen die Frauen in einem Rhetorik-Seminar mit der Dozentin Viola Röder von der VHS. Sie gibt den Frauen einige Regeln für die freie Rede an die Hand, zum Abschluss des Tages heißt es, sich auf ein Statement zu einem kommunalpolitischen Thema vorzubereiten und dieses überzeugend vorzutragen.

Dass Frauen das sehr gut können und vieles ganz anders angehen als Männer, stellen Cornelia Kunkis-Becker und Renate Breuning unisono fest. Natürlich gebe es Materien wie die Kindergärten und Schulen, der Blick für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Soziale, die Frauen zugeschrieben seien. Doch Renate Breuning will auch das Interesse für Sachgebiete wie Bebauungspläne und Verwaltungsfragen fördern. "Sie sollten sich nicht von Männern in die Ecke der so genannten ›weichen‹ Themen schieben lassen", betont sie. Jetzt ist es den zwei Gemeinderätinnen aber erst einmal wichtig, weitere Mitstreiterinnen für dieses Ehrenamt und eine Kandidatur im Mai zu begeistern. Zehn Teilnehmerinnen haben sich bis jetzt zum "Kommunalpolitischen 1x1 für Frauen" angemeldet, weitere Interessentinnen sind jederzeit willkommen.

Zum Auftakt des Kurses "Frauen machen Politik – Kommunalpolitisches 1x1 für Frauen" gibt es am Dienstag, 23. Oktober, ab 20 Uhr einen Informationsabend in der Volkshochschule (VHS) am Münsterplatz in Villingen. Es folgen sechs Abende jeweils dienstags ab 30. Oktober von 20 bis 21.30 Uhr. Zudem gibt es ein Rhetorik-Seminar am Samstag, 24. November, von 9 bis 16 Uhr. Die Gebühr beträgt nur zehn Euro, da die VHS einen Großteil der Kosten trägt. Ein kostenfreier Rücktritt ist bis 28. Oktober möglich. Für weitere Informationen und Anmeldungen steht die Volkshochschule unter Telefon 07720/ 82 33 44, Fax 07720/82 22 87 und E-Mail vhs@villingen-schwenningen.de oder im Internet unter der Adresse www.villingen-schwenningen.de zur Verfügung.