Mit starken Kräften ist die Polizei am Freitag vor Ort. Foto: Marc Eich

49-Jähriger soll die Tat angekündigt haben. Fieberhafte Suche nach Tatwaffe.

Villingen-Schwenningen - Die 39-Jährige, die tot in einer Wohnung in Schwenningen aufgefunden wurde, ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Dringend tatverdächtig ist ihr Ex-Freund, der mittlerweile in Untersuchungshaft sitzt. In den Fokus rückt nun eine rote Tasche, die der mutmaßliche Täter bei sich getragen haben soll.

Ein brutales Tötungsdelikt schockt Schwenningen: Die dreifache Mutter, die tot in einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses in der Schramberger Straße aufgefunden wurde, ist umgebracht worden. Dringend tatverdächtig ist ihr Ex-Freund. Er soll die Tat angekündigt haben.

Die Tat

Zu einem Notfall wurden Rettungsdienst und eine Notärztin am Donnerstagvormittag in eine Wohnung in Schwenningen gerufen. Dort trafen die Rettungskräfte gegen 10.30 Uhr auf eine leblose, 39-jährige Frau, die schwere Kopfverletzungen erlitten hatte. Die zuständige Notärztin konnte vor Ort nur noch den Tod der Frau feststellen – schaltete aber zugleich die Polizei hinzu. Sie ging von einer "nicht natürlichen" Todesursache aus, weswegen die Kriminalpolizei hinzukam.

Die ersten Ermittlungen bestätigten den schrecklichen Verdacht: Es handelt sich um ein Tötungsdelikt. Zu diesem Schluss seien die zuständigen Beamten laut Polizeisprecher Jörg Dieter Kluge schnell gekommen – aus "ermittlungstaktischen Gründen" hab man jedoch davon abgesehen, diese Erkenntnis auch nach außen zu tragen. Gegenüber dem Schwarzwälder Boten wollte das zuständige Präsidium deshalb zunächst kein Verbrechen bestätigen. Dies geschah nun am Freitag.

In einer Mitteilung äußerten sich Polizei und Staatsanwaltschaft zu dem dramatischen Fall. So seien die Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalt verursacht worden. Ein dringender Tatverdacht richtet sich gegen den 49-jährigen ehemaligen Lebensgefährten der Frau, der noch am Donnerstag festgenommen wurde. Nachdem dieser auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Konstanz dem Haftrichter vorgeführt wurde, brachte die Polizei ihn anschließend in Untersuchungshaft.

Der Tatort

Eine Wohnung im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Schramberger Straße ist der Ort, an dem der dreifachen Mutter der Schädel eingeschlagen worden sein soll. Mehrere Jahre soll das Paar dort gemeinsam mit den drei Kindern gelebt haben, zuletzt lebte dort offenbar nur noch der 49-jährige mutmaßliche Täter. Das Verhältnis zu der Nachbarschaft schien jedoch angespannt.

Und: Der Tatort stand nur wenige Tage vor dem Tötungsdelikt bereits im Fokus der Polizei. Diese war offenbar aufgrund von Streitigkeiten mit mehreren Streifen dorthin ausgerückt. Die genauen Hintergründe sind jedoch unklar.

Die Tatwaffe

Nähere Angaben zur Tatwaffe macht die Polizei bislang nicht – doch scheint diese zu fehlen. Vermutet wird, dass der mutmaßliche Täter diese nach der Tat entsorgt hat. So berichtet die Polizei, dass der Tatverdächtige am Tattag zwischen 9.15 Uhr und 10 Uhr mit einer roten Tasche das Haus verlassen habe, um in Richtung Innenstadt zu gehen. "Für die Polizei ist die Tasche und insbesondere der dazugehörige Inhalt von besonderer Bedeutung", berichtet Polizeisprecher Kluge.

Auch deshalb rückte am Freitagnachmittag eine Hundertschaft an, um nach der Tasche und deren Inhalt zu suchen. Die Ermittler setzten dabei auch auf die besonderen Fähigkeiten eines Spürhundes. Dieser führte die Beamten von dem Mehrfamilienhaus in Richtung Alter Friedhof, von dort aus wieder zur Dauchinger Straße. An mehreren Stellen hielt die Polizei auch den Verkehr an, um der feinen Nase des Polizeihundes den Weg zu ebnen. Aber offenbar ohne Erfolg.

Parallel schwärmten Polizisten von der Schramberger Straße in Richtung Innenstadt aus, um sämtliche Tonnen, Gebüsche, Gullydeckel und Hecken zu durchforsten. Auch die Glascontainer und ein Altkleidercontainer, die unmittelbar am Tatort standen, wurden geleert und Teile des Inhaltes zur weiteren Untersuchung mitgenommen. Selbst eine Drohne kam bei der Suche zum Einsatz.

Die Polizei sucht nun Zeugen, die den Tatverdächtigen mit der roten Tasche im besagten Zeitraum gesehen haben und etwas zum Verbleib des Inhaltes sagen können. Diese sollen sich bei der Polizei unter 07731/ 88 83 33 oder 07721/60 13 00 melden.

Der mutmaßliche Täter

Hat der 49-Jährige selbst die Rettungskräfte gerufen? Wurde er in der Wohnung festgenommen? All diese Fragen möchte die Polizei bislang aufgrund der laufenden Ermittlungen noch nicht beantworten. Doch um was für einen Menschen handelt es sich? Während Nachbarn davon berichten, dass dieser durchaus aggressiv aufgetreten ist, ergeben Recherchen des Schwarzwälder Boten, dass dieser insbesondere an der Arbeitsstelle gänzlich anders wahrgenommen wurde. So wird er dort als eher ruhigen Mitarbeiter beschrieben, der gewissenhaft und fleißig am Werk gewesen sein soll.

Auch deshalb habe man wohl die Ankündigung, dass er seine Ex-Freundin umbringen möchte, nicht ernst genommen. In den sozialen Netzwerken präsentiert sich der Mann, bei dem es sich um einen Kroaten handeln soll, aber wenig lebensbejahend. "Du bist ein bisschen zu ernst", heißt es dort von Freunden unter einem Bild.

Das Opfer

Die 39-Jährige, die Mutter von drei Kindern ist, hatte sich ab und an im Garten des Mehrfamilienhauses mit den Kindern gezeigt – ganz im Gegenteil zu ihrem Lebenspartner. Warum die Frau nochmals in die ehemalige gemeinsame Wohnung gegangen ist, ist bislang aber unklar.

Zuletzt habe sie sich nach Informationen unserer Zeitung in einem Frauenhaus aufgehalten, nachdem sich das Paar getrennt hatte. Davon hatte auch der Ex-Partner Kenntnis. Die drei Kinder, die noch nicht erwachsen sind, werden nun offenbar vom Jugendamt betreut.