Christian Saile aus Schwäbisch Gmünd kann Origami, hat gerade ein Buch veröffentlicht und ließ am Samstag beim Kindertag der Osiander’schen Buchhandlung andere Kinder an seiner Begeisterung teilhaben. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Christian Saile beherrscht mit elf Jahren bereits die schwierige Kunst des japanischen Origami

VS-Villingen (bn). Christian Saile aus Schwäbisch Gmünd ist ein Phänomen. Der Elfjährige faltet aus Papier Frösche, Krokodile, Schmetterlinge, Schiffe und Flugzeuge und leitete am Samstag beim Kindertag in der Osiander’schen Buchhandlung andere Kinder an.

Gerade hat er sein erstes eigenes Origami-Buch veröffentlicht und ist damit derzeit jüngster Sachbuch-Autor Deutschlands. Auf einem Kunsthandwerkermarkt wurde der kecke Blondschopf "entdeckt". Er hatte seine außergewöhnlichen Papierfiguren zum Verkauf angeboten, um sich damit den künftigen Führerschein zu finanzieren, und ließ sich zudem beim Falten über die Schulter schauen.

Das in China erfundene und von den Japanern weiterentwickelte Origami begeistert den Gymnasiasten der fünften Klasse seit fünf Jahren. Damals begann er, Objekte aus einem Buch nachzufalten. "Seither geht er nicht mehr ohne seine Papierdose aus dem Haus", sagt seine Mutter Petra Oberthür-Saile. Ob in der großen Pause, im Arzt-Wartezimmer oder im Restaurant – Christian faltet immer und überall. Längst gibt er sich nicht mehr mit bloßem Nachfalten zufrieden.

Fast 40 Figuren hat er selbst entwickelt, "heute Morgen nach dem Frühstück war es ein Kolibri", sagt er und zeigt das perfekt nachgebildete Tier. Weil er gerade an einem zweiten Buch arbeitet, hat er eine Liste mit Tieren aufgestellt, die er der Reihe nach "abarbeiten" will. Mit einer achtbeinigen Spinne müht er sich ein wenig, "der Kopf passt noch nicht ganz", bemängelt er. Aber ein Krokodil, das gerade einen Fisch verschluckt, ein Seepferdchen oder ein Rochen haben ihm wenig Mühe bereitet.

In seiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd hat Christian Saile den Origami-Kids-Club gegründet, um andere Kinder an seiner Begeisterung teilhaben zu lassen. Die Autoren der "Sendung mit der Maus" haben ihn auch schon beim Wickel – für das bald erscheinende Buch zum 40-jährigen Bestehen der Kindersendung hat er die Maus gefaltet.

Vorzugsweise 15 auf 15 Zentimeter groß sind die Papiere, die Christian flugs in dreiköpfige, zumindest aber geflügelte Drachen verwandelt. Aber er kann auch kleiner: Aus nur einem Quadratzentimeter faltet er die seit der Japan-Katastrophe aktuellen Kraniche, die, nicht größer als eine Stubenfliege, sogar noch ihren Kopf bewegen, wenn man am Schwanz zieht. Bei den "Bastelkönigen" in SAT.1 war er schon zu sehen, im August wird er dort als Origami-Experte noch einmal auftreten. Kunst und Mathematik sind treffenderweise seine Lieblingsfächer in der Schule, "da ist er auch richtig gut", sagt Mutter Petra.

Trotzdem ist Christian keiner, der sich nur zurückzieht und faltet: Er fährt gerne Rad und ist Drummer in einer Schülerband.