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Fast täglich besorgte Anrufe. Fliegengewichte kommen immer wieder unters Messer. Viele verletzte Babys.

Villingen-Schwenningen - Leider kommt es immer wieder vor, dass Igel etwa von Mährobotern verletzt werden. Wie diesen Tieren geholfen werden kann erklärt Lydia Schonhardt vom Tierschutzverein VS – und gibt weitere Tipps.

Abgetrennte Füßchen, zertrümmerte Schnäuzchen oder stark untergewichtig: Das Telefon beim Tierschutzverein VS steht kaum noch still. Denn täglich erreichen Anrufe die Tierschützer: Was mache ich mit Igelbabys, vor allem wenn sie verletzt sind, mit Blick auf den bevorstehenden Winter?

Kaum noch Nahrung

Die kleinen Stacheltiere schaffen es sogar in die soziale Netzwerke. "Ich bin dringend auf der Suche nach Leuten, die sich vorstellen können Igelbabys zu päppeln, da im Moment sehr viele Babys gefunden werden", heißt es in einem Post. Zumal die Igelstellen aus allen Nähten platzen. Nutzer aus der Doppelstadt weisen darauf hin, dass im Moment sehr viele Jungtiere aufgefunden werden. Kontaktdaten werden ausgetauscht und Telefonnummern genannt.

Eine davon führt zum Tierschutzverein Villingen-Schwenningen und in Folge zu Lydia Schonhardt, der stellvertretenden Vorsitzenden des doppelstädtischen Vereins, dessen Reichweite weit über die VS-Grenzen hinausgeht. "Fast jeden Tag bekomme ich Anrufe", erzählt sie auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Kaum vergeht ein Tag, erzählt sie, an dem nicht Igel-Winzlinge vorbeigebracht werden. Ein niedliches Bild geben viele kleine Säugetiere nicht gerade ab, wenn sie abgegeben werden.

Keine guten Voraussetzungen

Betrübt hört sich Lydia Schonhardt auch Schilderungen über den desolaten Zustand an, in dem sich die Tiere befinden. Generell sei der Stress groß für die Igelbabys, die "in unseren Breitengraden erst gegen Ende August zur Welt kommen", erklärt das Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins. Zu schaffen macht den kleinen Kerlchen vor allem der trockene Boden.

Mit ihren Schnäuzchen oder kleinen Füßen können sie kaum nach Insekten graben, die ohnehin in ihren Populationen immer stärker abnehmen. Keine guten Voraussetzungen für die Tiere, die so gut wie keine Nahrung finden und ihr Fliegengewicht von 120 oder 150 Gramm kaum erhöhen können. "Die Kleinen sollten es zumindest auf 200 Gramm bringen", klärt Lydia Schonhardt auf. Ausgewachsene Tiere können ein Gewicht von etwa 1300 Gramm erreichen.

Doch manche sterben bereits, bevor Tierschützer ihnen eine Bleibe bauen. Auf ihrer Suche nach Futter wechseln sie Straßen, rennen durch Gärten und werden von Rasenmähern erwischt, verstümmelt oder gleich getötet. "Ganz schlimm sind die Mähroboter", ergänzt Schonhardt: "Die Tiere bleiben liegen und die Roboter fahren drüber", so Schonhardt. Erst kürzlich habe sie Tiere mit einem zertrümmerten Kiefer gesehen.

Roboter mähen nieder

Nicht besser werde die Situation durch die "aufgeräumten Gärten", die kaum noch Schutz für heimische Tiere bieten. Regelmäßig erhalten Tierschützer Anrufe. Tierfreunde möchten wissen, wie sie Igeln das Überwintern erleichtern. Viel brauche es nicht, ein naturnaher Garten, mit Buschwerk sei ideal. Geht es um das Zufüttern der allzu leichten Igel-Babys lasse ich auch ohne viel Aufwand eine Futterkiste bauen: Boxen, mit einem kleinen Einlass versehen und mit Steinen beschwert, damit nicht auch noch Katzen oder Füchse hineinpassen oder die Behälter umschmeißen können, erläutert Schonhardt. Am besten eigne sich Katzenfutter.

Zeit haben Tierschützer noch genügend: Während männliche Igel mit Beginn des Oktobers bereits an ihren Winterschlaf denken und die weiblichen Tiere um den November herum folgen, lassen sich Igelbabys noch etwas Zeit. Vorausgesetzt der erste Schnee lässt auf sich warten, lassen sich auch die Jungtiere noch bis Mitte November Zeit: "Ich habe auch schon Igelbabys gesehen, die noch Mitte Dezember herumgerannt sind."

Weitere Informationen: Tierschutzverein Villingen-Schwenningen oder Igelhilfe.