Markus Megerle war zehn Jahre lang Kommandant in Horb, nun leitet er die Geschicke der Feuerwehr in Villingen-Schwenningen. Foto: Eich

Markus Megerle will weiterhin auf ehrenamtliche Einsatzkräfte setzen. Pro Jahr über 800 Einsätze.

Villingen-Schwenningen - Seit 1. September ist Markus Megerle als neuer hauptamtlicher Kommandant der Feuerwehr Villingen-Schwenningen angestellt. Kurz nach Dienstantritt hat er sich den Fragen des Schwarzwälder Boten zu seiner zukünftigen Aufgabe gestellt.

Herr Megerle, was reizt Sie an der Aufgabe in Villingen-Schwenningen?

Sie ist für mich eine neue Herausforderung, weil es sich im Vergleich zu Horb um ein erweitertes Aufgabengebiet handelt. Nun kommt der komplette Zivilschutz hinzu, außerdem befasst sich eine eigene Abteilung mit dem vorbeugenden Brandschutz. Auch die große Freiwillige Feuerwehr hat mich gereizt. Villingen-Schwenningen hat ja eine Sonderstellung. Es gibt eigentlich kaum eine Feuerwehr vom Bodensee bis hoch nach Norddeutschland, die bei dieser Größe noch alles im Ehrenamt abdeckt. Das ist eine tolle Leistung.

Sie werden zukünftig noch mehr in der Verwaltung tätig sein. Ist es für einen Feuerwehrmann denn dann schwierig, sich so ein bisschen aus dem Einsatzgeschehen zurückzuziehen?

Diesen Schritt habe ich organisatorisch auch schon in Horb so vollzogen. Man kann als Einzelperson nicht 365 Tage oder 24 Stunden am Tag abdecken – dann dürfte man nicht mal mehr Urlaub machen. Es wird deshalb versucht, mit den Einsatzleitern vom Dienst die Aufgabe auf viele Schultern zu verteilen. Diese Struktur gibt es in VS schon sehr lange. Ich werde dadurch entlastet, weil ein Kommandant gar nicht mehr die Zeit hat, zu jedem Einsatz mitzugehen. Aber es gibt natürlich immer wieder größere Einsätze, bei denen man mit gefordert ist, zur Unterstützung vor Ort kommt und noch ein bisschen Rauch schnuppert (lacht).

Sie bleiben ja weiterhin in Horb wohnen. Ist das dann nicht ein Nachteil?

Ein Nachteil ist es eigentlich nicht. Wie gesagt: Die Einsatzleiterstruktur funktioniert ja. Wenn ich in Villingen-Schwenningen wohnen würde und im Wald einen Spaziergang mache oder Urlaub habe, würde ich auch nicht zur Verfügung stehen. Deshalb ist es primär meine Aufgabe sicherzustellen, dass diese Einsatzleiterstruktur funktioniert – 365 Tage im Jahr und egal, ob mal jemand ausfällt oder es zwei oder drei Einsätze gleichzeitig gibt. Das ist mein Hauptpart und nicht, bei jedem Einsatz vorne dran zu sein.

Was packen Sie hier als erstes an?

Mir geht es prinzipiell erst mal darum, Informationen zu sammeln und den Kontakt mit den Feuerwehrleuten und der Verwaltung zu suchen. Ich will reinhören, wo es vielleicht Probleme gibt, wo man etwas verändern oder verbessern kann und einen Überblick über das gesamte System erhalten. Es sind ja auch schon Projekte über den Feuerwehrbedarfsplan vorgeplant, für die ich entsprechend zuarbeiten werde.

In den vergangenen Jahren gab es in den Abteilungen auch gewisse Unruhen, hinzu kam die Schwierigkeit einen Kommandanten zu finden. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Diese Probleme gibt es fast bei jeder Feuerwehr. Man muss deshalb vor Ort sein, mit den Leuten sprechen, sich die Probleme anhören und Sachen richtigstellen, die vielleicht aus Unwissenheit entstehen. Ich habe diesen Prozess in Villingen-Schwenningen über viele Jahre auch mitbekommen, weil ich Markus Heinzelmann und auch Ben Bockemühl kenne (ehemalige Kommandanten von VS, Anmerkung der Redaktion). Was in VS auffällt: Es wird viel in die Öffentlichkeit getragen. Hier wird es publiker, aber die Probleme gibt es letztendlich überall. Mein Erfahrungswert ist aber auch, dass die Unruhen nicht die breite Masse betreffen. Das ist oft nur unter ein Prozent – es leiden aber die 99 Prozent, die Freude an der Tätigkeit haben, die helfen, mitarbeiten und die Feuerwehr voranbringen wollen.

Die Feuerwehr Villingen-Schwenningen wird pro Jahr zu über 800 Einsätzen gerufen. Sollte es das Ziel sein, dass zumindest Kleineinsätze zukünftig von Hauptamtlichen übernommen werden, um die Ehrenamtlichen zu entlasten?

Solange das Ehrenamt sagt, dass sie es schaffen – und das ist momentan auch alles noch belegbar – geht das noch. Soweit ich das mitbekommen habe, läuft das ja alles sehr gut. VS hat ja den Vorteil, im Vergleich zu anderen großen Feuerwehren, dass es zwei große Stützpunkte gibt. Die Einsätze teilen sich deshalb auf. In Tübingen gibt es beispielsweise eine Stadt, bei der zentral vieles mit unterstützt wird – und dort häufen sich natürlich die Einsätze. Das ist dann sehr belastend. Wäre das hier auch so, dann wäre sicherlich der Ruf nach Unterstützung da.

Infos zur Person:

Der 47-Jährige kommt gebürtig aus Künzelsau (Hohenlohekreis). Er fand über das Technische Hilfswerk Gefallen an der Arbeit von Hilfs- und Rettungsorganisationen und kam dann zur Feuerwehr. Er absolvierte die Laufbahn des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes und war unter anderem in München Berufsfeuerwehrmann bei der Bundeswehr. Kurz vor dem Sprung zum höheren feuerwehrtechnischen Dienst, trat er jedoch 2009 die Kommandantenstelle in Horb an. Insbesondere die Freiwilligkeit der Feuerwehr sei damals ausschlaggebend gewesen. Markus Megerle bleibt mit seiner Freundin weiterhin in Horb wohnen.