Organen gleich wirken die veränderten Holzmaterialien. Neue Blickwinkel eröffnet die Jahresausstellung des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Foto: Reutter

64. Jahresausstellung des Kunstvereins. Vielfalt in Form und Farbe. Eröffnung am 5. November.

Villingen-Schwenningen - Es ist Faszination auf den ersten Blick: Hier die herbstlich gefärbte Silhouette von Josef Beuys, dort scherenschnittartige Gebilde aus Eisendraht. Dazu Jubilare, deren Dynamik keine Altersgrenzen kennt. Noch wenige Tage und die 64. Jahresausstellung des Kunstvereins VS beginnt.

Einige Tage vor der Ausstellungseröffnung am 5. November im Franziskanermuseum (Beginn 12 Uhr) sind eher ungewöhnliche Geräusche zu hören: Es hämmert und klopft, manchmal scheppert es und Bernhard Fabry, Geschäftsführer des Kunstvereins VS, muss wieder schnell nach dem Rechten sehen. Noch sind nicht alle Werke der 21 Künstler (19 Mitglieder des Kunstvereins und zwei Gäste) an Ort und Stelle. Erneut haben Fabry und Vorsitzender Helmut Kury, genau gesagt die fünfköpfige Hängekommission, eine Schau auf die Beine gestellt, die vom ersten Moment an beeindruckt.

Sind das nicht knorrige Wurzeln, wie sie gerne an Land geschwemmt werden und die die Künstlerin Katharina Puchner zu fast anatomischen Gebilden umgewidmet hat? Die Werke tragen treffende Namen wie " Cor" oder "hängendes Herz": "Sie bezieht sich auf das Organische, das in der Natur steckt", erklärt Axel Heil (Kunstverein). Ihr gegenüber verfolgt eine andere Künstlerin einen völlig anderen Ansatz: Elfi Schmidt verewigt Blütenstände in grauem Pappmaché und schafft einen spannungsvollen Kontrast zu der schon fast dramatisch wirkenden Kunst in der Nachbarschaft.

Heil schaut prüfend auf die Exponate: "Passt alles bestens", scheint sein Blick zu signalisieren. Zwei hohe fast schon säulenartige Modelle erwecken die Neugierde der Betrachter: Willhelm Morat steckt hinter den Formversatzstücken. Davor drahtartige Gebilde von Walter Zepf, die futuristischer nicht wirken könnten. Mal sind sie stark verdichtet, mal kommen sie daher wie filigrane Ornamentik. Bei Zejlko Rusic ist die Motorsäge das Arbeitsmedium. Seine Figuren entwickeln beim Betrachten ein Eigenleben, mal stehen sie Kopf, mal balancieren sie auf Gestellen aus leichtem Holz. Andreas Wiertz dagegen arbeitet mit Sand, Zement, Herbstzweigen und schafft damit eine fesselnde surreale Natur. Ergänzend dazu Lore Wills Interpretation von "Sturm", in vorwinterlich-kühlen Farben.

Glitsch im Doppelpack

Die Ausstellung 2017 lässt viel Raum für Helfried und Gotthard Glitsch, beide 80 Jahre alt. Im Refektorium sind die so unterschiedlichen Werke der Cousins zu erleben. Beeindruckend dynamisch und kraftstrotzend wirken sie alle. "Sind schon enorm expressiv", lächelt Gotthard Glitsch, als ob er Gedanken lesen könnte und betrachtet sein "Fugato" und seinen "Blutzweig". Als junger Mann sei er eher der alte Meister gewesen "und jetzt als alter Mann bin ich ein verjüngter Meister." Keine Frage: Ein Zeichenblöckchen habe er immer dabei. Ein paar Meter weiter steht Cousin Helfried Glitsch. Einige seiner Großformate bilden Zerstörung ab: Verbeulte Autos, zerbombte Busse. "Die Zerstörung ist Teil unseres Lebens", erläutert er. Das krasse Gegenteil dazu seine Momentaufnahmen der Natur: Detailverliebt und stets bestrebt, "ein einheitliches Farb-Form-Gefühl" widerzuspiegeln.

Weitere Informationen: Die Ausstellung des Kunstvereins läuft vom 5. November bis 26. November, stets zu den Öffnungszeiten des Franziskanermuseums.