Ziehen beim gemeinsamen virtuellen Fasnetball an einem Strang: die Vertreter der in der Villinger Zuggesellschaft zusammengeschlossenen Vereine und der Schwenninger Narrenzunft.Foto: Gildner Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Veranstaltungen der Vereine abgesagt­ – stattdessen wird ein gemeinsames Programm übertragen

Corona macht auch den Fasnetbällen im kommenden Jahr einen Strich durch die Rechnung. Doch die Vereine üben den virtuellen Schulterschluss und stemmen einen gemeinsam Ball, der übertragen werden soll.

Villingen-Schwenningen. Der Hiobsbotschaft folgt direkt eine frohe Kunde: Aufgrund der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Abstandsregelungen, können die Bälle von Narrozunft, Katzenmusik, Glonki-Gilde, Hexenzunft, der kleinen Fasnetvereine in Villingen (Ball der kleinen Vereine) sowie der Narrenzunft Schwenningen nicht stattfinden – aber ein "virtueller Schulterschluss" soll einen gemeinsamen Ball möglich machen. Dies hat die Zuggesellschaft am Freitag bekannt gegeben.

Ein Jahr ohne Ball sei für alle Protagonisten kaum vorstellbar, wie die Zuggesellschaft deutlich macht. Daher hatten sich die jeweiligen Vereinsvertreter, die gemeinsam die Villinger Zuggesellschaft, unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Jürgen Roth bilden, sowie die Narrenzunft Schwenningen am Donnertagsabend für einen einmaligen Schulterschluss entschieden: 2021 wird es eine gemeinsame Veranstaltung der ballveranstaltenden Fasnetvereine in Villingen sowie der Narrenzunft Schwenningen in der Neuen Tonhalle geben.

Da ein klassischer Fasnetball organisatorisch und finanziell für die heimischen Vereine keinen Sinn machen würde, wird nun der "Gemeinsame Fasnetball 2021" in virtueller Form stattfinden.

Die beschlossene Veranstaltung soll den Bürgern in der Doppelstadt im kommenden Jahr die einmalige Chance bieten, gemeinsam mit den etablierten Ballakteuren der teilnehmen Vereine Fasnet im heimischen Umfeld zu erleben, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch für den Narrensome sei ein separates Format geplant.

Als Vorbild für den virtuellen Ball könnte auch das diesjährige Weinfest des Lions Clubs Villingen herhalten. Hexen-Zunftmeister Meik Gildner, der beim digitalen Weinfest ebenfalls als Organisator mit im Boot war, bestätigt, dass aus der Veranstaltung Ideen mitgenommen werden können. "Wir haben hier einige Erfahrungswerte gesammelt", so Gildner.

Das Konzept, die Akteursliste sowie der finale Termin muss nun von den jeweiligen Ballregisseuren der Vereine ausgearbeitet und dann zeitnah veröffentlicht werden. "Ich bin sehr stolz, dass in dieser für alle Menschen schwierigen Situation die Fasnetvereine zusammenstehen und gemeinsam sowie den Auflagen entsprechend die Saalfasnet feiern werden", freut sich Roth.

Bei der Narrozunft hatte man sich bereits frühzeitig dazu entschlossen, nicht mit einem normalen Ball zu planen. "Wir haben aber auch schon im Sommer gesehen, wo die Reise hingeht", berichtet Oliver Kienzler, Ballregisseur bei der Narrozunft. Die Planungen habe man deshalb zurückgestellt.

Eigentlich hätte beispielsweise das Zunftballett schon begonnen, eine Choreographie einzustudieren, während über die Sommerferien die Findungsphase für ein Motto stattfindet. "Wenn wir jetzt volle Kanne geplant hätten, wären bei den Akteuren Erwartungen kreiert worden", macht Kienzler deutlich. Stattdessen habe man ein Auge auf das virtuelle Weinfest geworfen, "und das ist ja bombastisch geworden". Der Regisseur ist gemeinsam mit seinem Kompagnon Timo Klötzl nun hinsichtlich des kreativen Parts gefragt. "Wir werden jetzt aber erstmal intern abklopfen, wer für den Ball zur Verfügung steht, Ende des Monats werde sich die Regie dann nochmals treffen, um den weiteren Weg zu erläutern.

"Das wird trotzdem lustig!"

Klar sei, dass dies natürlich kein Ball werde wie sonst. "Es gibt kein Publikum und sicherlich nicht den normalen Programmablauf – für uns ist das alles Neuland", macht Kienzler deutlich. Er ist sich aber sicher: "Das wird trotzdem lustig!"

Derweil bezeichnet Lutz Melzer, Zunftmeister der Narrenzunft Schwenningen, die Lösung mit dem gemeinsamen Ball als "die geilste Idee, was du machen kannst". Auch wenn die Ideen für das Programm jetzt erst entwickelt werden müssten und die Ball-Regisseure aller Zünfte und Vereine zusammengewürfelt würden, ist Melzer überzeugt, dass da etwas Tolles darauf entsteht. Dadurch, dass jeder etwas zum Programm beisteuert, sieht er zeitlich keine große Herausforderung bis zur Umsetzung im kommenden Jahr.

Dass die Fasnet dieses Jahr wohl ohnehin in einer anderen Form stattfinden wird, macht auch die Ankündigung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) am Freitag deutlich. Denn wegen der Corona-Pandemie hat die VSAN die Narrentreffen in der kommenden fünften Jahreszeit abgesagt. Dies könnte damit auch ein richtungsweisendes Signal hinsichtlich der Fasnetumzüge in der Doppelstadt sein.