An vielen Orten spielt der Fanfarenzug der Narrenzunft Schwenningen an den Hohen Tagen – so wie hier in der Redaktion des Schwarzwälder Boten. Eine Station fiel dieses Jahr jedoch aus: Im City-Rondell verstummten die Fanfaren. Foto: Pohl

Wurde traditionelles Musizieren im Einkaufscenter wirklich untersagt? Kritik an neuer Managerin. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Der Fanfarenzug der Narrenzunft Schwenningen spielt an der Fastnacht vielerorts. Einer der planmäßigen Auftritte wurde dieser Tage jedoch gestrichen. Das traditionelle Musizieren im City-Rondell fiel aus – weil es die neue Centermanagerin offenbar verboten hat.

Es dauerte nicht lange, bis das Thema in den sozialen Medien die Runde machte. Eine verärgerte Nutzerin postete am Samstagnachmittag: "Tradition wird gebrochen... der Fanfarenzug darf nicht mehr im City Rondell spielen!!!!" Dass die Verfasserin mit ihrem Beitrag auf Facebook eine Diskussionswelle losgetreten hat, ist wenig verwunderlich.

Seit Jahrzehnten macht der Fanfarenzug auch im zentralen Schwenninger Einkaufscenter halt, um für die Kundschaft und diejenigen, die während der Fastnacht für eben diese da sind, nämlich die Geschäftsinhaber und Angestellten, zu musizieren. Eine obligatorische Bewirtung der Musiker als Dankeschön war stets Teil des Programms, wie Fanfarenzug-Sprecher Siegfried Kanaske erklärt.

Information kommt von einem Mitarbeiter

Doch dieses Jahr war alles anders: "Ich habe eine Info bekommen, dass es nicht erwünscht sei, dass wir im City-Rondell spielen und bewirtet werden", berichtet Kanaske. Diese Mitteilung sei allerdings nicht von der Centermanagerin, Sarah Hildbrand, selbst gekommen, sondern von einem Mitarbeiter, erklärt Kanaske. "Allerdings war für uns dann klar, dass wir auch nicht ins City-Rondell gehen."

Die Reaktionen waren sowohl im Internet unter dem Post der Nutzerin, als auch gegenüber der Mitglieder des Fanfarenzugs eindeutig: Die Verärgerung war groß, dass mit dieser Tradition gebrochen wurde. Insbesondere unter den Kommentatoren im Netz war "die Schuldige" schnell ausgemacht. Scharfe Kritik gab es für Centermanagerin Sarah Hildbrand, die seit vergangenem Jahr die Leitung des City-Rondells inne hat. Ja selbst zum Boykott des Einkaufscenters wurde aufgerufen.

Soweit wiederum möchte Siegfried Kanaske nicht gehen. "Die einzelnen Geschäfte können ja nichts dafür. Aber wir haben halt gesagt, wenn wir ins City-Rondell gehen, nutzen wir halt nicht mehr das Parkhaus, an dem die verdienen."

Im Lauf des Montags nahm die Angelegenheit dann nicht nur vonseiten der "Kläger" Fahrt auf. Eine Facebook-Nutzerin, die sich per Nachricht an das Centermanagement gewandt hatte, postete unter dem Ursprungsbeitrag folgende Rückmeldung: "Hallo, Wir versuchen das gerade herauszufinden. Das Centermanagement hatte den Fanfarenzug genehmigt. Es gab vermutlich ein Missverständnis. Wir hatten nicht vor, mit der Tradition zu brechen. Mit sonnigen Grüßen vom Facebook-Team des City-Rondell Schwenningen."

Dieselbe Auskunft, so berichtet Kanaske, habe auch ein Mitglied des Fanfarenzugs auf Anfrage am Montag bekommen. "Wir warten mal ab, wie sich die Sache aufklären lässt." Verstehen könne er es jedenfalls nicht. "Schließlich bringen wir ja auch Leute ins City-Rondell. Und die laufen auch nicht gleich wieder raus, wenn wir aufgehört haben zu spielen", macht der Fanfarenzug-Sprecher deutlich.

Ein Missverständnis oder nur ein Zurückrudern?

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte sich dann am Montagnachmittag auch die Centermanagerin selbst in einer schriftlichen Stellungnahme: "Hierzu können wir Ihnen mitteilen, dass es sich leider um ein Missverständnis gehandelt hat, für welches wir uns an dieser Stelle entschuldigen möchten. Selbstverständlich wollen wir an dieser Tradition festhalten und uns an diesem Fanfarenzug beteiligen. Da es dieses Jahr leider nicht stattgefunden hat, freuen wir uns umso mehr, die Fanfarenzüge im nächsten Jahr wieder im City Rondell zu begrüßen", schreibt Sarah Hildbrand.

Ob der Fanfarenzug der Narrenzunft Schwenningen nach dieser Entschuldigung das "Missverständnis" verzeiht und im kommenden Jahr wieder auftritt? Genügend Bedenkzeit werden Siegfried Kanaske und Co. bis dahin ja haben.

Kommentar: Missverständnis

Von Michael Pohl

Die Fasnet ist eine ernste Sache! Wie ernst sie ist, zeigen die Reaktionen auf das angebliche Auftrittsverbot des Fanfarenzugs im City-Rondell. Die Reaktionen von Bürgern und Musikern sind eindeutig: Niemand versteht, warum einer Tradition, die seit Jahrzehnten gepflegt wird, plötzlich ein Riegel vorgeschoben wird. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn ein neues Centermanagement Dinge verändert. Doch hier wurde definitiv an der falschen Stellschraube gedreht. Das hat mittlerweile wohl auch die Centermanagerin gemerkt, die sich für »ein Missverständnis« entschuldigt und sich ab kommendem Jahr wieder »an diesem Fanfarenzug beteiligen« will. Nachdem keine offizielle Ausladung vonseiten der Centermanagerin vorliegt, muss dem »Missverständnis« wohl Glauben geschenkt werden. Allerdings macht die Formulierung deutlich, dass es hier offensichtlich noch mehrere gibt.