In Frack und Zylinder gekleidet waschen die Narren traditionell ihre Geldbeutel im Narrenbrunnen am Hockenplatz. Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Geldbeutelwäsche setzt buntem Treiben endgültig ein Ende / Zweiter Zunftmeister zieht positive Bilanz

Mit Wehmut blicken die Narren auf die diesjährige Fasnet zurück, die allerspätestens seit der Geldbeutelwäsche am Mittwochabend in Schwenningen endgültig vorbei ist. Ein rundum positives Fazit lässt sich ziehen.

VS-Schwenningen. "O’jerum, o’jerum" jammerten die Narren immer wieder, als sie am Mittwochabend ihre Geldbeutel im Narrenbrunnen wuschen. Passend zur Trauerstimmung erklang der Narrenmarsch in Moll.

"Es bricht nun an die Zeit der Stille, das ist nicht jedermanns Sinne", hieß es da. So ließen die Narren – in Frack und Zylinder gekleidet – mit zahlreichen kleinen Anekdoten die vergangenen Tage nochmals Revue passieren.

Da Abstauber und Texter Jörg Schlenker es am Montag bei den Umzügen in Villingen zu wild getrieben habe und nun mit Fieber im Bett liege, habe die Zunft adäquaten Ersatz beim Vortragen der Reime suchen müssen – und fand ihn in Sabine Wiebler und Bärbel Noel: So habe Thomas Menge bei der Mitgliederehrung den Narrenratshut falsch aufgehabt, Ully Hugger sei beim Zubettbringen seiner Tochter beim Schlaflied selber eingeschlafen und Rolf Rabe habe seinen roten Hanselkragen zu heiß gewaschen, sodass er jetzt einen Kinderkragen besitze.

Im Anschluss lud der zweite Zunftmeister Lutz Melzer die Narren zum traditionellen Heringsessen ins Hermann-Etter-Haus ein.

Und wie lautet sein persönliches Fazit der diesjährigen närrischen Zeit? "Es war eine richtig schöne Fasnet, wir sind sehr, sehr zufrieden", resümiert Melzer, der seit dem Ausscheiden von Martin Wittner Ende vergangenen Jahres den Interims-Vorsitz übernommen hat.

Hanselsprung als Höhepunkt

Sofort nennt er den historischen Hanselsprung, der am Fasnetssamstag zahlreiche Besucher in die Muslen gelockt hat, als absoluten Höhepunkt. Da sei auch das eine oder andere Auge nicht trocken geblieben. "Es war einfach begeisternd, wieviele alte Häser zum Vorschein gekommen sind", schwärmt Melzer. Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Narrenzunft waren alle Mitglieder eingeladen, ihr historisches Hanselhäs herauszukramen und mitzuspringen. "Unsere Erwartungen sind sogar übertroffen worden", fügt der Zweite Zunftmeister hinzu. Insgesamt rund 1000 Hästräger seien mit dabei gewesen, darunter auch historische Schantle. Das Jubiläum nicht ausgiebiger zu feiern, das sei die richtige Entscheidung gewesen. "Es ist keine runde Zahl gewesen, der 100. Geburtstag wäre eher der richtige Zeitpunkt dafür."

Ebenso blickt Melzer mit Schmunzeln auf die OB-Verhaftung am Freitag zurück, die letztmalig vom legendären Richter-Trio Michael Schopfer, Alfred Schlenker und Volker Müller angeführt wurde. "Sie haben nochmal eine Schippe obendrauf gelegt." Auch der große Umzug am Sonntag sei reibungslos verlaufen, so Melzer, der ein Lob an den neuen Umzugsorganisator Florian Radlinger ausspricht.

Anstrengendes Pensum

Auch das Wetter habe über die hohen Tage einigermaßen mitgespielt, die Kälte habe der Stimmung keinen Abbruch getan. Als eine Abordnung der Narrenzunft am Montag beim Umzug in Horb gewesen ist, habe sogar die Sonne geschienen – während es beim Historischen Umzug in Villingen heftig geschneit hat. Sehr kurz ist in diesem Jahr die Fasnet gewesen, zwischen dem Abstauben am Dreikönigstag und den hohen Tagen lagen lediglich 33 Tage. Und dementsprechend vollgepackt war das Programm für die Narrenzunft, wie Lutz Melzer erzählt: An drei Wochenenden sei sie bei Narrentreffen gewesen, unter anderem in Gosheim einen Tag direkt nach dem Eröffnungsball. "Das war alles extrem kräftezehrend." So habe der Narrenrat jetzt schon beschlossen, im kommenden Jahr weniger Verpflichtungen wahrzunehmen, da hätten alle letztendlich mehr von.

Sicherheitskonzept greift

Zufrieden zeigt sich Lutz Melzer, dass es keine Zwischenfälle gegeben hat. Die Auflagen des Sicherheitskonzepts hätten gut umgesetzt werden können. 160 Euro pro Wagen kostet die erforderliche Klingel, die über Funk zu bedienen ist. "Mit dem Bürgeramt sind wir auf einen guten Nenner gekommen." Dass beim Baumstellen großzügigere Absperrungen erforderlich sind, hätten die Tännlelupfer sogar als positiv empfunden, so hätten sie mehr Platz gehabt.

Und Lutz Melzer selber? Arbeit gab es für ihn in den vergangenen Wochen genug, musste er doch die Aufgaben des Ersten und Zweiten Zunftmeisters miteinander vereinen. "Mit Unterstützung der Ehrenzunftmeister und des Narrenrats haben wir das gut hinbekommen", meint er.

Vorsitz ist noch ungeklärt

Und wie geht es weiter? "Ich habe mir das Ganze an vorderster Front anschauen können und werde ein paar Nächte drüber schlafen." Wer den Vorsitz der Narrenzunft künftig übernimmt, werde in den kommenden Ratssitzungen besprochen. Denn werde Melzer möglicherweise zum neuen Zunftmeister gewählt, müsse gleichzeitig ein Nachfolger für den Stellvertreterposten gefunden werden.

Eine endgültige Entscheidung gibt es erst im Herbst bei den Vorstandswahlen, darüber entschieden die Mitglieder. Das Positive, wenn sich Melzer zur Wahl stellen sollte: "Sie wissen, wen sie wählen, und kaufen nicht die Katze im Sack."