Er ist nicht das erste Mal an der Silbermann-Orgel der Benediktiner-Kirche zu hören: Frank Rieger. Am Samstag bietet er eine Kombination barocker und moderner Werke. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Frank Rieger bietet der Adventszeit angepasste dezente Stücke / Viele Besucher zur Marktzeit

VS-Villingen. Erstaunlich viele Besucher lockte die Orgelmusik zur Marktzeit in die Benediktiner-Kirche. Frank Rieger, Kantor und Dekanats-Chorleiter, bot der Adventszeit angepasste, eher dezente Orgelmusik.

Dahinter stand die Überlegung, harmonische Klanglichkeit bei experimentellem Mix von barocker Musik und modernen Werken zu wagen. Das Vorhaben gelang in ansprechender Weise, was der Beifall des Publikums bewies. Moderne Musik auf traditioneller Basis war von Cor Kee (1900 bis 1997), einem niederländischen Organisten, zu hören. Seiner Variationskomposition lag das Geuzenlied "Merck toch hoe sterck" zugrunde, das den Niederländern Mut im Kampf des "Achtzigjährigen Krieges" gegen die spanischen Besetzer zurief. Zunächst erklang die Melodie wie empfindsamer Kirchengesang. Die Veränderungen waren mit Holzregistern, silbrig-hellen Farben, Bass-Cantus-firmus, Ornamentik, Läufen, Bassbehandlung, nasalem Klang, fugenartiger Behandlung und expressiv-mächtigem Finale zu hören.

1945 wurde der deutsche Organist und Carillon-Spieler Hans Uwe Hielscher geboren. Seine Partita (Suite) über "Es kommt ein Schiff geladen" stieg aus dunkler Tiefe empor, beeindruckte mit Vox humana, auftaktiger Siziliana, auf Eins betonter Dreierbewegung, lebendig dahineilenden Begleitfiguren wie sprudelnde Quellen, in denen die Melodie nur punktuell zu erkennen war, harmonischen Veränderungen und einem breiten, markanten Schluss. Auch dies eine gekonnte Präsentation, obwohl die Musik eher zu einer romantisch disponierten Orgel gehörte. Sie war eigentlich kein Kontrast, die bekannte Canzona von Johann Sebastian Bach, denn sie fügte sich in die programmatische Gestaltung. Hier war italienische Musik aus der Feder des Eisenacher Meisters zu hören: gesanglich, mit chromatischen Elementen bei absteigenden Linien, fugierten Paraphrasen, verdichtetem Harmoniegefüge und voller Lebendigkeit.

Ein französischer Barockkomponist war Claude-Bénigne Balbastre. Er hatte das Pech, in die Wirren der französischen Revolution hinein geboren worden zu sein. Variationen über die Marseillaise sind bekannt und beliebt sind seine Noels. Rieger ließ "Prélude et Fugue en Ré Mineur (d-Moll)" hören. Einem mit breiter Akkordik ausgestattetem Präludium folgte die Fuge in barock-strahlender Freude mit synkopischen Reizen und prachtvollem Schluss.