Nach sechs Jahren an der Bickebergschule treten die ersten Zehntklässler zu den Prüfungen für den Realschulabschluss an. Foto: Hermann Foto: Schwarzwälder Bote

Bickebergschule: 39 Zehntklässer schwitzen über Matheaufgaben für Mittlere Reife / Kollegium fiebert mit

Sie sind stolz auf ihre Jugendlichen, aber auch ein bisschen nervös: Schulleiter Alexander Hermann und Konrektor Martin Schymala fiebern mit den ersten Zehntklässlern der Villinger Bickebergschule mit, die seit gestern die Prüfungen für den Realschulabschluss ablegen. Für beide der Beweis, dass das Konzept Gemeinschaftsschule aufgeht.

VS-Villingen. "Wir freuen uns, dass wir jetzt den klassischen Realschulabschluss anbieten können", betont Hermann. Am Freitag standen zum Auftakt die Mathematikprüfungen an, nächste Woche geht es mit Englisch und Deutsch weiter. Eben genau mit den Aufgaben, über denen auch die Jugendlichen der Karl-Brachat-Schule schwitzen. So gebe es in Villingen nun an zwei Schulen die Möglichkeit, die Mittlere Reife zu erwerben, stellt Hermann fest.

Vor sechs Jahren war das Projekt Gemeinschaftsschule unter Rektor Hans-Joachim Bürner und seinem Stellvertreter Henry Greif gestartet. Nun ist der erste Jahrgang in der zehnten Klasse angekommen. 39 Schüler machen den Realschulabschuss, zeigt sich Hermann erfreut über den Erfolg vieler seiner Schützlinge. Denn darunter seien einige, die einst mit der Hauptschulempfehlung gekommen seien und ihre Talente über die Jahre entdeckt hätten. "Wir tragen der Entwicklung der Kinder Rechnung, manche sind eben Spätzünder", sieht Schymala den Vorteil des gemeinsamen Lernens von der ersten bis zur zehnten Klasse. Das Lehrerkollegium habe jeden einzelnen Schüler im Blick und könne ihn individuell fördern, "wir stecken die Kinder nicht zu früh in Schubladen".

Es sei ein tolles Signal zu zeigen, dass der Realschulabschluss für alle möglich sei. Und die Gemeinschaftsschule ermögliche es, alle zusammen zu begleiten. Kein Kind müsse mangels Leistung oder wegen zu guter Erfolge die Schule verlassen und neu anfangen. In Zusammenarbeit mit den Eltern stecke der Lehrer ab, welcher Weg der beste für ihren Nachwuchs ist, erläutert Hermann den pädagogischen Ansatz. Es sei möglich, von Fach zu Fach auf verschiedenen Niveaus zu lernen und die besonderen Begabungen zu entfalten. Ab der achten Klasse gelte es zu schauen, ob der Jugendliche eher einen Hauptschul- oder einen Realschulabschluss ansteht. Dann gehe es im Unterricht gezielt um die Vorbereitung auf die Prüfungen. 80 Prozent der Jungen und Mädchen aus dem ersten Jahrgang der Gemeinschaftsschule besuchen das zehnte Schuljahr und haben bald den Haupt- oder den Realschulabschluss in der Tasche, nennt Hermann Zahlen.

Mit der mittleren Reife stehe ihnen der Weg auf jedes Gymnasium offen. Manch einer habe sich schon für den Wechsel auf eines der beruflichen Gymnasien in der Doppelstadt entschieden und strebe damit das Abitur und eventuelle auch ein Studium an, beobachtet Hermann den Werdegang seiner Schüler mit Freude. Dieses Modell komme auch bei den Eltern an: Nach den bisherigen Anmeldungen bleibe die Bickebergschule auf alle Fälle dreizügig.

Längst ist der Unterricht und die Arbeit in der Gemeinschaftsschule für die Lehrer Routine. Mit dem Jahrgang, der nun den Realschulabschluss absolviert, hatte für die Pädagogen das Abenteuer Gemeinschaftschule begonnen. "Gemeinsam haben wir alles nach oben aufgebaut", blickt Hermann auf diese Zeit zurück. Da fühle jetzt natürlich das ganze Kollegium mit den jungen Leuten mit. Dass sie diese Herausforderung nach sechs Jahren Gemeinschaftsschule meistern, sind sich Alexander Hermann und Martin Schymala sicher.