Hier soll eines der größten Zukunftsprojekte von VS verwirklicht werden – doch Kritik wird laut: Trotz des klaren Jas zur nachhaltigen Stadtentwicklung sparte man das Energiekonzept bislang aus. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: VS sagt Ja zur grünen Stadtentwicklung, wartet aber in Sachen Nachhaltigkeit noch ab

Villingen-Schwenningen. "Villingen-Schwenningen ist schon heute eine grüne Stadt", und sie soll noch viel grüner werden – zumindest wenn es nach dem Leitbild und dem darin verankerten Nachhaltigkeitsgedanken geht, das sich Stadtverwaltung und Gemeinderat zum Vorbild genommen haben.

An der Vision des Villingen-Schwenningens in der Zukunft haben unter anderem die Stadtplaner der Agentur Urbanista über eineinhalb Jahre lang gearbeitet – und mit eindeutigem Votum haben die Kommunalpolitiker beim Verabschieden des Leitbildes Ja gesagt zu den Zielen, die man sich darin gesteckt hat – auch dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung.

Soll all das nun, Monate später, ein reines Lippenbekenntnis gewesen sein? Dieses Eindrucks jedenfalls konnte sich die Grünen-Stadträtin Cornelia Kunkis-Becker nicht erwehren, als klar wurde, dass über das Energiekonzept eines der wichtigsten Zukunftsprojekte der Doppelstadt, der Zentralisierung der Verwaltung auf dem Mangin-Areal, erst dann im Detail gesprochen werden soll, wenn schon alles geplant ist.

Es gilt als das Zukunftsprojekt des Oberzentrums schlechthin: Die Bündelung von Teilen der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen auf dem ehemaligen Kasernenareal Mangin in Villingen soll der ganz große Wurf sein. 41,1 Millionen Euro werden investiert, um dort, wo einst zwei Mannschaftsgebäude für Soldaten standen, ein Verwaltungsdomizil für 360 Mitarbeiter zu schaffen – inklusive 224 Parkplätzen und 60 Stellflächen für Fahrräder. Architekt Andreas Flöß hatte eine aufwendige Machbarkeitsstudie erstellt, die begeisterten Beifall fand.

Doch angesichts des gefassten Leitgedankens zur Nachhaltigkeit in VS tauchten auch Fragen auf, die die Stadtverwaltung bis dato nicht beantwortet hat: Wie könnte das Energiekonzept für dieses Zukunftsvorhaben aussehen? Und: Müssten angesichts der Tragweite des Projekts nicht bereits im jetzigen Stadium wichtige Eckpfeiler für die Bewirtschaftung, Beheizung und den Unterhalt des Areals gesetzt werden, um dem nachhaltigen Gedanken auch genügen zu können? Dass die Planungen immer weiter gedeihen, das Energiekonzept indes noch im Dunkeln liegt, ist für die Grünen-Stadträtin Cornelia Kunkis-Becker geradezu absurd. Schließlich hat man es im Leitbild klar und deutlich formuliert: In allen Häusern und Gebäuden in Villingen-Schwenningen "schlummern große Potenziale, um Energie zu sparen und zu gewinnen. Mit dem Einsatz ressourcenschonender und energiesparender Bauweisen, der energetischen Sanierung älterer Gebäude und nachhaltigen Heizungs- und Kühlungssystemen kann jeder Hausbesitzer einen gewichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten." Kunkis-Becker stellte daher den förmlichen Antrag, dass der Gemeinderat in Kürze über das mögliche Energiekonzept zu informieren ist und auch die Partner für diese Belange, allen voran die Stadtwerke, von Anfang an fest mit im Boot sitzen.

Es ist wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Was müsste zuerst passieren – sollte ein Gebiet wie das ehemalige Kasernen-Areal Mangin erst einmal ordentlich überplant werden? Oder müsste man sich zunächst Rahmenbedinungen setzen und seine Planungen dann an diesen ausrichten? Eine allgemeingültige Antwort lässt sich kaum finden. Im Falle von VS und dem gerade erst gefassten Zukunfts-Leitbild kann aber nur eines richtig sein: ein Signal zu setzen. Die Kommunalpolitik muss zeigen, dass das Leitbild für VS und die darin gesetzten Ziele keine Lippenbekenntnisse, sondern ernst gemeinte Vorhaben sind. Wo, wenn nicht beim größten Zukunftsprojekt des Oberzentrums könnte man das glaubhafter machen? Das Können der Planer ist sicher groß genug, um auch unter entsprechenden Rahmenbedingungen ein ansprechendes Gesamtkonzept zu stricken.